Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.bunden mit leichtem Sinn und einer wahren Freude Man bildet sich gewöhnlich im Auslande eine mehr In den gesellschaftlichen Verhältnissen dagegen ist bunden mit leichtem Sinn und einer wahren Freude Man bildet ſich gewöhnlich im Auslande eine mehr In den geſellſchaftlichen Verhältniſſen dagegen iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0413" n="393"/> bunden mit leichtem Sinn und einer wahren Freude<lb/> an der Socialität; in England dagegen aus einer<lb/> brutalen Vaſallenherrſchaft, dem ſpätern Handels-<lb/> glück, angeborner übler Laune des Volkes und einer<lb/> von jeher ziemlich verſteinerten Selbſtliebe.</p><lb/> <p>Man bildet ſich gewöhnlich im Auslande eine mehr<lb/> oder weniger republikaniſche Anſicht von der engli-<lb/> ſchen Geſellſchaft. In dem öffentlichen Leben der<lb/> Nation iſt dieſes Prinzip allerdings ſehr bemerkbar,<lb/> und wird es immer mehr; eben ſo in der Art ihrer<lb/> Häuslichkeit, wo zugleich auch der Egoismus ſeltſam<lb/> vorherrſcht. Erwachſene Kinder und Eltern werden<lb/> ſich ſchnell fremd, und was <hi rendition="#g">wir</hi> Häuslichkeit nen-<lb/> nen, iſt daher hier bloß auf Mann und Frau und<lb/> kleine Kinder anwendbar, ſo lange dieſe in der un-<lb/> mittelbaren Abhängigkeit vom Vater leben. Sobald<lb/> ſie größer werden, tritt ſogleich republikaniſche Kälte<lb/> und Trennung zwiſchen ihnen und den Eltern ein.<lb/> Ein engliſcher Dichter behauptet ſogar: die Liebe der<lb/> Großväter zu ihren Enkeln entſtehe blos daher, weil<lb/> ſie in ihren erwachſenen Söhnen nichts anders als<lb/> begierige und feindliche Erben ſähen, in ihren En-<lb/> keln aber wiederum die künftigen Feinde ihrer Feinde<lb/> liebten. Ein ſolcher <hi rendition="#g">Gedanke</hi> ſelbſt konnte nur in<lb/> einem engliſchen Gehirne entſtehen!</p><lb/> <p>In den geſellſchaftlichen Verhältniſſen dagegen iſt<lb/> von oben bis auf die unterſten Stufen herab auch<lb/> nicht eine Spur republikaniſcher Elemente anzutreffen.<lb/> Hier iſt Alles im höchſten Grade mehr als ariſtokra-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0413]
bunden mit leichtem Sinn und einer wahren Freude
an der Socialität; in England dagegen aus einer
brutalen Vaſallenherrſchaft, dem ſpätern Handels-
glück, angeborner übler Laune des Volkes und einer
von jeher ziemlich verſteinerten Selbſtliebe.
Man bildet ſich gewöhnlich im Auslande eine mehr
oder weniger republikaniſche Anſicht von der engli-
ſchen Geſellſchaft. In dem öffentlichen Leben der
Nation iſt dieſes Prinzip allerdings ſehr bemerkbar,
und wird es immer mehr; eben ſo in der Art ihrer
Häuslichkeit, wo zugleich auch der Egoismus ſeltſam
vorherrſcht. Erwachſene Kinder und Eltern werden
ſich ſchnell fremd, und was wir Häuslichkeit nen-
nen, iſt daher hier bloß auf Mann und Frau und
kleine Kinder anwendbar, ſo lange dieſe in der un-
mittelbaren Abhängigkeit vom Vater leben. Sobald
ſie größer werden, tritt ſogleich republikaniſche Kälte
und Trennung zwiſchen ihnen und den Eltern ein.
Ein engliſcher Dichter behauptet ſogar: die Liebe der
Großväter zu ihren Enkeln entſtehe blos daher, weil
ſie in ihren erwachſenen Söhnen nichts anders als
begierige und feindliche Erben ſähen, in ihren En-
keln aber wiederum die künftigen Feinde ihrer Feinde
liebten. Ein ſolcher Gedanke ſelbſt konnte nur in
einem engliſchen Gehirne entſtehen!
In den geſellſchaftlichen Verhältniſſen dagegen iſt
von oben bis auf die unterſten Stufen herab auch
nicht eine Spur republikaniſcher Elemente anzutreffen.
Hier iſt Alles im höchſten Grade mehr als ariſtokra-
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