Erzbischofs und der übrigen Bischöfe eben der Provinz zu entscheiden berechtiget seyn (c).
In den Worten: erwehlter Bischof, lag des-III. wegen noch ein besonderer Nachdruck, weil nach der Wahl ein jeder Bischof noch einer päbstlichen Bestätigung bedurfte, vor deren Empfange er eigent- lich noch nicht den Titel: Bischof, sondern nur erwehlter Bischof oder kurz weg: Erwehlter, (electus) führen durfte. Indem es also hieß: der erwehlte Bischof sollte die Belehnung vom Kaiser suchen, so verstand sich das von jedem er- wehlten noch nicht vom Pabste bestätigten Bischofe. Also mußte nach dem Sinne dieses Concordates ein jeder Bischof unmittelbar nach der Wahl sich zuerst an den Kaiser, um belehnt zu werden, und dann erst an den Pabst, um die Bestätigung zu er- langen, wenden. Folglich war es dann auch ganz natürlich, daß streitige Bischofswahlen nicht an den Pabst, sondern an den Kaiser zur Entschei- dung gelangten. Der Pabst mußte hernach denje- nigen, den der Kaiser belehnt hatte, auch in seiner geistlichen Würde bestätigen. So behielt der Kai- ser doch noch immer einen beträchtlichen Einfluß in die Besetzung der Teutschen Bisthümer, indem er nur solchen Competenten, die nach seinem Sinne waren, die Belehnung gab, und nicht selten noch
immer
(c) "Ego Callistus -- concedo electiones epi- scoporum et abbatum Teutonici regni -- in prae- sentia tua fieri, -- vt, si qua discordia emerserit, metropolitani et prouincialium consilio vel iudi- cio saniori parti assensum et auxilium praebeas." Das sind die Hauptworte dieses Concordats. Schmaußcorp. iur. publ. S. 2.
K 5
8) Henrich der V. 1106-1125.
Erzbiſchofs und der uͤbrigen Biſchoͤfe eben der Provinz zu entſcheiden berechtiget ſeyn (c).
In den Worten: erwehlter Biſchof, lag des-III. wegen noch ein beſonderer Nachdruck, weil nach der Wahl ein jeder Biſchof noch einer paͤbſtlichen Beſtaͤtigung bedurfte, vor deren Empfange er eigent- lich noch nicht den Titel: Biſchof, ſondern nur erwehlter Biſchof oder kurz weg: Erwehlter, (electus) fuͤhren durfte. Indem es alſo hieß: der erwehlte Biſchof ſollte die Belehnung vom Kaiſer ſuchen, ſo verſtand ſich das von jedem er- wehlten noch nicht vom Pabſte beſtaͤtigten Biſchofe. Alſo mußte nach dem Sinne dieſes Concordates ein jeder Biſchof unmittelbar nach der Wahl ſich zuerſt an den Kaiſer, um belehnt zu werden, und dann erſt an den Pabſt, um die Beſtaͤtigung zu er- langen, wenden. Folglich war es dann auch ganz natuͤrlich, daß ſtreitige Biſchofswahlen nicht an den Pabſt, ſondern an den Kaiſer zur Entſchei- dung gelangten. Der Pabſt mußte hernach denje- nigen, den der Kaiſer belehnt hatte, auch in ſeiner geiſtlichen Wuͤrde beſtaͤtigen. So behielt der Kai- ſer doch noch immer einen betraͤchtlichen Einfluß in die Beſetzung der Teutſchen Biſthuͤmer, indem er nur ſolchen Competenten, die nach ſeinem Sinne waren, die Belehnung gab, und nicht ſelten noch
immer
(c) ”Ego Calliſtus — concedo electiones epi- ſcoporum et abbatum Teutonici regni — in prae- ſentia tua fieri, — vt, ſi qua discordia emerſerit, metropolitani et prouincialium conſilio vel iudi- cio ſaniori parti aſſenſum et auxilium praebeas.” Das ſind die Hauptworte dieſes Concordats. Schmaußcorp. iur. publ. S. 2.
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8) Henrich der V. 1106-1125.
Erzbiſchofs und der uͤbrigen Biſchoͤfe eben der
Provinz zu entſcheiden berechtiget ſeyn (c).
In den Worten: erwehlter Biſchof, lag des-
wegen noch ein beſonderer Nachdruck, weil nach
der Wahl ein jeder Biſchof noch einer paͤbſtlichen
Beſtaͤtigung bedurfte, vor deren Empfange er eigent-
lich noch nicht den Titel: Biſchof, ſondern nur
erwehlter Biſchof oder kurz weg: Erwehlter,
(electus) fuͤhren durfte. Indem es alſo hieß:
der erwehlte Biſchof ſollte die Belehnung vom
Kaiſer ſuchen, ſo verſtand ſich das von jedem er-
wehlten noch nicht vom Pabſte beſtaͤtigten Biſchofe.
Alſo mußte nach dem Sinne dieſes Concordates
ein jeder Biſchof unmittelbar nach der Wahl ſich
zuerſt an den Kaiſer, um belehnt zu werden, und
dann erſt an den Pabſt, um die Beſtaͤtigung zu er-
langen, wenden. Folglich war es dann auch ganz
natuͤrlich, daß ſtreitige Biſchofswahlen nicht an
den Pabſt, ſondern an den Kaiſer zur Entſchei-
dung gelangten. Der Pabſt mußte hernach denje-
nigen, den der Kaiſer belehnt hatte, auch in ſeiner
geiſtlichen Wuͤrde beſtaͤtigen. So behielt der Kai-
ſer doch noch immer einen betraͤchtlichen Einfluß in
die Beſetzung der Teutſchen Biſthuͤmer, indem er
nur ſolchen Competenten, die nach ſeinem Sinne
waren, die Belehnung gab, und nicht ſelten noch
immer
III.
(c) ”Ego Calliſtus — concedo electiones epi-
ſcoporum et abbatum Teutonici regni — in prae-
ſentia tua fieri, — vt, ſi qua discordia emerſerit,
metropolitani et prouincialium conſilio vel iudi-
cio ſaniori parti aſſenſum et auxilium praebeas.”
Das ſind die Hauptworte dieſes Concordats.
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/187>, abgerufen am 22.07.2024.
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