Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.4) Einige Eigenheiten der T. Verf. Durchlauchtigster Churfürst, und Eure churfürst-liche Durchlaucht wurde gäng und gäbe gemacht. Das ganze Ceremoniel in der Hofhaltung selber und insonderheit im Empfange fremder Gesandten wurde ganz nach dem Beyspiele der königlichen Höfe eingerichtet; einige nur mehr nach dem Fran- zösischen, einige nach dem Spanisch-Burgundischen Zuschnitt. Alles das galt nun eigentlich nur von Chur-XI. Ahm- (w) Im Jahre 1700. wurde zu Nürnberg im
Namen der correspondirenden altfürstlichen Häuser ein besonderer Schluß darüber gefasset: daß es billig und nöthig sey, bey den fürstlichen Höfen in 4) Einige Eigenheiten der T. Verf. Durchlauchtigſter Churfuͤrſt, und Eure churfuͤrſt-liche Durchlaucht wurde gaͤng und gaͤbe gemacht. Das ganze Ceremoniel in der Hofhaltung ſelber und inſonderheit im Empfange fremder Geſandten wurde ganz nach dem Beyſpiele der koͤniglichen Hoͤfe eingerichtet; einige nur mehr nach dem Fran- zoͤſiſchen, einige nach dem Spaniſch-Burgundiſchen Zuſchnitt. Alles das galt nun eigentlich nur von Chur-XI. Ahm- (w) Im Jahre 1700. wurde zu Nuͤrnberg im
Namen der correſpondirenden altfuͤrſtlichen Haͤuſer ein beſonderer Schluß daruͤber gefaſſet: daß es billig und noͤthig ſey, bey den fuͤrſtlichen Hoͤfen in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0233" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">4) Einige Eigenheiten der T. Verf.</hi></fw><lb/> Durchlauchtigſter Churfuͤrſt, und Eure churfuͤrſt-<lb/> liche Durchlaucht wurde gaͤng und gaͤbe gemacht.<lb/> Das ganze Ceremoniel in der Hofhaltung ſelber<lb/> und inſonderheit im Empfange fremder Geſandten<lb/> wurde ganz nach dem Beyſpiele der koͤniglichen<lb/> Hoͤfe eingerichtet; einige nur mehr nach dem Fran-<lb/> zoͤſiſchen, einige nach dem Spaniſch-Burgundiſchen<lb/> Zuſchnitt.</p><lb/> <p>Alles das galt nun eigentlich nur von Chur-<note place="right"><hi rendition="#aq">XI.</hi></note><lb/> fuͤrſten. An dem, was ihren Geſandten zu Muͤn-<lb/> ſter und Osnabruͤck zugeſtanden war, hatten die<lb/><hi rendition="#fr">Fuͤrſten</hi> keinen Theil bekommen. Ihnen hat man<lb/> nie eingeraͤumt, andere Geſandten, als vom zwey-<lb/> ten Range, zu ſchicken. Alle uͤbrige Gruͤnde,<lb/> welche die Churfuͤrſten fuͤr ſich hatten, kamen auch<lb/> nur denſelben, nicht den Fuͤrſten zu ſtatten.<lb/> Inzwiſchen gab es verſchiedene Fuͤrſten, die mit<lb/> den Churfuͤrſten von einem Hauſe waren, als die<lb/> Herzoge von Pfalzneuburg, Zweybruͤcken, Wei-<lb/> mar, Eiſenach, Gotha, die Marggrafen von An-<lb/> ſpach und Bayreuth. Andere fuͤrſtliche Haͤuſer<lb/> ſchienen wenigſtens manchem Churfuͤrſten, zumal<lb/> den geiſtlichen, an Macht und Anſehen nicht viel<lb/> nachgeben zu duͤrfen. Was war da anders zu<lb/> erwarten, als Nacheiferung in Vergroͤßerung des<lb/> Hofſtaats, in Erhoͤhung der Curialien und des<lb/> Ceremoniels <note xml:id="seg2pn_6_1" next="#seg2pn_6_2" place="foot" n="(w)">Im Jahre 1700. wurde zu Nuͤrnberg im<lb/> Namen der correſpondirenden altfuͤrſtlichen Haͤuſer<lb/> ein beſonderer Schluß daruͤber gefaſſet: daß es<lb/> billig und noͤthig ſey, bey den fuͤrſtlichen Hoͤfen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw></note>, und in moͤglichſter Gleichſetzung<lb/> der fuͤrſtlichen mit allen anderen Geſandten?</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ahm-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0233]
4) Einige Eigenheiten der T. Verf.
Durchlauchtigſter Churfuͤrſt, und Eure churfuͤrſt-
liche Durchlaucht wurde gaͤng und gaͤbe gemacht.
Das ganze Ceremoniel in der Hofhaltung ſelber
und inſonderheit im Empfange fremder Geſandten
wurde ganz nach dem Beyſpiele der koͤniglichen
Hoͤfe eingerichtet; einige nur mehr nach dem Fran-
zoͤſiſchen, einige nach dem Spaniſch-Burgundiſchen
Zuſchnitt.
Alles das galt nun eigentlich nur von Chur-
fuͤrſten. An dem, was ihren Geſandten zu Muͤn-
ſter und Osnabruͤck zugeſtanden war, hatten die
Fuͤrſten keinen Theil bekommen. Ihnen hat man
nie eingeraͤumt, andere Geſandten, als vom zwey-
ten Range, zu ſchicken. Alle uͤbrige Gruͤnde,
welche die Churfuͤrſten fuͤr ſich hatten, kamen auch
nur denſelben, nicht den Fuͤrſten zu ſtatten.
Inzwiſchen gab es verſchiedene Fuͤrſten, die mit
den Churfuͤrſten von einem Hauſe waren, als die
Herzoge von Pfalzneuburg, Zweybruͤcken, Wei-
mar, Eiſenach, Gotha, die Marggrafen von An-
ſpach und Bayreuth. Andere fuͤrſtliche Haͤuſer
ſchienen wenigſtens manchem Churfuͤrſten, zumal
den geiſtlichen, an Macht und Anſehen nicht viel
nachgeben zu duͤrfen. Was war da anders zu
erwarten, als Nacheiferung in Vergroͤßerung des
Hofſtaats, in Erhoͤhung der Curialien und des
Ceremoniels (w), und in moͤglichſter Gleichſetzung
der fuͤrſtlichen mit allen anderen Geſandten?
XI.
Ahm-
(w) Im Jahre 1700. wurde zu Nuͤrnberg im
Namen der correſpondirenden altfuͤrſtlichen Haͤuſer
ein beſonderer Schluß daruͤber gefaſſet: daß es
billig und noͤthig ſey, bey den fuͤrſtlichen Hoͤfen
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