Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Brief.


Meine theure Freundin!

Deine Liebe bei unserm Abschied in B ... hat mir
so wohl und weh gethan, daß ich mich noch nicht da-
von erholen kann. Immer steht Deine kummervolle
Gestalt vor mir, ich lese noch den tiefen Schmerz in
Deinen Blicken und Thränen, und mein eigenes
Herz sagt mir nur zu sehr, was Du dabei empfun-
den haben mußt. Gott gebe uns bald ein so freudi-
ges Wiedersehen, als der Abschied traurig war!

Ich kann vor der Hand nichts sagen, als Dir in's
Gedachtniß rufen, was ich so oft wiederholte, daß
ich ohne Dich, meine Freundin, mit mir in dieser
Welt zu wissen, keine ihrer Freuden mehr ungetrübt
genießen könnte, daß Du also, wenn Du mich liebst,
vor Allem über Deine Gesundheit wachen, Dich
durch Geschäfte, so viel Du kannst, zerstreuen, und
auch die ärztlichen Anordnungen nicht verabsäumen
sollst.

Briefe eines Verstorbenen III. 1

Erſter Brief.


Meine theure Freundin!

Deine Liebe bei unſerm Abſchied in B … hat mir
ſo wohl und weh gethan, daß ich mich noch nicht da-
von erholen kann. Immer ſteht Deine kummervolle
Geſtalt vor mir, ich leſe noch den tiefen Schmerz in
Deinen Blicken und Thränen, und mein eigenes
Herz ſagt mir nur zu ſehr, was Du dabei empfun-
den haben mußt. Gott gebe uns bald ein ſo freudi-
ges Wiederſehen, als der Abſchied traurig war!

Ich kann vor der Hand nichts ſagen, als Dir in’s
Gedachtniß rufen, was ich ſo oft wiederholte, daß
ich ohne Dich, meine Freundin, mit mir in dieſer
Welt zu wiſſen, keine ihrer Freuden mehr ungetrübt
genießen könnte, daß Du alſo, wenn Du mich liebſt,
vor Allem über Deine Geſundheit wachen, Dich
durch Geſchäfte, ſo viel Du kannſt, zerſtreuen, und
auch die ärztlichen Anordnungen nicht verabſäumen
ſollſt.

Briefe eines Verſtorbenen III. 1
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0041" n="[1]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Brief</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Dresden, den 8ten Sept. 1826.</hi> </dateline><lb/>
            <salute>Meine theure Freundin!</salute>
          </opener><lb/>
          <p>Deine Liebe bei un&#x017F;erm Ab&#x017F;chied in B &#x2026; hat mir<lb/>
&#x017F;o wohl und weh gethan, daß ich mich noch nicht da-<lb/>
von erholen kann. Immer &#x017F;teht Deine kummervolle<lb/>
Ge&#x017F;talt vor mir, ich le&#x017F;e noch den tiefen Schmerz in<lb/>
Deinen Blicken und Thränen, und mein eigenes<lb/>
Herz &#x017F;agt mir nur zu &#x017F;ehr, was Du dabei empfun-<lb/>
den haben mußt. Gott gebe uns bald ein &#x017F;o freudi-<lb/>
ges Wieder&#x017F;ehen, als der Ab&#x017F;chied traurig war!</p><lb/>
          <p>Ich kann vor der Hand nichts &#x017F;agen, als Dir in&#x2019;s<lb/>
Gedachtniß rufen, was ich &#x017F;o oft wiederholte, daß<lb/>
ich ohne Dich, meine Freundin, mit mir in die&#x017F;er<lb/>
Welt zu wi&#x017F;&#x017F;en, keine ihrer Freuden mehr ungetrübt<lb/>
genießen könnte, daß Du al&#x017F;o, wenn Du mich lieb&#x017F;t,<lb/>
vor <hi rendition="#g">Allem</hi> über Deine Ge&#x017F;undheit wachen, Dich<lb/>
durch Ge&#x017F;chäfte, &#x017F;o viel Du kann&#x017F;t, zer&#x017F;treuen, und<lb/>
auch die ärztlichen Anordnungen nicht verab&#x017F;äumen<lb/>
&#x017F;oll&#x017F;t.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Briefe eines Ver&#x017F;torbenen <hi rendition="#aq">III.</hi> 1</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0041] Erſter Brief. Dresden, den 8ten Sept. 1826. Meine theure Freundin! Deine Liebe bei unſerm Abſchied in B … hat mir ſo wohl und weh gethan, daß ich mich noch nicht da- von erholen kann. Immer ſteht Deine kummervolle Geſtalt vor mir, ich leſe noch den tiefen Schmerz in Deinen Blicken und Thränen, und mein eigenes Herz ſagt mir nur zu ſehr, was Du dabei empfun- den haben mußt. Gott gebe uns bald ein ſo freudi- ges Wiederſehen, als der Abſchied traurig war! Ich kann vor der Hand nichts ſagen, als Dir in’s Gedachtniß rufen, was ich ſo oft wiederholte, daß ich ohne Dich, meine Freundin, mit mir in dieſer Welt zu wiſſen, keine ihrer Freuden mehr ungetrübt genießen könnte, daß Du alſo, wenn Du mich liebſt, vor Allem über Deine Geſundheit wachen, Dich durch Geſchäfte, ſo viel Du kannſt, zerſtreuen, und auch die ärztlichen Anordnungen nicht verabſäumen ſollſt. Briefe eines Verſtorbenen III. 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/41
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/41>, abgerufen am 29.03.2024.