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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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6) Veränd. in der Pfalz 1685-1697.
Tode (1685. Jan. 5.) ein Vertrag entworfen,
und von beiderseitigen Räthen zu Schwäbisch Hal-
le (1685. May 12.) gezeichnet worden, vermöge
dessen die Reformirten und Lutherischen im Lande
nach Vorschrift des Westphälischen Friedens bey
ihrer Religion geschützt, auch in Landesbedienun-
gen nicht ausgeschlossen werden sollten (t): Aber
vors erste verlohr die Pfalz schon viele ihrer bishe-
rigen protestantischen Einwohner durch die unerhör-
te Grausamkeit, womit der Französische Minister
Louvois im Jan. und Febr. 1689. in dem ganzen
Striche Landes von Speier bis Oppenheim alle
Städte und Dörfer einäschern ließ. Und der Re-
ligionszustand der evangelischen Pfälzer ward her-
nach von einer Regierung zur andern noch immer
bedrängter.

Der Churfürst Johann Wilhelm, der nach sei-II.
nem Vater Philipp Wilhelm (+ 1690. Sept. 2.)
zur Regierung gekommen war, und sich ganz von
Jesuiten lenken ließ, benutzte nicht nur die Ryß-
wickische Clausel dazu, daß die Catholischen alles,
was sie währenden Krieges den Evangelischen an
Kirchen, Pfarrhäusern, Schulen und Einkünften
genommen hatten, behielten. Sondern er gab
jetzt noch einen Befehl, daß den im Reiche einge-
führten drey Religionen, wo nicht etwa vermöge
des Ryßwickischen Friedens bloß ausschließlich ca-
tholische Religionsübung behauptet werden könnte,
durchgängig der gemeine Gebrauch der Kirchen,

Freud-
(t) Lünigs Reichsarchiv part. spec. (vol. 5.)
S. 734. Struvs Pfälzische Kirchenhistorie S.
687.
U 2

6) Veraͤnd. in der Pfalz 1685-1697.
Tode (1685. Jan. 5.) ein Vertrag entworfen,
und von beiderſeitigen Raͤthen zu Schwaͤbiſch Hal-
le (1685. May 12.) gezeichnet worden, vermoͤge
deſſen die Reformirten und Lutheriſchen im Lande
nach Vorſchrift des Weſtphaͤliſchen Friedens bey
ihrer Religion geſchuͤtzt, auch in Landesbedienun-
gen nicht ausgeſchloſſen werden ſollten (t): Aber
vors erſte verlohr die Pfalz ſchon viele ihrer bishe-
rigen proteſtantiſchen Einwohner durch die unerhoͤr-
te Grauſamkeit, womit der Franzoͤſiſche Miniſter
Louvois im Jan. und Febr. 1689. in dem ganzen
Striche Landes von Speier bis Oppenheim alle
Staͤdte und Doͤrfer einaͤſchern ließ. Und der Re-
ligionszuſtand der evangeliſchen Pfaͤlzer ward her-
nach von einer Regierung zur andern noch immer
bedraͤngter.

Der Churfuͤrſt Johann Wilhelm, der nach ſei-II.
nem Vater Philipp Wilhelm († 1690. Sept. 2.)
zur Regierung gekommen war, und ſich ganz von
Jeſuiten lenken ließ, benutzte nicht nur die Ryß-
wickiſche Clauſel dazu, daß die Catholiſchen alles,
was ſie waͤhrenden Krieges den Evangeliſchen an
Kirchen, Pfarrhaͤuſern, Schulen und Einkuͤnften
genommen hatten, behielten. Sondern er gab
jetzt noch einen Befehl, daß den im Reiche einge-
fuͤhrten drey Religionen, wo nicht etwa vermoͤge
des Ryßwickiſchen Friedens bloß ausſchließlich ca-
tholiſche Religionsuͤbung behauptet werden koͤnnte,
durchgaͤngig der gemeine Gebrauch der Kirchen,

Freud-
(t) Luͤnigs Reichsarchiv part. ſpec. (vol. 5.)
S. 734. Struvs Pfaͤlziſche Kirchenhiſtorie S.
687.
U 2
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[307/0349] 6) Veraͤnd. in der Pfalz 1685-1697. Tode (1685. Jan. 5.) ein Vertrag entworfen, und von beiderſeitigen Raͤthen zu Schwaͤbiſch Hal- le (1685. May 12.) gezeichnet worden, vermoͤge deſſen die Reformirten und Lutheriſchen im Lande nach Vorſchrift des Weſtphaͤliſchen Friedens bey ihrer Religion geſchuͤtzt, auch in Landesbedienun- gen nicht ausgeſchloſſen werden ſollten (t): Aber vors erſte verlohr die Pfalz ſchon viele ihrer bishe- rigen proteſtantiſchen Einwohner durch die unerhoͤr- te Grauſamkeit, womit der Franzoͤſiſche Miniſter Louvois im Jan. und Febr. 1689. in dem ganzen Striche Landes von Speier bis Oppenheim alle Staͤdte und Doͤrfer einaͤſchern ließ. Und der Re- ligionszuſtand der evangeliſchen Pfaͤlzer ward her- nach von einer Regierung zur andern noch immer bedraͤngter. Der Churfuͤrſt Johann Wilhelm, der nach ſei- nem Vater Philipp Wilhelm († 1690. Sept. 2.) zur Regierung gekommen war, und ſich ganz von Jeſuiten lenken ließ, benutzte nicht nur die Ryß- wickiſche Clauſel dazu, daß die Catholiſchen alles, was ſie waͤhrenden Krieges den Evangeliſchen an Kirchen, Pfarrhaͤuſern, Schulen und Einkuͤnften genommen hatten, behielten. Sondern er gab jetzt noch einen Befehl, daß den im Reiche einge- fuͤhrten drey Religionen, wo nicht etwa vermoͤge des Ryßwickiſchen Friedens bloß ausſchließlich ca- tholiſche Religionsuͤbung behauptet werden koͤnnte, durchgaͤngig der gemeine Gebrauch der Kirchen, Freud- II. (t) Luͤnigs Reichsarchiv part. ſpec. (vol. 5.) S. 734. Struvs Pfaͤlziſche Kirchenhiſtorie S. 687. U 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/349>, abgerufen am 24.11.2024.