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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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boten, bis man endlich in der Mitte des Etablissements
in die Zimmer eines Kaffeehauses gelangt, mit einer
rund um einen freien Platz laufenden Glas-Gallerie.
Hier sieht man, während man gemächlich (freilich in
sehr gemischter Gesellschaft) frühstücken kann, eine
Menge Pferde vorführen und verauctioniren, die in
zahlreichen Ställen daneben stehen, wo sie sehr gut
gewartet werden, und wo auch für eine voraus be-
stimmte Vergütung, Jeder der verkaufen will, die
seinigen hinsenden kann. Wenn ein solches Pferd
vom Auctionator garantirt wird (warranted sound)
so kann man es ziemlich sicher kaufen, da die Eigen-
thümer der Anstalt dafür einstehen müssen; das Beste
findet man allerdings hier in der Regel nicht, aber
gewiß das Wohlfeilste, und für Manchen hat dies
auch sein Gutes, noch mehr vielleicht die große Be-
quemlichkeit, sich alles Nöthige im Augenblick an dem-
selben Ort verschaffen zu können. Dergleichen Bazars
gibt es, wie gesagt, schon eine Menge, und sie sind
wohl eine kleine Promenade werth. Ueberdieß macht
das bequeme Gehen auf den vortrefflichen Londoner
Trottoirs, die bunten fortwährend wechselnden Bil-
der in den Straßen und die vielen reichen Läden,
welche die meisten zieren, die Spaziergänge in der
Stadt, besonders bei Abend, für den Fremden sehr
angenehm.

Außer der glänzenden Gasbeleuchtung find dann
vor den vielen Apothekerläden große Glaskugeln von
tief rother, blauer und grüner Farbe aufgehangen,
deren prachtvolles Licht Meilenweit gesehen wird, und

boten, bis man endlich in der Mitte des Etabliſſements
in die Zimmer eines Kaffeehauſes gelangt, mit einer
rund um einen freien Platz laufenden Glas-Gallerie.
Hier ſieht man, während man gemächlich (freilich in
ſehr gemiſchter Geſellſchaft) frühſtücken kann, eine
Menge Pferde vorführen und verauctioniren, die in
zahlreichen Ställen daneben ſtehen, wo ſie ſehr gut
gewartet werden, und wo auch für eine voraus be-
ſtimmte Vergütung, Jeder der verkaufen will, die
ſeinigen hinſenden kann. Wenn ein ſolches Pferd
vom Auctionator garantirt wird (warranted sound)
ſo kann man es ziemlich ſicher kaufen, da die Eigen-
thümer der Anſtalt dafür einſtehen müſſen; das Beſte
findet man allerdings hier in der Regel nicht, aber
gewiß das Wohlfeilſte, und für Manchen hat dies
auch ſein Gutes, noch mehr vielleicht die große Be-
quemlichkeit, ſich alles Nöthige im Augenblick an dem-
ſelben Ort verſchaffen zu können. Dergleichen Bazars
gibt es, wie geſagt, ſchon eine Menge, und ſie ſind
wohl eine kleine Promenade werth. Ueberdieß macht
das bequeme Gehen auf den vortrefflichen Londoner
Trottoirs, die bunten fortwährend wechſelnden Bil-
der in den Straßen und die vielen reichen Läden,
welche die meiſten zieren, die Spaziergänge in der
Stadt, beſonders bei Abend, für den Fremden ſehr
angenehm.

Außer der glänzenden Gasbeleuchtung find dann
vor den vielen Apothekerläden große Glaskugeln von
tief rother, blauer und grüner Farbe aufgehangen,
deren prachtvolles Licht Meilenweit geſehen wird, und

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[50/0090] boten, bis man endlich in der Mitte des Etabliſſements in die Zimmer eines Kaffeehauſes gelangt, mit einer rund um einen freien Platz laufenden Glas-Gallerie. Hier ſieht man, während man gemächlich (freilich in ſehr gemiſchter Geſellſchaft) frühſtücken kann, eine Menge Pferde vorführen und verauctioniren, die in zahlreichen Ställen daneben ſtehen, wo ſie ſehr gut gewartet werden, und wo auch für eine voraus be- ſtimmte Vergütung, Jeder der verkaufen will, die ſeinigen hinſenden kann. Wenn ein ſolches Pferd vom Auctionator garantirt wird (warranted sound) ſo kann man es ziemlich ſicher kaufen, da die Eigen- thümer der Anſtalt dafür einſtehen müſſen; das Beſte findet man allerdings hier in der Regel nicht, aber gewiß das Wohlfeilſte, und für Manchen hat dies auch ſein Gutes, noch mehr vielleicht die große Be- quemlichkeit, ſich alles Nöthige im Augenblick an dem- ſelben Ort verſchaffen zu können. Dergleichen Bazars gibt es, wie geſagt, ſchon eine Menge, und ſie ſind wohl eine kleine Promenade werth. Ueberdieß macht das bequeme Gehen auf den vortrefflichen Londoner Trottoirs, die bunten fortwährend wechſelnden Bil- der in den Straßen und die vielen reichen Läden, welche die meiſten zieren, die Spaziergänge in der Stadt, beſonders bei Abend, für den Fremden ſehr angenehm. Außer der glänzenden Gasbeleuchtung find dann vor den vielen Apothekerläden große Glaskugeln von tief rother, blauer und grüner Farbe aufgehangen, deren prachtvolles Licht Meilenweit geſehen wird, und

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/90>, abgerufen am 06.05.2024.