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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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IX. Leop. u. Joseph I. 1657-1711.
schreiben, als eine weitere Fortsetzung des Krieges
veranlaßen würden, zumal da die Französischen
Gesandten wiederholt erklärten: ihres Königs Eh-
re und Gewissen litte nicht davon abzugehen, daß
die Kirchen, die er aus Andacht bauen laßen, in
ihrem Wesen erhalten werden müßten. So un-
terschrieben also die kaiserlichen und der catholischen
Stände Gesandten, aber von evangelischen nur die
von Würtenberg, Wetterauischen Grafen und der
Reichsstadt Frankfurt. Alle übrige evangelische
Gesandten gaben vielmehr eine von ihnen unter-
schriebene Erklärung an die vermittelnden Mächte,
wie sie darum den Frieden nicht unterschreiben
könnten, weil die eingeschobene Clausel sowohl dem
Westphälischen Frieden und der Wahlcapitulation,
als der vom Reiche erhaltenen Instruction, und
selbst den bisherigen Friedenshandlungen und eig-
nen kaiserlichen und Französischen Erklärungen ent-
gegen sey.


XI.

Inzwischen war zur Ratification des Friedens,
die auch von der Reichsversammlung zu Regens-
burg geschehen sollte, nur eine Frist von sechs Wo-
chen gesetzt, unter gleicher Bedrohung, sonst den
Krieg gegen diejenigen, die sich derselben widersetz-
ten, fortzuführen. Darauf wurde zwar (1697.
Nov. 26.) ein Reichsgutachten zur Ratification
abgefaßt, jedoch mit einem eignen Postscripte,
worin auf eine Versicherung angetragen wurde:
daß die Catholischen gegen die protestantischen
Stände im ganzen Reiche sich dieser Clausel nie be-
dienen würden, und die Clausel also nur eine Sa-
che zwischen dem Reiche und der Krone Frankreich
bleiben solle, zumal da die Französische Gesandt-

schaft

IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
ſchreiben, als eine weitere Fortſetzung des Krieges
veranlaßen wuͤrden, zumal da die Franzoͤſiſchen
Geſandten wiederholt erklaͤrten: ihres Koͤnigs Eh-
re und Gewiſſen litte nicht davon abzugehen, daß
die Kirchen, die er aus Andacht bauen laßen, in
ihrem Weſen erhalten werden muͤßten. So un-
terſchrieben alſo die kaiſerlichen und der catholiſchen
Staͤnde Geſandten, aber von evangeliſchen nur die
von Wuͤrtenberg, Wetterauiſchen Grafen und der
Reichsſtadt Frankfurt. Alle uͤbrige evangeliſche
Geſandten gaben vielmehr eine von ihnen unter-
ſchriebene Erklaͤrung an die vermittelnden Maͤchte,
wie ſie darum den Frieden nicht unterſchreiben
koͤnnten, weil die eingeſchobene Clauſel ſowohl dem
Weſtphaͤliſchen Frieden und der Wahlcapitulation,
als der vom Reiche erhaltenen Inſtruction, und
ſelbſt den bisherigen Friedenshandlungen und eig-
nen kaiſerlichen und Franzoͤſiſchen Erklaͤrungen ent-
gegen ſey.


XI.

Inzwiſchen war zur Ratification des Friedens,
die auch von der Reichsverſammlung zu Regens-
burg geſchehen ſollte, nur eine Friſt von ſechs Wo-
chen geſetzt, unter gleicher Bedrohung, ſonſt den
Krieg gegen diejenigen, die ſich derſelben widerſetz-
ten, fortzufuͤhren. Darauf wurde zwar (1697.
Nov. 26.) ein Reichsgutachten zur Ratification
abgefaßt, jedoch mit einem eignen Poſtſcripte,
worin auf eine Verſicherung angetragen wurde:
daß die Catholiſchen gegen die proteſtantiſchen
Staͤnde im ganzen Reiche ſich dieſer Clauſel nie be-
dienen wuͤrden, und die Clauſel alſo nur eine Sa-
che zwiſchen dem Reiche und der Krone Frankreich
bleiben ſolle, zumal da die Franzoͤſiſche Geſandt-

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[304/0346] IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711. ſchreiben, als eine weitere Fortſetzung des Krieges veranlaßen wuͤrden, zumal da die Franzoͤſiſchen Geſandten wiederholt erklaͤrten: ihres Koͤnigs Eh- re und Gewiſſen litte nicht davon abzugehen, daß die Kirchen, die er aus Andacht bauen laßen, in ihrem Weſen erhalten werden muͤßten. So un- terſchrieben alſo die kaiſerlichen und der catholiſchen Staͤnde Geſandten, aber von evangeliſchen nur die von Wuͤrtenberg, Wetterauiſchen Grafen und der Reichsſtadt Frankfurt. Alle uͤbrige evangeliſche Geſandten gaben vielmehr eine von ihnen unter- ſchriebene Erklaͤrung an die vermittelnden Maͤchte, wie ſie darum den Frieden nicht unterſchreiben koͤnnten, weil die eingeſchobene Clauſel ſowohl dem Weſtphaͤliſchen Frieden und der Wahlcapitulation, als der vom Reiche erhaltenen Inſtruction, und ſelbſt den bisherigen Friedenshandlungen und eig- nen kaiſerlichen und Franzoͤſiſchen Erklaͤrungen ent- gegen ſey. Inzwiſchen war zur Ratification des Friedens, die auch von der Reichsverſammlung zu Regens- burg geſchehen ſollte, nur eine Friſt von ſechs Wo- chen geſetzt, unter gleicher Bedrohung, ſonſt den Krieg gegen diejenigen, die ſich derſelben widerſetz- ten, fortzufuͤhren. Darauf wurde zwar (1697. Nov. 26.) ein Reichsgutachten zur Ratification abgefaßt, jedoch mit einem eignen Poſtſcripte, worin auf eine Verſicherung angetragen wurde: daß die Catholiſchen gegen die proteſtantiſchen Staͤnde im ganzen Reiche ſich dieſer Clauſel nie be- dienen wuͤrden, und die Clauſel alſo nur eine Sa- che zwiſchen dem Reiche und der Krone Frankreich bleiben ſolle, zumal da die Franzoͤſiſche Geſandt- ſchaft

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/346>, abgerufen am 17.05.2024.