weniger die Treppe hinab, und stürzt aus der Thüre seinem kollernden Haupte nach, das unglücklicherweise in demselben Augenblick ein Pudel aufnimmt, und damit fortrennt. Pantalon hinter drein. Hier be- gegnet er aber Harlequin schon wieder, der sich als Doctor verkleidet hat, und schnell eine Consultation mit drei andern Aerzten hält, wie dem jammernden Pantalon zu helfen sey. Man vereinigt sich endlich, die kahle Stelle, wo der Kopf fehlt, mit Macassar- Oehl-Essenz zu schmieren, und glücklich wächst auch, vermöge dieser Operation, vor den Augen der Zu- schauer der Kopf langsam wieder heraus.
Im letzten Akt wird uns das Tivoli in Paris zum Besten gegeben. Ein Luftballon mit einem schönen Kinde steigt auf. Während er vom Theater über die Zuschauer hinschwebt, versinken nach und nach die ir- dischen Dekorationen, und sobald der Ballon an der Decke angekommen ist, wo er um den Kronleuchter in beträchtlicher Höhe eine Volte macht, füllt sich die Bühne mit wogenden Wolken, durch welche tausend Sterne blinken, was eine artige Illusion hervorbringt.
Beim Herabsinken des Ballons steigt Stadt und Garten wieder gradatim empor. Nach dieser Scene wird ein Seil aufgeschlagen, auf dem eine reizend gewachsene Frau mit dem Schubkarren bis zur Spitze eines gothischen Thurmes in Brillantfeuer fährt, wäh- rend andere Aequilibristen auf ebenem Boden dane- ben ihre halsbrechendsten Kunststücke machen.
weniger die Treppe hinab, und ſtürzt aus der Thüre ſeinem kollernden Haupte nach, das unglücklicherweiſe in demſelben Augenblick ein Pudel aufnimmt, und damit fortrennt. Pantalon hinter drein. Hier be- gegnet er aber Harlequin ſchon wieder, der ſich als Doctor verkleidet hat, und ſchnell eine Conſultation mit drei andern Aerzten hält, wie dem jammernden Pantalon zu helfen ſey. Man vereinigt ſich endlich, die kahle Stelle, wo der Kopf fehlt, mit Macaſſar- Oehl-Eſſenz zu ſchmieren, und glücklich wächst auch, vermöge dieſer Operation, vor den Augen der Zu- ſchauer der Kopf langſam wieder heraus.
Im letzten Akt wird uns das Tivoli in Paris zum Beſten gegeben. Ein Luftballon mit einem ſchönen Kinde ſteigt auf. Während er vom Theater über die Zuſchauer hinſchwebt, verſinken nach und nach die ir- diſchen Dekorationen, und ſobald der Ballon an der Decke angekommen iſt, wo er um den Kronleuchter in beträchtlicher Höhe eine Volte macht, füllt ſich die Bühne mit wogenden Wolken, durch welche tauſend Sterne blinken, was eine artige Illuſion hervorbringt.
Beim Herabſinken des Ballons ſteigt Stadt und Garten wieder gradatim empor. Nach dieſer Scene wird ein Seil aufgeſchlagen, auf dem eine reizend gewachſene Frau mit dem Schubkarren bis zur Spitze eines gothiſchen Thurmes in Brillantfeuer fährt, wäh- rend andere Aequilibriſten auf ebenem Boden dane- ben ihre halsbrechendſten Kunſtſtücke machen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0354"n="308"/>
weniger die Treppe hinab, und ſtürzt aus der Thüre<lb/>ſeinem kollernden Haupte nach, das unglücklicherweiſe<lb/>
in demſelben Augenblick ein Pudel aufnimmt, und<lb/>
damit fortrennt. Pantalon hinter drein. Hier be-<lb/>
gegnet er aber Harlequin ſchon wieder, der ſich als<lb/>
Doctor verkleidet hat, und ſchnell eine Conſultation<lb/>
mit drei andern Aerzten hält, wie dem jammernden<lb/>
Pantalon zu helfen ſey. Man vereinigt ſich endlich,<lb/>
die kahle Stelle, wo der Kopf fehlt, mit Macaſſar-<lb/>
Oehl-Eſſenz zu ſchmieren, und glücklich wächst auch,<lb/>
vermöge dieſer Operation, vor den Augen der Zu-<lb/>ſchauer der Kopf langſam wieder heraus.</p><lb/><p>Im letzten Akt wird uns das Tivoli in Paris zum<lb/>
Beſten gegeben. Ein Luftballon mit einem ſchönen<lb/>
Kinde ſteigt auf. Während er vom Theater über die<lb/>
Zuſchauer hinſchwebt, verſinken nach und nach die ir-<lb/>
diſchen Dekorationen, und ſobald der Ballon an der<lb/>
Decke angekommen iſt, wo er um den Kronleuchter<lb/>
in beträchtlicher Höhe eine Volte macht, füllt ſich die<lb/>
Bühne mit wogenden Wolken, durch welche tauſend<lb/>
Sterne blinken, was eine artige Illuſion hervorbringt.</p><lb/><p>Beim Herabſinken des Ballons ſteigt Stadt und<lb/>
Garten wieder gradatim empor. Nach dieſer Scene<lb/>
wird ein Seil aufgeſchlagen, auf dem eine reizend<lb/>
gewachſene Frau mit dem Schubkarren bis zur Spitze<lb/>
eines gothiſchen Thurmes in Brillantfeuer fährt, wäh-<lb/>
rend andere Aequilibriſten auf ebenem Boden dane-<lb/>
ben ihre halsbrechendſten Kunſtſtücke machen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[308/0354]
weniger die Treppe hinab, und ſtürzt aus der Thüre
ſeinem kollernden Haupte nach, das unglücklicherweiſe
in demſelben Augenblick ein Pudel aufnimmt, und
damit fortrennt. Pantalon hinter drein. Hier be-
gegnet er aber Harlequin ſchon wieder, der ſich als
Doctor verkleidet hat, und ſchnell eine Conſultation
mit drei andern Aerzten hält, wie dem jammernden
Pantalon zu helfen ſey. Man vereinigt ſich endlich,
die kahle Stelle, wo der Kopf fehlt, mit Macaſſar-
Oehl-Eſſenz zu ſchmieren, und glücklich wächst auch,
vermöge dieſer Operation, vor den Augen der Zu-
ſchauer der Kopf langſam wieder heraus.
Im letzten Akt wird uns das Tivoli in Paris zum
Beſten gegeben. Ein Luftballon mit einem ſchönen
Kinde ſteigt auf. Während er vom Theater über die
Zuſchauer hinſchwebt, verſinken nach und nach die ir-
diſchen Dekorationen, und ſobald der Ballon an der
Decke angekommen iſt, wo er um den Kronleuchter
in beträchtlicher Höhe eine Volte macht, füllt ſich die
Bühne mit wogenden Wolken, durch welche tauſend
Sterne blinken, was eine artige Illuſion hervorbringt.
Beim Herabſinken des Ballons ſteigt Stadt und
Garten wieder gradatim empor. Nach dieſer Scene
wird ein Seil aufgeſchlagen, auf dem eine reizend
gewachſene Frau mit dem Schubkarren bis zur Spitze
eines gothiſchen Thurmes in Brillantfeuer fährt, wäh-
rend andere Aequilibriſten auf ebenem Boden dane-
ben ihre halsbrechendſten Kunſtſtücke machen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/354>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.