Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

VIII. Folgen d. Westph. Fr. 1648-1657.
schiene, dahin gienge, mit dem Namen zugleich
die Sache selbst, und die einmal im Westphäli-
schen Frieden so theuer erworbenen Rechte der ver-
einigten Berathschlagung und Zusammenhaltung
zu untergraben (s).


VIII.

Der Erfolg der Geschichte hat es nur gar zu
oft gelehret, wie große Ursache der evangelische
Religionstheil hat, als Corpus zusammen zu hal-
ten; wozu auf catholischer Seite freylich weit we-
niger Nothwendigkeit vorhanden ist, da in den
Reichstagsberathschlagungen ohnedem die Catholi-
schen ordentlicher Weise die Mehrheit der Stim-
men auf ihrer Seite haben, und da in einzelnen
Vorfällen, wo der Unterschied der Religion Ein-
fluß hat, gemeiniglich ein Protestant der leidende
Theil ist. Selbst die Verschiedenheit der Reli-
gionsgrundsätze bringt das mit sich, daß Prote-
stanten, entfernt von Bekehrungssucht oder Ver-
folgung anderer Religionsverwandten, gerne je-
dem duldend seine Gewissensfreyheit laßen; so
aber bey Catholischen, wenigstens nach dem päbst-
lichen und jesuitischen Systeme, der Fall bisher
nicht gewesen ist.


IX.

Catholische Reichsstände könnten also, ohne
als Ein Corpus sichtbar zu handeln, um so eher
zu rechte kommen, da sie weder wider eine gegen-
theilige Mehrheit der Stimmen, noch wider Be-
schwerden, die ihnen zugefügt werden, so leicht zu
kämpfen haben, und da überdas alle Mitglieder
der catholischen Kirche durch das genaue Band

der
(s) Schauroths Samml. vom corp. euang.
Th. 2. S. 759. 791. u. f.

VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
ſchiene, dahin gienge, mit dem Namen zugleich
die Sache ſelbſt, und die einmal im Weſtphaͤli-
ſchen Frieden ſo theuer erworbenen Rechte der ver-
einigten Berathſchlagung und Zuſammenhaltung
zu untergraben (s).


VIII.

Der Erfolg der Geſchichte hat es nur gar zu
oft gelehret, wie große Urſache der evangeliſche
Religionstheil hat, als Corpus zuſammen zu hal-
ten; wozu auf catholiſcher Seite freylich weit we-
niger Nothwendigkeit vorhanden iſt, da in den
Reichstagsberathſchlagungen ohnedem die Catholi-
ſchen ordentlicher Weiſe die Mehrheit der Stim-
men auf ihrer Seite haben, und da in einzelnen
Vorfaͤllen, wo der Unterſchied der Religion Ein-
fluß hat, gemeiniglich ein Proteſtant der leidende
Theil iſt. Selbſt die Verſchiedenheit der Reli-
gionsgrundſaͤtze bringt das mit ſich, daß Prote-
ſtanten, entfernt von Bekehrungsſucht oder Ver-
folgung anderer Religionsverwandten, gerne je-
dem duldend ſeine Gewiſſensfreyheit laßen; ſo
aber bey Catholiſchen, wenigſtens nach dem paͤbſt-
lichen und jeſuitiſchen Syſteme, der Fall bisher
nicht geweſen iſt.


IX.

Catholiſche Reichsſtaͤnde koͤnnten alſo, ohne
als Ein Corpus ſichtbar zu handeln, um ſo eher
zu rechte kommen, da ſie weder wider eine gegen-
theilige Mehrheit der Stimmen, noch wider Be-
ſchwerden, die ihnen zugefuͤgt werden, ſo leicht zu
kaͤmpfen haben, und da uͤberdas alle Mitglieder
der catholiſchen Kirche durch das genaue Band

der
(s) Schauroths Samml. vom corp. euang.
Th. 2. S. 759. 791. u. f.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0288" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Folgen d. We&#x017F;tph. Fr. 1648-1657.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chiene, dahin gienge, mit dem Namen zugleich<lb/>
die Sache &#x017F;elb&#x017F;t, und die einmal im We&#x017F;tpha&#x0364;li-<lb/>
&#x017F;chen Frieden &#x017F;o theuer erworbenen Rechte der ver-<lb/>
einigten Berath&#x017F;chlagung und Zu&#x017F;ammenhaltung<lb/>
zu untergraben <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#fr">Schauroths</hi> Samml. vom <hi rendition="#aq">corp. euang.</hi><lb/>
Th. 2. S. 759. 791. u. f.</note>.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> </note>
          <p>Der Erfolg der Ge&#x017F;chichte hat es nur gar zu<lb/>
oft gelehret, wie große Ur&#x017F;ache der evangeli&#x017F;che<lb/>
Religionstheil hat, als Corpus zu&#x017F;ammen zu hal-<lb/>
ten; wozu auf catholi&#x017F;cher Seite freylich weit we-<lb/>
niger Nothwendigkeit vorhanden i&#x017F;t, da in den<lb/>
Reichstagsberath&#x017F;chlagungen ohnedem die Catholi-<lb/>
&#x017F;chen ordentlicher Wei&#x017F;e die Mehrheit der Stim-<lb/>
men auf ihrer Seite haben, und da in einzelnen<lb/>
Vorfa&#x0364;llen, wo der Unter&#x017F;chied der Religion Ein-<lb/>
fluß hat, gemeiniglich ein Prote&#x017F;tant der leidende<lb/>
Theil i&#x017F;t. Selb&#x017F;t die Ver&#x017F;chiedenheit der Reli-<lb/>
gionsgrund&#x017F;a&#x0364;tze bringt das mit &#x017F;ich, daß Prote-<lb/>
&#x017F;tanten, entfernt von Bekehrungs&#x017F;ucht oder Ver-<lb/>
folgung anderer Religionsverwandten, gerne je-<lb/>
dem duldend &#x017F;eine Gewi&#x017F;&#x017F;ensfreyheit laßen; &#x017F;o<lb/>
aber bey Catholi&#x017F;chen, wenig&#x017F;tens nach dem pa&#x0364;b&#x017F;t-<lb/>
lichen und je&#x017F;uiti&#x017F;chen Sy&#x017F;teme, der Fall bisher<lb/>
nicht gewe&#x017F;en i&#x017F;t.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">IX.</hi> </note>
          <p>Catholi&#x017F;che Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde ko&#x0364;nnten al&#x017F;o, ohne<lb/>
als Ein Corpus &#x017F;ichtbar zu handeln, um &#x017F;o eher<lb/>
zu rechte kommen, da &#x017F;ie weder wider eine gegen-<lb/>
theilige Mehrheit der Stimmen, noch wider Be-<lb/>
&#x017F;chwerden, die ihnen zugefu&#x0364;gt werden, &#x017F;o leicht zu<lb/>
ka&#x0364;mpfen haben, und da u&#x0364;berdas alle Mitglieder<lb/>
der catholi&#x017F;chen Kirche durch das genaue Band<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0288] VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657. ſchiene, dahin gienge, mit dem Namen zugleich die Sache ſelbſt, und die einmal im Weſtphaͤli- ſchen Frieden ſo theuer erworbenen Rechte der ver- einigten Berathſchlagung und Zuſammenhaltung zu untergraben (s). Der Erfolg der Geſchichte hat es nur gar zu oft gelehret, wie große Urſache der evangeliſche Religionstheil hat, als Corpus zuſammen zu hal- ten; wozu auf catholiſcher Seite freylich weit we- niger Nothwendigkeit vorhanden iſt, da in den Reichstagsberathſchlagungen ohnedem die Catholi- ſchen ordentlicher Weiſe die Mehrheit der Stim- men auf ihrer Seite haben, und da in einzelnen Vorfaͤllen, wo der Unterſchied der Religion Ein- fluß hat, gemeiniglich ein Proteſtant der leidende Theil iſt. Selbſt die Verſchiedenheit der Reli- gionsgrundſaͤtze bringt das mit ſich, daß Prote- ſtanten, entfernt von Bekehrungsſucht oder Ver- folgung anderer Religionsverwandten, gerne je- dem duldend ſeine Gewiſſensfreyheit laßen; ſo aber bey Catholiſchen, wenigſtens nach dem paͤbſt- lichen und jeſuitiſchen Syſteme, der Fall bisher nicht geweſen iſt. Catholiſche Reichsſtaͤnde koͤnnten alſo, ohne als Ein Corpus ſichtbar zu handeln, um ſo eher zu rechte kommen, da ſie weder wider eine gegen- theilige Mehrheit der Stimmen, noch wider Be- ſchwerden, die ihnen zugefuͤgt werden, ſo leicht zu kaͤmpfen haben, und da uͤberdas alle Mitglieder der catholiſchen Kirche durch das genaue Band der (s) Schauroths Samml. vom corp. euang. Th. 2. S. 759. 791. u. f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/288
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/288>, abgerufen am 25.11.2024.