Ehe ich von dem geneigten Leser ganz Ab- schied nehme, muß ich denselben noch demü- thigst, im Namen meines Verlegers, um Verzeihung bitten, einmal wegen der uner- hörten Menge Druckfehler, welche gleich Mü- cken nach Sonnenuntergang, in den frühe- ren Theilen dieses Werkes wimmeln, und hoffentlich in den jetzt vorliegenden nicht wie- der aufleben werden; zweitens wegen der höchst seltsamen Kupfer, die ihnen (auch als Specimina von Stein-Druckfehlern) bei- gefügt wurden. Man kennt jene hundert Abbildungen, die in ganz unmerklichen Ab- weichungen, so daß zwei Blätter sich immer vollkommen zu gleichen scheinen, dennoch gradatim den ungeheuren Sprung, von ei- nem ausgespannten Frosch bis zum Apoll von Belvedere zurücklegen. Man kann wohl kaum annehmen, daß die grotesken Fi- guren im Buche des Verstorbenen, in der erwähnten Gallerie weiter hinauf, als höch- stens am Ende des ersten Dutzends der Gra- dation, einrangirt werden könnten. Da aber die Kunst, besonders für angenehme Kleinigkeiten, jetzt auf allen Gassen sich feil- bietet, und daher Besseres nur gewollt zu
Poſtſcriptum.
Ehe ich von dem geneigten Leſer ganz Ab- ſchied nehme, muß ich denſelben noch demuͤ- thigſt, im Namen meines Verlegers, um Verzeihung bitten, einmal wegen der uner- hoͤrten Menge Druckfehler, welche gleich Muͤ- cken nach Sonnenuntergang, in den fruͤhe- ren Theilen dieſes Werkes wimmeln, und hoffentlich in den jetzt vorliegenden nicht wie- der aufleben werden; zweitens wegen der hoͤchſt ſeltſamen Kupfer, die ihnen (auch als Specimina von Stein-Druckfehlern) bei- gefuͤgt wurden. Man kennt jene hundert Abbildungen, die in ganz unmerklichen Ab- weichungen, ſo daß zwei Blaͤtter ſich immer vollkommen zu gleichen ſcheinen, dennoch gradatim den ungeheuren Sprung, von ei- nem ausgeſpannten Froſch bis zum Apoll von Belvedere zuruͤcklegen. Man kann wohl kaum annehmen, daß die grotesken Fi- guren im Buche des Verſtorbenen, in der erwaͤhnten Gallerie weiter hinauf, als hoͤch- ſtens am Ende des erſten Dutzends der Gra- dation, einrangirt werden koͤnnten. Da aber die Kunſt, beſonders fuͤr angenehme Kleinigkeiten, jetzt auf allen Gaſſen ſich feil- bietet, und daher Beſſeres nur gewollt zu
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[XXII/0030]
Poſtſcriptum.
Ehe ich von dem geneigten Leſer ganz Ab-
ſchied nehme, muß ich denſelben noch demuͤ-
thigſt, im Namen meines Verlegers, um
Verzeihung bitten, einmal wegen der uner-
hoͤrten Menge Druckfehler, welche gleich Muͤ-
cken nach Sonnenuntergang, in den fruͤhe-
ren Theilen dieſes Werkes wimmeln, und
hoffentlich in den jetzt vorliegenden nicht wie-
der aufleben werden; zweitens wegen der
hoͤchſt ſeltſamen Kupfer, die ihnen (auch als
Specimina von Stein-Druckfehlern) bei-
gefuͤgt wurden. Man kennt jene hundert
Abbildungen, die in ganz unmerklichen Ab-
weichungen, ſo daß zwei Blaͤtter ſich immer
vollkommen zu gleichen ſcheinen, dennoch
gradatim den ungeheuren Sprung, von ei-
nem ausgeſpannten Froſch bis zum Apoll
von Belvedere zuruͤcklegen. Man kann wohl
kaum annehmen, daß die grotesken Fi-
guren im Buche des Verſtorbenen, in der
erwaͤhnten Gallerie weiter hinauf, als hoͤch-
ſtens am Ende des erſten Dutzends der Gra-
dation, einrangirt werden koͤnnten. Da
aber die Kunſt, beſonders fuͤr angenehme
Kleinigkeiten, jetzt auf allen Gaſſen ſich feil-
bietet, und daher Beſſeres nur gewollt zu
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. XXII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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