Deutsche stolz seyn können, um so mehr, da sie al- ler Wahrscheinlichkeit nach einst die Königin jenes Landes zu werden bestimmt ist.
Die Person, welche diesen glänzenden Ball gab, war demohngeachtet nichts weniger als modisch, eine Eigenschaft, die hier den seltsamsten Nüancen unter- worfen ist. Indeß raffinirt Jeder, modisch oder nicht, wie er es dem Andern bei seinen Festen zuvorthun möge.
Die Gräfin L. gab den Tag nach dem erwähnten Ball einen andern, wo ich, gewiß tausend Schritt vom Hause schon, aussteigen mußte, da vor der Menge von Wagen gar nicht mehr heranzukommen war, und bereits verschiedene Equipagen, die sich gewaltsam Bahn brechen wollten, unter schrecktichem Fluchen der Kutscher unauflöslich zusammenhingen. Bei diesem Ball waren die Treibhäuser mit Moos aus verschiedenen Farben tapezirt, und der Boden mit abgehauenem Grase dicht belegt, aus dem hie und da Blumen frei hervorzuwachsen schienen, die vom Stiel aus erleuchtet waren, was ihre Far- benpracht verdoppelte. Die Gänge aber wurden durch bunte Lampen, die gleich Edelsteinen im Grase sun- kelten, markirt. Eben so hatte man solche bunte Arabesken im Moose der Wände angebracht. Im Hintergrunde schloß eine schöne transparente Land- schaft, mit Mondschein und Wasser die Aussicht.
Deutſche ſtolz ſeyn können, um ſo mehr, da ſie al- ler Wahrſcheinlichkeit nach einſt die Königin jenes Landes zu werden beſtimmt iſt.
Die Perſon, welche dieſen glänzenden Ball gab, war demohngeachtet nichts weniger als modiſch, eine Eigenſchaft, die hier den ſeltſamſten Nüancen unter- worfen iſt. Indeß raffinirt Jeder, modiſch oder nicht, wie er es dem Andern bei ſeinen Feſten zuvorthun möge.
Die Gräfin L. gab den Tag nach dem erwähnten Ball einen andern, wo ich, gewiß tauſend Schritt vom Hauſe ſchon, ausſteigen mußte, da vor der Menge von Wagen gar nicht mehr heranzukommen war, und bereits verſchiedene Equipagen, die ſich gewaltſam Bahn brechen wollten, unter ſchrecktichem Fluchen der Kutſcher unauflöslich zuſammenhingen. Bei dieſem Ball waren die Treibhäuſer mit Moos aus verſchiedenen Farben tapezirt, und der Boden mit abgehauenem Graſe dicht belegt, aus dem hie und da Blumen frei hervorzuwachſen ſchienen, die vom Stiel aus erleuchtet waren, was ihre Far- benpracht verdoppelte. Die Gänge aber wurden durch bunte Lampen, die gleich Edelſteinen im Graſe ſun- kelten, markirt. Eben ſo hatte man ſolche bunte Arabesken im Mooſe der Wände angebracht. Im Hintergrunde ſchloß eine ſchöne transparente Land- ſchaft, mit Mondſchein und Waſſer die Ausſicht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0047"n="31"/>
Deutſche ſtolz ſeyn können, um ſo mehr, da ſie al-<lb/>
ler Wahrſcheinlichkeit nach einſt die Königin jenes<lb/>
Landes zu werden beſtimmt iſt.</p><lb/><p>Die Perſon, welche dieſen glänzenden Ball gab,<lb/>
war demohngeachtet nichts weniger als modiſch, eine<lb/>
Eigenſchaft, die hier den ſeltſamſten Nüancen unter-<lb/>
worfen iſt. Indeß raffinirt Jeder, modiſch oder nicht,<lb/>
wie er es dem Andern bei ſeinen Feſten zuvorthun<lb/>
möge.</p><lb/><p>Die Gräfin L. gab den Tag nach dem erwähnten<lb/>
Ball einen andern, wo ich, gewiß tauſend Schritt<lb/>
vom Hauſe ſchon, ausſteigen mußte, da vor der<lb/>
Menge von Wagen gar nicht mehr heranzukommen<lb/>
war, und bereits verſchiedene Equipagen, die ſich<lb/>
gewaltſam Bahn brechen wollten, unter ſchrecktichem<lb/>
Fluchen der Kutſcher unauflöslich zuſammenhingen.<lb/>
Bei dieſem Ball waren die Treibhäuſer mit Moos<lb/>
aus verſchiedenen Farben tapezirt, und der Boden<lb/>
mit abgehauenem Graſe dicht belegt, aus dem<lb/>
hie und da Blumen frei hervorzuwachſen ſchienen,<lb/>
die vom Stiel aus erleuchtet waren, was ihre Far-<lb/>
benpracht verdoppelte. Die Gänge aber wurden durch<lb/>
bunte Lampen, die gleich Edelſteinen im Graſe ſun-<lb/>
kelten, markirt. Eben ſo hatte man ſolche bunte<lb/>
Arabesken im Mooſe der Wände angebracht. Im<lb/>
Hintergrunde ſchloß eine ſchöne transparente Land-<lb/>ſchaft, mit Mondſchein und Waſſer die Ausſicht.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[31/0047]
Deutſche ſtolz ſeyn können, um ſo mehr, da ſie al-
ler Wahrſcheinlichkeit nach einſt die Königin jenes
Landes zu werden beſtimmt iſt.
Die Perſon, welche dieſen glänzenden Ball gab,
war demohngeachtet nichts weniger als modiſch, eine
Eigenſchaft, die hier den ſeltſamſten Nüancen unter-
worfen iſt. Indeß raffinirt Jeder, modiſch oder nicht,
wie er es dem Andern bei ſeinen Feſten zuvorthun
möge.
Die Gräfin L. gab den Tag nach dem erwähnten
Ball einen andern, wo ich, gewiß tauſend Schritt
vom Hauſe ſchon, ausſteigen mußte, da vor der
Menge von Wagen gar nicht mehr heranzukommen
war, und bereits verſchiedene Equipagen, die ſich
gewaltſam Bahn brechen wollten, unter ſchrecktichem
Fluchen der Kutſcher unauflöslich zuſammenhingen.
Bei dieſem Ball waren die Treibhäuſer mit Moos
aus verſchiedenen Farben tapezirt, und der Boden
mit abgehauenem Graſe dicht belegt, aus dem
hie und da Blumen frei hervorzuwachſen ſchienen,
die vom Stiel aus erleuchtet waren, was ihre Far-
benpracht verdoppelte. Die Gänge aber wurden durch
bunte Lampen, die gleich Edelſteinen im Graſe ſun-
kelten, markirt. Eben ſo hatte man ſolche bunte
Arabesken im Mooſe der Wände angebracht. Im
Hintergrunde ſchloß eine ſchöne transparente Land-
ſchaft, mit Mondſchein und Waſſer die Ausſicht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/47>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.