suchen, und keinen eignen Landsitz haben, oder das Haushalten dort zu kostspielig finden, zum Win- teraufenthalt, denn die hiesige Season fällt in die Wintermonate. Mode hat es besonders der König gemacht, der es einst sehr liebte, und einen abentheu- erlichen, orientalischen Pallast hier gebaut hat, der mit allen seinen Kuppeln und deren Aufsätzen von den nahen Höhen gesehen, vollkommen einem aufge- stellten Schachspiel gleicht, inwendig aber sehr präch- tig, wenn gleich auch phantastisch meublirt ist. Ob- wohl er ungeheure Summen gekostet hat, soll der längst seiner überdrüßige hohe Besitzer, schon manch- mal Lust gezeigt haben, ihn wieder einreißen zu lassen, was auch eben nicht sehr zu bedauern seyn würde.
In den Gärten dieses Pallastes befinden sich die einzigen erwachsenen Bäume in hiesiger Gegend, die ich bis jetzt gesehen.
Aber auch ohne diese sind doch die Promenaden am Meer sehr anmuthig, besonders die große Ketten- brücke oder jetee, welche 1000 Fuß weit in die See hineingeht, und an deren Ende man sich in den Dampf- schiffen für Boulogne und Havre embarkirt.
Nicht weit davon hat ein Indier orientalische Bäder angelegt, wo man, wie in der Türkey, massirt wird, was sehr stärkend und gesund seyn soll, auch bei der vorneh- men Welt, besonders den Damen, sehr beliebt ist. Man nennt sie Mahomets Bäder. Ich fand das In-
ſuchen, und keinen eignen Landſitz haben, oder das Haushalten dort zu koſtſpielig finden, zum Win- teraufenthalt, denn die hieſige Seaſon fällt in die Wintermonate. Mode hat es beſonders der König gemacht, der es einſt ſehr liebte, und einen abentheu- erlichen, orientaliſchen Pallaſt hier gebaut hat, der mit allen ſeinen Kuppeln und deren Aufſätzen von den nahen Höhen geſehen, vollkommen einem aufge- ſtellten Schachſpiel gleicht, inwendig aber ſehr präch- tig, wenn gleich auch phantaſtiſch meublirt iſt. Ob- wohl er ungeheure Summen gekoſtet hat, ſoll der längſt ſeiner überdrüßige hohe Beſitzer, ſchon manch- mal Luſt gezeigt haben, ihn wieder einreißen zu laſſen, was auch eben nicht ſehr zu bedauern ſeyn würde.
In den Gärten dieſes Pallaſtes befinden ſich die einzigen erwachſenen Bäume in hieſiger Gegend, die ich bis jetzt geſehen.
Aber auch ohne dieſe ſind doch die Promenaden am Meer ſehr anmuthig, beſonders die große Ketten- brücke oder jetée, welche 1000 Fuß weit in die See hineingeht, und an deren Ende man ſich in den Dampf- ſchiffen für Boulogne und Havre embarkirt.
Nicht weit davon hat ein Indier orientaliſche Bäder angelegt, wo man, wie in der Türkey, maſſirt wird, was ſehr ſtärkend und geſund ſeyn ſoll, auch bei der vorneh- men Welt, beſonders den Damen, ſehr beliebt iſt. Man nennt ſie Mahomets Bäder. Ich fand das In-
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ſuchen, und keinen eignen Landſitz haben, oder das
Haushalten dort zu koſtſpielig finden, zum Win-
teraufenthalt, denn die hieſige Seaſon fällt in die
Wintermonate. Mode hat es beſonders der König
gemacht, der es einſt ſehr liebte, und einen abentheu-
erlichen, orientaliſchen Pallaſt hier gebaut hat, der
mit allen ſeinen Kuppeln und deren Aufſätzen von
den nahen Höhen geſehen, vollkommen einem aufge-
ſtellten Schachſpiel gleicht, inwendig aber ſehr präch-
tig, wenn gleich auch phantaſtiſch meublirt iſt. Ob-
wohl er ungeheure Summen gekoſtet hat, ſoll der
längſt ſeiner überdrüßige hohe Beſitzer, ſchon manch-
mal Luſt gezeigt haben, ihn wieder einreißen zu
laſſen, was auch eben nicht ſehr zu bedauern ſeyn
würde.
In den Gärten dieſes Pallaſtes befinden ſich die
einzigen erwachſenen Bäume in hieſiger Gegend, die
ich bis jetzt geſehen.
Aber auch ohne dieſe ſind doch die Promenaden
am Meer ſehr anmuthig, beſonders die große Ketten-
brücke oder jetée, welche 1000 Fuß weit in die See
hineingeht, und an deren Ende man ſich in den Dampf-
ſchiffen für Boulogne und Havre embarkirt.
Nicht weit davon hat ein Indier orientaliſche Bäder
angelegt, wo man, wie in der Türkey, maſſirt wird, was
ſehr ſtärkend und geſund ſeyn ſoll, auch bei der vorneh-
men Welt, beſonders den Damen, ſehr beliebt iſt.
Man nennt ſie Mahomets Bäder. Ich fand das In-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/395>, abgerufen am 21.11.2024.
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