Ehe Carl noch den ersten Feldzug in ItalienV. gethan hatte, griff er schon 773. die Sachsen an, die er durchaus unter seine Botmäßigkeit und zu- gleich zu seiner Religion bringen wollte. Damit brachte er aber noch 33. Jahre zu, in welcher Zeit es ihm 20. Feldzüge gegen die Sachsen kostete, ehe er seinen Zweck erreichte. Zwischendurch ward er aber noch in verschiedene Kriege in anderen Gegenden verwickelt, die es nur bewundernswür- dig machen, wie er in so großen Entfernungen bald an dieser bald an der andern äußersten Gränze seiner Staaten beynahe Jahraus Jahrein mit großen Kriegsheeren im Felde liegen müßen, und am Ende meist überall neue Lorbeeren und Erwei- terungen seines Reichs davon getragen.
Einen solchen Zug unternahm er 778. in Spa-VI. nien, da ein Saracenischer König Ibinalarabi von778 Saragossa, den ein anderer Saracenischer König, Abdaram von Cordova, verdrängt hatte, bis nach Paderborn gekommen war, um Carls Beystand zu erflehen. Ein Umstand, der für Carln desto glor- reicher war, je lebhafter seinem Volke noch die Erinnerung seyn mußte, daß noch keine fünfzig Jahre verflossen waren, da eine Saracenische Macht von Spanien aus die ganze Fränkische Nation in die größte Gefahr gesetzt hatte. Carl benutzte diese Gelegenheit, die westliche Gränze seines Reichs über die Pyrenäischen Gebirge hinaus bis an den Ebrofluß zu erweitern.
In dem Kriege mit den Sachsen kam CarlVII. erst von der Zeit an etwas mehr vorwärts, als
er
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6) Carolinger im Flor 752-814.
Ehe Carl noch den erſten Feldzug in ItalienV. gethan hatte, griff er ſchon 773. die Sachſen an, die er durchaus unter ſeine Botmaͤßigkeit und zu- gleich zu ſeiner Religion bringen wollte. Damit brachte er aber noch 33. Jahre zu, in welcher Zeit es ihm 20. Feldzuͤge gegen die Sachſen koſtete, ehe er ſeinen Zweck erreichte. Zwiſchendurch ward er aber noch in verſchiedene Kriege in anderen Gegenden verwickelt, die es nur bewundernswuͤr- dig machen, wie er in ſo großen Entfernungen bald an dieſer bald an der andern aͤußerſten Graͤnze ſeiner Staaten beynahe Jahraus Jahrein mit großen Kriegsheeren im Felde liegen muͤßen, und am Ende meiſt uͤberall neue Lorbeeren und Erwei- terungen ſeines Reichs davon getragen.
Einen ſolchen Zug unternahm er 778. in Spa-VI. nien, da ein Saraceniſcher Koͤnig Ibinalarabi von778 Saragoſſa, den ein anderer Saraceniſcher Koͤnig, Abdaram von Cordova, verdraͤngt hatte, bis nach Paderborn gekommen war, um Carls Beyſtand zu erflehen. Ein Umſtand, der fuͤr Carln deſto glor- reicher war, je lebhafter ſeinem Volke noch die Erinnerung ſeyn mußte, daß noch keine fuͤnfzig Jahre verfloſſen waren, da eine Saraceniſche Macht von Spanien aus die ganze Fraͤnkiſche Nation in die groͤßte Gefahr geſetzt hatte. Carl benutzte dieſe Gelegenheit, die weſtliche Graͤnze ſeines Reichs uͤber die Pyrenaͤiſchen Gebirge hinaus bis an den Ebrofluß zu erweitern.
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er
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6) Carolinger im Flor 752-814.
Ehe Carl noch den erſten Feldzug in Italien
gethan hatte, griff er ſchon 773. die Sachſen an,
die er durchaus unter ſeine Botmaͤßigkeit und zu-
gleich zu ſeiner Religion bringen wollte. Damit
brachte er aber noch 33. Jahre zu, in welcher Zeit
es ihm 20. Feldzuͤge gegen die Sachſen koſtete,
ehe er ſeinen Zweck erreichte. Zwiſchendurch ward
er aber noch in verſchiedene Kriege in anderen
Gegenden verwickelt, die es nur bewundernswuͤr-
dig machen, wie er in ſo großen Entfernungen
bald an dieſer bald an der andern aͤußerſten Graͤnze
ſeiner Staaten beynahe Jahraus Jahrein mit
großen Kriegsheeren im Felde liegen muͤßen, und
am Ende meiſt uͤberall neue Lorbeeren und Erwei-
terungen ſeines Reichs davon getragen.
V.
Einen ſolchen Zug unternahm er 778. in Spa-
nien, da ein Saraceniſcher Koͤnig Ibinalarabi von
Saragoſſa, den ein anderer Saraceniſcher Koͤnig,
Abdaram von Cordova, verdraͤngt hatte, bis nach
Paderborn gekommen war, um Carls Beyſtand zu
erflehen. Ein Umſtand, der fuͤr Carln deſto glor-
reicher war, je lebhafter ſeinem Volke noch die
Erinnerung ſeyn mußte, daß noch keine fuͤnfzig
Jahre verfloſſen waren, da eine Saraceniſche Macht
von Spanien aus die ganze Fraͤnkiſche Nation in
die groͤßte Gefahr geſetzt hatte. Carl benutzte dieſe
Gelegenheit, die weſtliche Graͤnze ſeines Reichs
uͤber die Pyrenaͤiſchen Gebirge hinaus bis an den
Ebrofluß zu erweitern.
VI.
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In dem Kriege mit den Sachſen kam Carl
erſt von der Zeit an etwas mehr vorwaͤrts, als
er
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/89>, abgerufen am 22.11.2024.
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