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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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6) Carolinger im Flor 752-814.
wurde für die nördlichere Gegenden ein Erzbischof zu
Hamburg angestellt, dessen Sitz hernach 849. nach
Bremen verleget wurde.)



Unmittelbar nach geendigtem Sachsenkriege ließXXV.
Carl noch 805. und 806. zwey Feldzüge in Böh-805
men vornehmen, weil von dortaus ein Einfall in
das heutige Oesterreichische geschehen war. Die
Böhmen mußten sich bequemen, Carl dem Großen
und seinen Nachfolgern jährlich einen Tribut von
120. fetten Ochsen und 50. Mark Silber zu ent-
richten. Seitdem zehlte Carl auch Böhmen unter
die von ihm beherrschten Länder. Es hielt aber in
der Folge schwer, diese Unterwürfigkeit zu behaupten.

Der letzte Krieg schien Carl dem Großen nochXXVI.
mit den Normännern bevorzustehen. Unter die-
sem Namen begriff man damals die Völker, die
das heutige Schleswig, Jütland, Dänemark, Nor-
wegen, und Schweden bewohnten. Diese Völker
waren wegen ihrer Schifffahrt und Seeräuberey
berühmt und fürchterlich. Sie hatten schon mehr-
malen die Französische Küste beunruhiget, und da-
mit Carln wegen der Zukunft besorgt gemacht, ob

er
men, dergleichen keine in der ganzen Christenheit
waren; so lag doch in eben dieser weiten Entfer-
nung ihrer untergebenen Bisthümer eine der Haupt-
ursachen, warum die Rechte der Erzbischöfe, die
hauptsächlich in der Direction der Wahl, der Con-
secration, und der Aufsicht über die Bischöfe be-
standen, in Teutschland nie in eine so genaue Er-
füllung gekommen sind, wie in anderen Ländern."
Schmidts Geschichte der Teutschen Th. 1. S. 571.
E 3

6) Carolinger im Flor 752-814.
wurde fuͤr die noͤrdlichere Gegenden ein Erzbiſchof zu
Hamburg angeſtellt, deſſen Sitz hernach 849. nach
Bremen verleget wurde.)



Unmittelbar nach geendigtem Sachſenkriege ließXXV.
Carl noch 805. und 806. zwey Feldzuͤge in Boͤh-805
men vornehmen, weil von dortaus ein Einfall in
das heutige Oeſterreichiſche geſchehen war. Die
Boͤhmen mußten ſich bequemen, Carl dem Großen
und ſeinen Nachfolgern jaͤhrlich einen Tribut von
120. fetten Ochſen und 50. Mark Silber zu ent-
richten. Seitdem zehlte Carl auch Boͤhmen unter
die von ihm beherrſchten Laͤnder. Es hielt aber in
der Folge ſchwer, dieſe Unterwuͤrfigkeit zu behaupten.

Der letzte Krieg ſchien Carl dem Großen nochXXVI.
mit den Normaͤnnern bevorzuſtehen. Unter die-
ſem Namen begriff man damals die Voͤlker, die
das heutige Schleswig, Juͤtland, Daͤnemark, Nor-
wegen, und Schweden bewohnten. Dieſe Voͤlker
waren wegen ihrer Schifffahrt und Seeraͤuberey
beruͤhmt und fuͤrchterlich. Sie hatten ſchon mehr-
malen die Franzoͤſiſche Kuͤſte beunruhiget, und da-
mit Carln wegen der Zukunft beſorgt gemacht, ob

er
men, dergleichen keine in der ganzen Chriſtenheit
waren; ſo lag doch in eben dieſer weiten Entfer-
nung ihrer untergebenen Biſthuͤmer eine der Haupt-
urſachen, warum die Rechte der Erzbiſchoͤfe, die
hauptſaͤchlich in der Direction der Wahl, der Con-
ſecration, und der Aufſicht uͤber die Biſchoͤfe be-
ſtanden, in Teutſchland nie in eine ſo genaue Er-
fuͤllung gekommen ſind, wie in anderen Laͤndern.”
Schmidts Geſchichte der Teutſchen Th. 1. S. 571.
E 3
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[69/0103] 6) Carolinger im Flor 752-814. wurde fuͤr die noͤrdlichere Gegenden ein Erzbiſchof zu Hamburg angeſtellt, deſſen Sitz hernach 849. nach Bremen verleget wurde.) Unmittelbar nach geendigtem Sachſenkriege ließ Carl noch 805. und 806. zwey Feldzuͤge in Boͤh- men vornehmen, weil von dortaus ein Einfall in das heutige Oeſterreichiſche geſchehen war. Die Boͤhmen mußten ſich bequemen, Carl dem Großen und ſeinen Nachfolgern jaͤhrlich einen Tribut von 120. fetten Ochſen und 50. Mark Silber zu ent- richten. Seitdem zehlte Carl auch Boͤhmen unter die von ihm beherrſchten Laͤnder. Es hielt aber in der Folge ſchwer, dieſe Unterwuͤrfigkeit zu behaupten. XXV. 805 Der letzte Krieg ſchien Carl dem Großen noch mit den Normaͤnnern bevorzuſtehen. Unter die- ſem Namen begriff man damals die Voͤlker, die das heutige Schleswig, Juͤtland, Daͤnemark, Nor- wegen, und Schweden bewohnten. Dieſe Voͤlker waren wegen ihrer Schifffahrt und Seeraͤuberey beruͤhmt und fuͤrchterlich. Sie hatten ſchon mehr- malen die Franzoͤſiſche Kuͤſte beunruhiget, und da- mit Carln wegen der Zukunft beſorgt gemacht, ob er (d) XXVI. (d) men, dergleichen keine in der ganzen Chriſtenheit waren; ſo lag doch in eben dieſer weiten Entfer- nung ihrer untergebenen Biſthuͤmer eine der Haupt- urſachen, warum die Rechte der Erzbiſchoͤfe, die hauptſaͤchlich in der Direction der Wahl, der Con- ſecration, und der Aufſicht uͤber die Biſchoͤfe be- ſtanden, in Teutſchland nie in eine ſo genaue Er- fuͤllung gekommen ſind, wie in anderen Laͤndern.” Schmidts Geſchichte der Teutſchen Th. 1. S. 571. E 3

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/103>, abgerufen am 03.05.2024.