der Monarch, dem die Pfalz im Jan. und Febr. 1689. ihre Einäscherung, und hernach 1697. die Clausel des Ryßwickischen Friedens zu danken hat- te, in seinem eignen Reiche durch Wiederrufung des Edicts von Nantes Millionen ihrer Glaubens- genossen unglücklich gemacht, und großentheils zum Wanderstabe gebracht hatte. Ein Umstand, wo- von viele Teutsche Reichsstände vortrefflichen Ge- brauch zu machen wußten, um mit diesen Franzö- sischen Flüchtlingen neue Gewerbe in ihr Land zu bringen, da man hin und wieder selbst neue Städte und Dörfer für sie anlegen ließ; so daß auch das dazu beygetragen hat, mancher Teutschen Gegend eine andere Gestalt zu geben.
Was übrigens jene Ansprüche der Herzo-VII. ginn von Orleans anbetrifft, die zu dem Kriege, dem der Ryßwickische Friede ein Ende machte, we- nigstens dem Namen nach den ersten Anlaß gege- ben hatten; so waren solche allerdings in so weit nicht ungegründet, als nach dem unter unsern fürst- lichen Häusern uralthergebrachten Successionsrech- te eine Tochter, so lange Brüder von ihr da sind, nichts als ihre Aussteuer begehren kann, aber wenn mit einem Bruder, wie hier der Fall war, der Mannsstamm einer Linie erlöscht, und das Land einem Stammsvetter von einer andern Linie zu- fällt, alsdann die Mobiliarverlaßenschaft der erlo- schenen Linie der Tochter, Schwester oder andern nächsten weiblichen Verwandtinn von eben der Li- nie zu gute kömmt (f). In solchen Fällen muß deswegen immer eine Absonderung der Mobiliar- verlaßenschaft von der Landesfolge geschehen, so
wie
(f) Oben Th. 1. S. 15.
6) Veraͤnd. in der Pfalz 1685-1697.
der Monarch, dem die Pfalz im Jan. und Febr. 1689. ihre Einaͤſcherung, und hernach 1697. die Clauſel des Ryßwickiſchen Friedens zu danken hat- te, in ſeinem eignen Reiche durch Wiederrufung des Edicts von Nantes Millionen ihrer Glaubens- genoſſen ungluͤcklich gemacht, und großentheils zum Wanderſtabe gebracht hatte. Ein Umſtand, wo- von viele Teutſche Reichsſtaͤnde vortrefflichen Ge- brauch zu machen wußten, um mit dieſen Franzoͤ- ſiſchen Fluͤchtlingen neue Gewerbe in ihr Land zu bringen, da man hin und wieder ſelbſt neue Staͤdte und Doͤrfer fuͤr ſie anlegen ließ; ſo daß auch das dazu beygetragen hat, mancher Teutſchen Gegend eine andere Geſtalt zu geben.
Was uͤbrigens jene Anſpruͤche der Herzo-VII. ginn von Orleans anbetrifft, die zu dem Kriege, dem der Ryßwickiſche Friede ein Ende machte, we- nigſtens dem Namen nach den erſten Anlaß gege- ben hatten; ſo waren ſolche allerdings in ſo weit nicht ungegruͤndet, als nach dem unter unſern fuͤrſt- lichen Haͤuſern uralthergebrachten Succeſſionsrech- te eine Tochter, ſo lange Bruͤder von ihr da ſind, nichts als ihre Ausſteuer begehren kann, aber wenn mit einem Bruder, wie hier der Fall war, der Mannsſtamm einer Linie erloͤſcht, und das Land einem Stammsvetter von einer andern Linie zu- faͤllt, alsdann die Mobiliarverlaßenſchaft der erlo- ſchenen Linie der Tochter, Schweſter oder andern naͤchſten weiblichen Verwandtinn von eben der Li- nie zu gute koͤmmt (f). In ſolchen Faͤllen muß deswegen immer eine Abſonderung der Mobiliar- verlaßenſchaft von der Landesfolge geſchehen, ſo
wie
(f) Oben Th. 1. S. 15.
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6) Veraͤnd. in der Pfalz 1685-1697.
der Monarch, dem die Pfalz im Jan. und Febr.
1689. ihre Einaͤſcherung, und hernach 1697. die
Clauſel des Ryßwickiſchen Friedens zu danken hat-
te, in ſeinem eignen Reiche durch Wiederrufung
des Edicts von Nantes Millionen ihrer Glaubens-
genoſſen ungluͤcklich gemacht, und großentheils zum
Wanderſtabe gebracht hatte. Ein Umſtand, wo-
von viele Teutſche Reichsſtaͤnde vortrefflichen Ge-
brauch zu machen wußten, um mit dieſen Franzoͤ-
ſiſchen Fluͤchtlingen neue Gewerbe in ihr Land
zu bringen, da man hin und wieder ſelbſt neue
Staͤdte und Doͤrfer fuͤr ſie anlegen ließ; ſo daß
auch das dazu beygetragen hat, mancher Teutſchen
Gegend eine andere Geſtalt zu geben.
Was uͤbrigens jene Anſpruͤche der Herzo-
ginn von Orleans anbetrifft, die zu dem Kriege,
dem der Ryßwickiſche Friede ein Ende machte, we-
nigſtens dem Namen nach den erſten Anlaß gege-
ben hatten; ſo waren ſolche allerdings in ſo weit
nicht ungegruͤndet, als nach dem unter unſern fuͤrſt-
lichen Haͤuſern uralthergebrachten Succeſſionsrech-
te eine Tochter, ſo lange Bruͤder von ihr da ſind,
nichts als ihre Ausſteuer begehren kann, aber wenn
mit einem Bruder, wie hier der Fall war, der
Mannsſtamm einer Linie erloͤſcht, und das Land
einem Stammsvetter von einer andern Linie zu-
faͤllt, alsdann die Mobiliarverlaßenſchaft der erlo-
ſchenen Linie der Tochter, Schweſter oder andern
naͤchſten weiblichen Verwandtinn von eben der Li-
nie zu gute koͤmmt (f). In ſolchen Faͤllen muß
deswegen immer eine Abſonderung der Mobiliar-
verlaßenſchaft von der Landesfolge geſchehen, ſo
wie
VII.
(f) Oben Th. 1. S. 15.
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/357>, abgerufen am 16.02.2025.
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