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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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türiers, den er dazu benutzt, sie zu gemeinschaftlichen
Arbeiten aufzumuntern, und denen er sich besonders
dadurch empfiehlt, daß er für sie kocht und bratet,
statt der halb rohen Speisen, die sie sonst genießen
mußten, liebet und mehrt sich, sieht endlich eine neue
Generation dort entstehen, die ganz von ihm abhängt,
besitzt jetzt an Landausdehnung ein kleines Fürsten-
thum, berechnet seine Revenüen auf 10,000 L. St.
jährlich, und kömmt alle 10 Jahr regelmäßig zu ei-
ner
Season nach England, wo er, wie vorher, mit
der Aisance eines Weltmanns als Fashionable lebt,
und dann wieder auf 10 Jahre in die Wälder zu-
rückkehrt, und den modernen Frack von neuem mit
dem Schafpelz vertauscht."

Mein erster Besuch in der Hauptstadt war bei
Gräfin M ..., die, ohngeachtet ihrer 40 Jahre,
während meiner Abwesenheit wieder ein neues Kind
zu dem Dutzend ihrer andern hinzubekommen hat.
Ich aß dort und bewunderte ein schönes Geschenk
des Königs in Silber, welches man hier kunstvoller
als irgendwo zu arbeiten versteht, so daß der Preis
der Facon oft zehnfach den Werth der Masse über-
steigt. Ueber Tisch gab der Graf einen auffallenden
Beitrag zur Charakteristik der hiesigen Gerechtig-
keitspflege.

"Einem Manne, den ich kenne," sagte er, "ward
auf der Straße sein Schnupftuch gestohlen. Er er-
greift den Thäter, hält ihn, als der Stärkere, ge-
waltsam fest, nicht ohne einige derbe Behandlung

türiers, den er dazu benutzt, ſie zu gemeinſchaftlichen
Arbeiten aufzumuntern, und denen er ſich beſonders
dadurch empfiehlt, daß er für ſie kocht und bratet,
ſtatt der halb rohen Speiſen, die ſie ſonſt genießen
mußten, liebet und mehrt ſich, ſieht endlich eine neue
Generation dort entſtehen, die ganz von ihm abhängt,
beſitzt jetzt an Landausdehnung ein kleines Fürſten-
thum, berechnet ſeine Revenüen auf 10,000 L. St.
jährlich, und kömmt alle 10 Jahr regelmäßig zu ei-
ner
Seaſon nach England, wo er, wie vorher, mit
der Aiſance eines Weltmanns als Faſhionable lebt,
und dann wieder auf 10 Jahre in die Wälder zu-
rückkehrt, und den modernen Frack von neuem mit
dem Schafpelz vertauſcht.“

Mein erſter Beſuch in der Hauptſtadt war bei
Gräfin M …, die, ohngeachtet ihrer 40 Jahre,
während meiner Abweſenheit wieder ein neues Kind
zu dem Dutzend ihrer andern hinzubekommen hat.
Ich aß dort und bewunderte ein ſchönes Geſchenk
des Königs in Silber, welches man hier kunſtvoller
als irgendwo zu arbeiten verſteht, ſo daß der Preis
der Façon oft zehnfach den Werth der Maſſe über-
ſteigt. Ueber Tiſch gab der Graf einen auffallenden
Beitrag zur Charakteriſtik der hieſigen Gerechtig-
keitspflege.

„Einem Manne, den ich kenne,“ ſagte er, „ward
auf der Straße ſein Schnupftuch geſtohlen. Er er-
greift den Thäter, hält ihn, als der Stärkere, ge-
waltſam feſt, nicht ohne einige derbe Behandlung

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[322/0340] türiers, den er dazu benutzt, ſie zu gemeinſchaftlichen Arbeiten aufzumuntern, und denen er ſich beſonders dadurch empfiehlt, daß er für ſie kocht und bratet, ſtatt der halb rohen Speiſen, die ſie ſonſt genießen mußten, liebet und mehrt ſich, ſieht endlich eine neue Generation dort entſtehen, die ganz von ihm abhängt, beſitzt jetzt an Landausdehnung ein kleines Fürſten- thum, berechnet ſeine Revenüen auf 10,000 L. St. jährlich, und kömmt alle 10 Jahr regelmäßig zu ei- ner Seaſon nach England, wo er, wie vorher, mit der Aiſance eines Weltmanns als Faſhionable lebt, und dann wieder auf 10 Jahre in die Wälder zu- rückkehrt, und den modernen Frack von neuem mit dem Schafpelz vertauſcht.“ Mein erſter Beſuch in der Hauptſtadt war bei Gräfin M …, die, ohngeachtet ihrer 40 Jahre, während meiner Abweſenheit wieder ein neues Kind zu dem Dutzend ihrer andern hinzubekommen hat. Ich aß dort und bewunderte ein ſchönes Geſchenk des Königs in Silber, welches man hier kunſtvoller als irgendwo zu arbeiten verſteht, ſo daß der Preis der Façon oft zehnfach den Werth der Maſſe über- ſteigt. Ueber Tiſch gab der Graf einen auffallenden Beitrag zur Charakteriſtik der hieſigen Gerechtig- keitspflege. „Einem Manne, den ich kenne,“ ſagte er, „ward auf der Straße ſein Schnupftuch geſtohlen. Er er- greift den Thäter, hält ihn, als der Stärkere, ge- waltſam feſt, nicht ohne einige derbe Behandlung

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/340>, abgerufen am 24.11.2024.