Die Musikanten des Dorfes musicirten dazu, und zwar weit besser als die unsrigen, waren auch weit besser angezogen, dagegen die Arbeiter nicht so gut und reinlich aussahen, als unsre Wenden in ihrer Sonntagstracht. Es waren durchaus nur diejenigen Bewohner des Dorfs und der Umgegend eingeladen, die fortwährend für Lord D . . . . arbeiten, sonst Niemand. Die Gesundheiten aller Mitglieder der Familie des Lords wurden mit neunmaligem Hurrah- geschrei sehr förmlich getrunken, worauf unser alter Kutscher Child (jetzt in Lord D . . . . s Dienst) der eine Art englischer Improvisatore ist, mitten auf den Tisch stieg, und eine höchst possirliche Rede in Versen an die Gesellschaft hielt, in der auch ich vorkam, und zwar indem er mir wünschte to have allways plenty of gold and never to become old, (immer genug Geld zu haben und nie alt zu werden) was der doppelten Unmöglichkeit wegen fast satyrisch klang.
Während dieser ganzen Zeit, und bis es dunkel ward, tanzten und hüpften die kleinen Mädchen un- ter sich mit großer Gravität auf dem Rasen, ohne irgend einen Zusammenhang, wie Marionetten, rast- los umher, die Musik mochte schweigen oder spielen. Unsere Gesellschaft im pleasure ground ward endlich auch von dieser Tanzlust angesteckt, und ich selbst
Die Muſikanten des Dorfes muſicirten dazu, und zwar weit beſſer als die unſrigen, waren auch weit beſſer angezogen, dagegen die Arbeiter nicht ſo gut und reinlich ausſahen, als unſre Wenden in ihrer Sonntagstracht. Es waren durchaus nur diejenigen Bewohner des Dorfs und der Umgegend eingeladen, die fortwährend für Lord D . . . . arbeiten, ſonſt Niemand. Die Geſundheiten aller Mitglieder der Familie des Lords wurden mit neunmaligem Hurrah- geſchrei ſehr förmlich getrunken, worauf unſer alter Kutſcher Child (jetzt in Lord D . . . . s Dienſt) der eine Art engliſcher Improvisatore iſt, mitten auf den Tiſch ſtieg, und eine höchſt poſſirliche Rede in Verſen an die Geſellſchaft hielt, in der auch ich vorkam, und zwar indem er mir wünſchte to have allways plenty of gold and never to become old, (immer genug Geld zu haben und nie alt zu werden) was der doppelten Unmöglichkeit wegen faſt ſatyriſch klang.
Während dieſer ganzen Zeit, und bis es dunkel ward, tanzten und hüpften die kleinen Mädchen un- ter ſich mit großer Gravität auf dem Raſen, ohne irgend einen Zuſammenhang, wie Marionetten, raſt- los umher, die Muſik mochte ſchweigen oder ſpielen. Unſere Geſellſchaft im pleasure ground ward endlich auch von dieſer Tanzluſt angeſteckt, und ich ſelbſt
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Die Muſikanten des Dorfes muſicirten dazu, und
zwar weit beſſer als die unſrigen, waren auch weit
beſſer angezogen, dagegen die Arbeiter nicht ſo gut
und reinlich ausſahen, als unſre Wenden in ihrer
Sonntagstracht. Es waren durchaus nur diejenigen
Bewohner des Dorfs und der Umgegend eingeladen,
die fortwährend für Lord D . . . . arbeiten, ſonſt
Niemand. Die Geſundheiten aller Mitglieder der
Familie des Lords wurden mit neunmaligem Hurrah-
geſchrei ſehr förmlich getrunken, worauf unſer alter
Kutſcher Child (jetzt in Lord D . . . . s Dienſt) der
eine Art engliſcher Improvisatore iſt, mitten auf den
Tiſch ſtieg, und eine höchſt poſſirliche Rede in Verſen
an die Geſellſchaft hielt, in der auch ich vorkam, und
zwar indem er mir wünſchte
to have allways plenty of gold and never to
become old,
(immer genug Geld zu haben und nie alt zu
werden)
was der doppelten Unmöglichkeit wegen faſt ſatyriſch
klang.
Während dieſer ganzen Zeit, und bis es dunkel
ward, tanzten und hüpften die kleinen Mädchen un-
ter ſich mit großer Gravität auf dem Raſen, ohne
irgend einen Zuſammenhang, wie Marionetten, raſt-
los umher, die Muſik mochte ſchweigen oder ſpielen.
Unſere Geſellſchaft im pleasure ground ward endlich
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/404>, abgerufen am 24.11.2024.
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