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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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darbieten, was man nicht leicht auf dem übrigen
Continent, weder in gleicher Fülle noch Zweckmäßig-
keit zu sehen bekömmt. Der Reisende aber, der sich
immer blos auf die Salons und seines Gleichen be-
schränken, und auch nur, so zu sagen, vornehme
Merkwürdigkeiten besehen will, bleibe besser zu Hause.

Ich beschloß den heutigen Tag mit einer Spazier-
fahrt nach Chelsea, dem Invalidenhaus der Land-
truppen, wo man sich innig freut, die alten Krieger
wohl gepflegt einen Pallast und sorgfältig gehaltenen
Gärten, mit den schönsten kurz gemähten bowling
greens
und hohen Kastanien-Alleen, bewohnen zu
sehen, dessen ein kleiner Souverain sich nicht zu
schämen hätte. Ich speiste dann um 8 Uhr beim O.
Gesandten zu Mittag, ein Dine, das sich, außer der
Liebenswürdigkeit des Hausherrn, noch durch ächten
Metternich-Johannisberger auszeichnete, für welchen
Nektar wenigstens, auch der eingefleischteste Liberale
dem großen Minister Gerechtigkeit wiederfahren lassen
muß. Ich fand dort Deinen Freund B., den vierzig-
jährigen Jüngling, der mir viele Empfehlungen an
Dich auftrug. Er ist immer noch der Alte und unter-
hielt mich lange von seiner Toilette, wobei er ver-
sicherte, daß er hier vor Langerweile entsetzlich mager
geworden sey, nur an einer Stelle finde ihn sein
Schneider bedeutend stärker, nämlich da, wo er seit
einem Monat falsche Waden trage.

Ich will bei dieser Gelegenheit bemerken, daß ich
Dir über die hiesige Gesellschaft nicht viel sagen kann,

darbieten, was man nicht leicht auf dem übrigen
Continent, weder in gleicher Fülle noch Zweckmäßig-
keit zu ſehen bekömmt. Der Reiſende aber, der ſich
immer blos auf die Salons und ſeines Gleichen be-
ſchränken, und auch nur, ſo zu ſagen, vornehme
Merkwürdigkeiten beſehen will, bleibe beſſer zu Hauſe.

Ich beſchloß den heutigen Tag mit einer Spazier-
fahrt nach Chelſea, dem Invalidenhaus der Land-
truppen, wo man ſich innig freut, die alten Krieger
wohl gepflegt einen Pallaſt und ſorgfältig gehaltenen
Gärten, mit den ſchönſten kurz gemähten bowling
greens
und hohen Kaſtanien-Alleen, bewohnen zu
ſehen, deſſen ein kleiner Souverain ſich nicht zu
ſchämen hätte. Ich ſpeiste dann um 8 Uhr beim O.
Geſandten zu Mittag, ein Diné, das ſich, außer der
Liebenswürdigkeit des Hausherrn, noch durch ächten
Metternich-Johannisberger auszeichnete, für welchen
Nektar wenigſtens, auch der eingefleiſchteſte Liberale
dem großen Miniſter Gerechtigkeit wiederfahren laſſen
muß. Ich fand dort Deinen Freund B., den vierzig-
jährigen Jüngling, der mir viele Empfehlungen an
Dich auftrug. Er iſt immer noch der Alte und unter-
hielt mich lange von ſeiner Toilette, wobei er ver-
ſicherte, daß er hier vor Langerweile entſetzlich mager
geworden ſey, nur an einer Stelle finde ihn ſein
Schneider bedeutend ſtärker, nämlich da, wo er ſeit
einem Monat falſche Waden trage.

Ich will bei dieſer Gelegenheit bemerken, daß ich
Dir über die hieſige Geſellſchaft nicht viel ſagen kann,

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[52/0092] darbieten, was man nicht leicht auf dem übrigen Continent, weder in gleicher Fülle noch Zweckmäßig- keit zu ſehen bekömmt. Der Reiſende aber, der ſich immer blos auf die Salons und ſeines Gleichen be- ſchränken, und auch nur, ſo zu ſagen, vornehme Merkwürdigkeiten beſehen will, bleibe beſſer zu Hauſe. Ich beſchloß den heutigen Tag mit einer Spazier- fahrt nach Chelſea, dem Invalidenhaus der Land- truppen, wo man ſich innig freut, die alten Krieger wohl gepflegt einen Pallaſt und ſorgfältig gehaltenen Gärten, mit den ſchönſten kurz gemähten bowling greens und hohen Kaſtanien-Alleen, bewohnen zu ſehen, deſſen ein kleiner Souverain ſich nicht zu ſchämen hätte. Ich ſpeiste dann um 8 Uhr beim O. Geſandten zu Mittag, ein Diné, das ſich, außer der Liebenswürdigkeit des Hausherrn, noch durch ächten Metternich-Johannisberger auszeichnete, für welchen Nektar wenigſtens, auch der eingefleiſchteſte Liberale dem großen Miniſter Gerechtigkeit wiederfahren laſſen muß. Ich fand dort Deinen Freund B., den vierzig- jährigen Jüngling, der mir viele Empfehlungen an Dich auftrug. Er iſt immer noch der Alte und unter- hielt mich lange von ſeiner Toilette, wobei er ver- ſicherte, daß er hier vor Langerweile entſetzlich mager geworden ſey, nur an einer Stelle finde ihn ſein Schneider bedeutend ſtärker, nämlich da, wo er ſeit einem Monat falſche Waden trage. Ich will bei dieſer Gelegenheit bemerken, daß ich Dir über die hieſige Geſellſchaft nicht viel ſagen kann,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/92>, abgerufen am 22.11.2024.