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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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7) Henrich der IV. 1056-1106.
gehörten, oder zu der päbstlichen Hauptkirche in
gleichem Verhältnisse, wie unsere Domherren zu
den bischöflichen oder erzbischöflichen Kirchen, stehen)
den Pabst wehlen sollten. Dabey konnte man die
Vorrechte, die nach der bisherigen Verfassung dem
jedesmaligen Kaiser bey der Pabstwahl zustanden,
nicht ganz verkennen. Man nahm sie aber auf
den Fuß, als ob sie ein jeder Kaiser nur für seine
Person in Gestalt einer besonderen Begnadigung
vom päbstlichen Stuhle erlangen müßte. In der
Minderjährigkeit Henrichs des IV. und in den übri-
gen damaligen Zeitumständen fanden sich nur zu
viele Reizungen, um schon damals den Versuch zu
machen, den päbstlichen Stuhl ohne Genehmigung
des kaiserlichen Hofes zu besetzen; Einen Versuch,
der selbst im Widerspruche gleich das erstemal
glücklich durchgesetzt wurde, da die verwittwete
Kaiserinn Agnes zwar dem auf solche Art gewehl-
ten Pabste Alexander dem II. einen andern unter
dem Namen Honorius der II. entgegensetzen ließ,
dieser aber jenem weichen mußte, nachdem selbst
der Kaiserinn inzwischen ihr eigner Prinz aus den
Händen gespielt, und ihre vormundschaftliche Re-
gierung darüber gestürzt worden war.

Um auch andere bischöfliche und erzbischöflicheIV.
Stellen von allem Einflusse zu befreyen, den bis-
her weltliche Mächte auf ihre Besetzung gehabt
hatten, ward erst von langer Hand her der Miß-
brauch gerüget, da so häufig dergleichen Stellen mit
Geld erkauft waren, dergleichen Simonie bey Ver-
lust der Pfründe verboten wurde. Bald hernach
ward darauf das allgemeine Verbot aller Investi-
tur mit Ring und Stab
gebauet.


Mit

7) Henrich der IV. 1056-1106.
gehoͤrten, oder zu der paͤbſtlichen Hauptkirche in
gleichem Verhaͤltniſſe, wie unſere Domherren zu
den biſchoͤflichen oder erzbiſchoͤflichen Kirchen, ſtehen)
den Pabſt wehlen ſollten. Dabey konnte man die
Vorrechte, die nach der bisherigen Verfaſſung dem
jedesmaligen Kaiſer bey der Pabſtwahl zuſtanden,
nicht ganz verkennen. Man nahm ſie aber auf
den Fuß, als ob ſie ein jeder Kaiſer nur fuͤr ſeine
Perſon in Geſtalt einer beſonderen Begnadigung
vom paͤbſtlichen Stuhle erlangen muͤßte. In der
Minderjaͤhrigkeit Henrichs des IV. und in den uͤbri-
gen damaligen Zeitumſtaͤnden fanden ſich nur zu
viele Reizungen, um ſchon damals den Verſuch zu
machen, den paͤbſtlichen Stuhl ohne Genehmigung
des kaiſerlichen Hofes zu beſetzen; Einen Verſuch,
der ſelbſt im Widerſpruche gleich das erſtemal
gluͤcklich durchgeſetzt wurde, da die verwittwete
Kaiſerinn Agnes zwar dem auf ſolche Art gewehl-
ten Pabſte Alexander dem II. einen andern unter
dem Namen Honorius der II. entgegenſetzen ließ,
dieſer aber jenem weichen mußte, nachdem ſelbſt
der Kaiſerinn inzwiſchen ihr eigner Prinz aus den
Haͤnden geſpielt, und ihre vormundſchaftliche Re-
gierung daruͤber geſtuͤrzt worden war.

Um auch andere biſchoͤfliche und erzbiſchoͤflicheIV.
Stellen von allem Einfluſſe zu befreyen, den bis-
her weltliche Maͤchte auf ihre Beſetzung gehabt
hatten, ward erſt von langer Hand her der Miß-
brauch geruͤget, da ſo haͤufig dergleichen Stellen mit
Geld erkauft waren, dergleichen Simonie bey Ver-
luſt der Pfruͤnde verboten wurde. Bald hernach
ward darauf das allgemeine Verbot aller Inveſti-
tur mit Ring und Stab
gebauet.


Mit
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[143/0177] 7) Henrich der IV. 1056-1106. gehoͤrten, oder zu der paͤbſtlichen Hauptkirche in gleichem Verhaͤltniſſe, wie unſere Domherren zu den biſchoͤflichen oder erzbiſchoͤflichen Kirchen, ſtehen) den Pabſt wehlen ſollten. Dabey konnte man die Vorrechte, die nach der bisherigen Verfaſſung dem jedesmaligen Kaiſer bey der Pabſtwahl zuſtanden, nicht ganz verkennen. Man nahm ſie aber auf den Fuß, als ob ſie ein jeder Kaiſer nur fuͤr ſeine Perſon in Geſtalt einer beſonderen Begnadigung vom paͤbſtlichen Stuhle erlangen muͤßte. In der Minderjaͤhrigkeit Henrichs des IV. und in den uͤbri- gen damaligen Zeitumſtaͤnden fanden ſich nur zu viele Reizungen, um ſchon damals den Verſuch zu machen, den paͤbſtlichen Stuhl ohne Genehmigung des kaiſerlichen Hofes zu beſetzen; Einen Verſuch, der ſelbſt im Widerſpruche gleich das erſtemal gluͤcklich durchgeſetzt wurde, da die verwittwete Kaiſerinn Agnes zwar dem auf ſolche Art gewehl- ten Pabſte Alexander dem II. einen andern unter dem Namen Honorius der II. entgegenſetzen ließ, dieſer aber jenem weichen mußte, nachdem ſelbſt der Kaiſerinn inzwiſchen ihr eigner Prinz aus den Haͤnden geſpielt, und ihre vormundſchaftliche Re- gierung daruͤber geſtuͤrzt worden war. Um auch andere biſchoͤfliche und erzbiſchoͤfliche Stellen von allem Einfluſſe zu befreyen, den bis- her weltliche Maͤchte auf ihre Beſetzung gehabt hatten, ward erſt von langer Hand her der Miß- brauch geruͤget, da ſo haͤufig dergleichen Stellen mit Geld erkauft waren, dergleichen Simonie bey Ver- luſt der Pfruͤnde verboten wurde. Bald hernach ward darauf das allgemeine Verbot aller Inveſti- tur mit Ring und Stab gebauet. IV. Mit

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/177>, abgerufen am 27.11.2024.