Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.7) Carolinger im Verfall 814-888. Kirchenrechts ist, einfließen ließ, und daß ganzeNationen und allgemeine Kirchenversammlungen sich nicht zu rathen wußten, den unerträglichsten Folgen, die hieraus zur wahren Unterdrückung der Menschheit gezogen wurden, zu widerstehen, wie doch sonst ein leichtes gewesen seyn müßte, wenn der Welt die Augen über die wahre Beschaf- fenheit dieser trüben Quellen geöffnet wären. (Diese Ehre blieb erst einer Gesellschaft protestantischer Gottesgelehrten vorbehalten, die unter dem Na- men Magdeburgischer Centurien in der Mitte des XVI. Jahrhunderts ein größeres Werk von der Kirchengeschichte ausarbeiteten, und zuerst die un- ächte Gebuhrt des angeblich Isidorischen Wer- kes der Welt vor Augen legten. Dawider ergriff zwar anfangs ein Jesuit, Franz Turrian, die Fe- der. Aber nun erschien 1635. ein eignes Buch darüber von David Blondel, das ohne Widerle- gung blieb, und selbst catholischen Schriftstellern das Geständniß abnöthigte, daß es unächte Waare sey (p). Dennoch seufzt ein großer Theil des catholischen Teutschlands noch immer unter einem Joche von Beschwerden, die eigentlich nichts als den Pseudoisidor zum Grunde haben.) Doch, um erst wieder auf jene Zeiten der Ent-XIX. einen (p) Am lesenswürdigsten über diese ganze
Sache ist (Spittlers) Geschichte des canonischen Rechts bis auf die Zeiten des falschen Isidors, Halle 1778. 8.; und was um eben die Zeit ein catholischer classischer Schriftsteller davon geschrie- ben, Mich. Ign. Schmidt in der Gesch. der Teut- schen Th. I. (Ulm 1778.) S. 614. u. f. 7) Carolinger im Verfall 814-888. Kirchenrechts iſt, einfließen ließ, und daß ganzeNationen und allgemeine Kirchenverſammlungen ſich nicht zu rathen wußten, den unertraͤglichſten Folgen, die hieraus zur wahren Unterdruͤckung der Menſchheit gezogen wurden, zu widerſtehen, wie doch ſonſt ein leichtes geweſen ſeyn muͤßte, wenn der Welt die Augen uͤber die wahre Beſchaf- fenheit dieſer truͤben Quellen geoͤffnet waͤren. (Dieſe Ehre blieb erſt einer Geſellſchaft proteſtantiſcher Gottesgelehrten vorbehalten, die unter dem Na- men Magdeburgiſcher Centurien in der Mitte des XVI. Jahrhunderts ein groͤßeres Werk von der Kirchengeſchichte ausarbeiteten, und zuerſt die un- aͤchte Gebuhrt des angeblich Iſidoriſchen Wer- kes der Welt vor Augen legten. Dawider ergriff zwar anfangs ein Jeſuit, Franz Turrian, die Fe- der. Aber nun erſchien 1635. ein eignes Buch daruͤber von David Blondel, das ohne Widerle- gung blieb, und ſelbſt catholiſchen Schriftſtellern das Geſtaͤndniß abnoͤthigte, daß es unaͤchte Waare ſey (p). Dennoch ſeufzt ein großer Theil des catholiſchen Teutſchlands noch immer unter einem Joche von Beſchwerden, die eigentlich nichts als den Pſeudoiſidor zum Grunde haben.) Doch, um erſt wieder auf jene Zeiten der Ent-XIX. einen (p) Am leſenswuͤrdigſten uͤber dieſe ganze
Sache iſt (Spittlers) Geſchichte des canoniſchen Rechts bis auf die Zeiten des falſchen Iſidors, Halle 1778. 8.; und was um eben die Zeit ein catholiſcher claſſiſcher Schriftſteller davon geſchrie- ben, Mich. Ign. Schmidt in der Geſch. der Teut- ſchen Th. I. (Ulm 1778.) S. 614. u. f. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0127" n="93"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7) Carolinger im Verfall 814-888.</hi></fw><lb/> Kirchenrechts iſt, einfließen ließ, und daß ganze<lb/> Nationen und allgemeine Kirchenverſammlungen<lb/> ſich nicht zu rathen wußten, den unertraͤglichſten<lb/> Folgen, die hieraus zur wahren Unterdruͤckung<lb/> der Menſchheit gezogen wurden, zu widerſtehen,<lb/> wie doch ſonſt ein leichtes geweſen ſeyn muͤßte,<lb/> wenn der Welt die Augen uͤber die wahre Beſchaf-<lb/> fenheit dieſer truͤben Quellen geoͤffnet waͤren. (Dieſe<lb/> Ehre blieb erſt einer Geſellſchaft proteſtantiſcher<lb/> Gottesgelehrten vorbehalten, die unter dem Na-<lb/> men Magdeburgiſcher Centurien in der Mitte des<lb/><hi rendition="#aq">XVI.</hi> Jahrhunderts ein groͤßeres Werk von der<lb/> Kirchengeſchichte ausarbeiteten, und zuerſt die un-<lb/> aͤchte Gebuhrt des angeblich Iſidoriſchen Wer-<lb/> kes der Welt vor Augen legten. Dawider ergriff<lb/> zwar anfangs ein Jeſuit, Franz Turrian, die Fe-<lb/> der. Aber nun erſchien 1635. ein eignes Buch<lb/> daruͤber von David Blondel, das ohne Widerle-<lb/> gung blieb, und ſelbſt catholiſchen Schriftſtellern<lb/> das Geſtaͤndniß abnoͤthigte, daß es unaͤchte Waare<lb/> ſey <note place="foot" n="(p)">Am leſenswuͤrdigſten uͤber dieſe ganze<lb/> Sache iſt (<hi rendition="#fr">Spittlers</hi>) Geſchichte des canoniſchen<lb/> Rechts bis auf die Zeiten des falſchen Iſidors,<lb/> Halle 1778. 8.; und was um eben die Zeit ein<lb/> catholiſcher claſſiſcher Schriftſteller davon geſchrie-<lb/> ben, Mich. Ign. <hi rendition="#fr">Schmidt</hi> in der Geſch. der Teut-<lb/> ſchen Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> (Ulm 1778.) S. 614. u. f.</note>. Dennoch ſeufzt ein großer Theil des<lb/> catholiſchen Teutſchlands noch immer unter einem<lb/> Joche von Beſchwerden, die eigentlich nichts als<lb/> den Pſeudoiſidor zum Grunde haben.)</p><lb/> <p>Doch, um erſt wieder auf jene Zeiten der Ent-<note place="right"><hi rendition="#aq">XIX.</hi></note><lb/> ſtehung und erſten Verbreitung des falſchen Iſidors<lb/> zuruͤckzukommen, ſo hatte gleich damals die Sache<lb/> <fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0127]
7) Carolinger im Verfall 814-888.
Kirchenrechts iſt, einfließen ließ, und daß ganze
Nationen und allgemeine Kirchenverſammlungen
ſich nicht zu rathen wußten, den unertraͤglichſten
Folgen, die hieraus zur wahren Unterdruͤckung
der Menſchheit gezogen wurden, zu widerſtehen,
wie doch ſonſt ein leichtes geweſen ſeyn muͤßte,
wenn der Welt die Augen uͤber die wahre Beſchaf-
fenheit dieſer truͤben Quellen geoͤffnet waͤren. (Dieſe
Ehre blieb erſt einer Geſellſchaft proteſtantiſcher
Gottesgelehrten vorbehalten, die unter dem Na-
men Magdeburgiſcher Centurien in der Mitte des
XVI. Jahrhunderts ein groͤßeres Werk von der
Kirchengeſchichte ausarbeiteten, und zuerſt die un-
aͤchte Gebuhrt des angeblich Iſidoriſchen Wer-
kes der Welt vor Augen legten. Dawider ergriff
zwar anfangs ein Jeſuit, Franz Turrian, die Fe-
der. Aber nun erſchien 1635. ein eignes Buch
daruͤber von David Blondel, das ohne Widerle-
gung blieb, und ſelbſt catholiſchen Schriftſtellern
das Geſtaͤndniß abnoͤthigte, daß es unaͤchte Waare
ſey (p). Dennoch ſeufzt ein großer Theil des
catholiſchen Teutſchlands noch immer unter einem
Joche von Beſchwerden, die eigentlich nichts als
den Pſeudoiſidor zum Grunde haben.)
Doch, um erſt wieder auf jene Zeiten der Ent-
ſtehung und erſten Verbreitung des falſchen Iſidors
zuruͤckzukommen, ſo hatte gleich damals die Sache
einen
XIX.
(p) Am leſenswuͤrdigſten uͤber dieſe ganze
Sache iſt (Spittlers) Geſchichte des canoniſchen
Rechts bis auf die Zeiten des falſchen Iſidors,
Halle 1778. 8.; und was um eben die Zeit ein
catholiſcher claſſiſcher Schriftſteller davon geſchrie-
ben, Mich. Ign. Schmidt in der Geſch. der Teut-
ſchen Th. I. (Ulm 1778.) S. 614. u. f.
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