Der neue Dampfpostwagen ist so eben fertig ge- worden, und legt probeweise im Regentspark fünf Meilen in einer halben Stunde zurück. Doch ist im- mer noch jeden Augenblick etwas daran zu repariren. Ich war einer der ersten Neugierigen, die ihn ver- suchten, fand aber den fettigen Eisengeruch, der auch die Dampfschiffe so unangenehm macht, hier doppelt unerträglich.
Seltsamer ist noch ein anderes Fuhrwerk, dem ich mich ebenfalls anvertraute. Es besteht in nichts Ge- ringerem als einem Wagen, der von einem Drachen gezogen wird, und zwar einem Papierdrachen, der nicht viel anders construirt ist, als diejenigen, welche die Kinder aufsteigen lassen. Es ist daher auch ein Schulmeister, der die Sache erfunden hat, und selbst so geschickt sein Vehikel zu führen weiß, daß er, auch mit halbem Wind, gut fortkömmt, mit ganz günsti- gem aber auf gutem Terrain die englische Meile in 3/4 Minuten zurücklegt. Die Empfindung ist sehr angenehm, da man über die kleinen Unebenheiten des Bodens, wie darüber gehoben, hinweggleitet. Der Erfinder schlägt vor, die afrikanischen Wüsten damit zu bereisen, und hat zu diesem Behuf einen Raum am Hintergestell angebracht, wo ein Pony, gleich ei- nem Bedienten, hintenauf steht, und im Fall einer Windstille vorgespannt wird. Was freilich hinsicht- lich der Fourage anzufangen seyn möchte, ist nicht
Den 16ten.
Der neue Dampfpoſtwagen iſt ſo eben fertig ge- worden, und legt probeweiſe im Regentspark fünf Meilen in einer halben Stunde zurück. Doch iſt im- mer noch jeden Augenblick etwas daran zu repariren. Ich war einer der erſten Neugierigen, die ihn ver- ſuchten, fand aber den fettigen Eiſengeruch, der auch die Dampfſchiffe ſo unangenehm macht, hier doppelt unerträglich.
Seltſamer iſt noch ein anderes Fuhrwerk, dem ich mich ebenfalls anvertraute. Es beſteht in nichts Ge- ringerem als einem Wagen, der von einem Drachen gezogen wird, und zwar einem Papierdrachen, der nicht viel anders conſtruirt iſt, als diejenigen, welche die Kinder aufſteigen laſſen. Es iſt daher auch ein Schulmeiſter, der die Sache erfunden hat, und ſelbſt ſo geſchickt ſein Vehikel zu führen weiß, daß er, auch mit halbem Wind, gut fortkömmt, mit ganz günſti- gem aber auf gutem Terrain die engliſche Meile in ¾ Minuten zurücklegt. Die Empfindung iſt ſehr angenehm, da man über die kleinen Unebenheiten des Bodens, wie darüber gehoben, hinweggleitet. Der Erfinder ſchlägt vor, die afrikaniſchen Wüſten damit zu bereiſen, und hat zu dieſem Behuf einen Raum am Hintergeſtell angebracht, wo ein Pony, gleich ei- nem Bedienten, hintenauf ſteht, und im Fall einer Windſtille vorgeſpannt wird. Was freilich hinſicht- lich der Fourage anzufangen ſeyn möchte, iſt nicht
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Den 16ten.
Der neue Dampfpoſtwagen iſt ſo eben fertig ge-
worden, und legt probeweiſe im Regentspark fünf
Meilen in einer halben Stunde zurück. Doch iſt im-
mer noch jeden Augenblick etwas daran zu repariren.
Ich war einer der erſten Neugierigen, die ihn ver-
ſuchten, fand aber den fettigen Eiſengeruch, der auch
die Dampfſchiffe ſo unangenehm macht, hier doppelt
unerträglich.
Seltſamer iſt noch ein anderes Fuhrwerk, dem ich
mich ebenfalls anvertraute. Es beſteht in nichts Ge-
ringerem als einem Wagen, der von einem Drachen
gezogen wird, und zwar einem Papierdrachen, der
nicht viel anders conſtruirt iſt, als diejenigen, welche
die Kinder aufſteigen laſſen. Es iſt daher auch ein
Schulmeiſter, der die Sache erfunden hat, und ſelbſt
ſo geſchickt ſein Vehikel zu führen weiß, daß er, auch
mit halbem Wind, gut fortkömmt, mit ganz günſti-
gem aber auf gutem Terrain die engliſche Meile in
¾ Minuten zurücklegt. Die Empfindung iſt ſehr
angenehm, da man über die kleinen Unebenheiten des
Bodens, wie darüber gehoben, hinweggleitet. Der
Erfinder ſchlägt vor, die afrikaniſchen Wüſten damit
zu bereiſen, und hat zu dieſem Behuf einen Raum
am Hintergeſtell angebracht, wo ein Pony, gleich ei-
nem Bedienten, hintenauf ſteht, und im Fall einer
Windſtille vorgeſpannt wird. Was freilich hinſicht-
lich der Fourage anzufangen ſeyn möchte, iſt nicht
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/320>, abgerufen am 24.11.2024.
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