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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Der König in prachtvoller Kleidung, ein fetter, et-
was Fleischerartig aussehender Herr, bei dem Wol-
lust, Schlauheit, Grausamkeit und Kraft in einer
furchtbar behaglichen, und fast jovialen Physiognomie
hervorherrschen! Man sieht bei alle dem, daß ein
solcher Mann zittern machen, und dennoch an sich
fesseln kann. -- Anna Bullen ist eine freundlich un-
bedeutende, beinahe etwas dumm erscheinende, ächt
englische Schönheit, von einer Gestalt, wie man sie
auch heute, nur in anderm Kostüme, noch häufig
hier antrifft!

Cromwell, von van Dyk. Ein herrlicher Kopf.
Etwas von dem bronznen Gladiatoransehen Napo-
leons, aber mit viel gemeinern Zügen, hinter denen
jedoch, wie hinter einer Maske, eine große Seele
dämmert. Schwärmerei ist fast zu wenig darin aus-
gedrückt, dagegen eine beinahe ehrlich scheinende, und
desto betrügendere List im Auge, aber doch nirgends
eine Spur von Grausamkeit, die man auch dem Pro-
tektor wohl nicht vorwerfen kann, da selbst die Hin-
richtung des Königs zwar eine grausame Handlung
war, in Cromwells Gemüth aber nur wie eine ihm
unumgänglich nothwendige politische Operation er-
schien, keineswegs aber in Freude am Blutvergießen
ihren Grund fand. Unter Cromwells Bilde hängt
sein eigner Helm.

plaren, die öfter wiederkehrende Schilderung derselben
verzeihen mußt. Immer findet sich doch eine oder die
andere Nüance verschieden.

Der König in prachtvoller Kleidung, ein fetter, et-
was Fleiſcherartig ausſehender Herr, bei dem Wol-
luſt, Schlauheit, Grauſamkeit und Kraft in einer
furchtbar behaglichen, und faſt jovialen Phyſiognomie
hervorherrſchen! Man ſieht bei alle dem, daß ein
ſolcher Mann zittern machen, und dennoch an ſich
feſſeln kann. — Anna Bullen iſt eine freundlich un-
bedeutende, beinahe etwas dumm erſcheinende, ächt
engliſche Schönheit, von einer Geſtalt, wie man ſie
auch heute, nur in anderm Koſtüme, noch häufig
hier antrifft!

Cromwell, von van Dyk. Ein herrlicher Kopf.
Etwas von dem bronznen Gladiatoranſehen Napo-
leons, aber mit viel gemeinern Zügen, hinter denen
jedoch, wie hinter einer Maske, eine große Seele
dämmert. Schwärmerei iſt faſt zu wenig darin aus-
gedrückt, dagegen eine beinahe ehrlich ſcheinende, und
deſto betrügendere Liſt im Auge, aber doch nirgends
eine Spur von Grauſamkeit, die man auch dem Pro-
tektor wohl nicht vorwerfen kann, da ſelbſt die Hin-
richtung des Königs zwar eine grauſame Handlung
war, in Cromwells Gemüth aber nur wie eine ihm
unumgänglich nothwendige politiſche Operation er-
ſchien, keineswegs aber in Freude am Blutvergießen
ihren Grund fand. Unter Cromwells Bilde hängt
ſein eigner Helm.

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verzeihen mußt. Immer findet ſich doch eine oder die
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[235/0281] Der König in prachtvoller Kleidung, ein fetter, et- was Fleiſcherartig ausſehender Herr, bei dem Wol- luſt, Schlauheit, Grauſamkeit und Kraft in einer furchtbar behaglichen, und faſt jovialen Phyſiognomie hervorherrſchen! Man ſieht bei alle dem, daß ein ſolcher Mann zittern machen, und dennoch an ſich feſſeln kann. — Anna Bullen iſt eine freundlich un- bedeutende, beinahe etwas dumm erſcheinende, ächt engliſche Schönheit, von einer Geſtalt, wie man ſie auch heute, nur in anderm Koſtüme, noch häufig hier antrifft! Cromwell, von van Dyk. Ein herrlicher Kopf. Etwas von dem bronznen Gladiatoranſehen Napo- leons, aber mit viel gemeinern Zügen, hinter denen jedoch, wie hinter einer Maske, eine große Seele dämmert. Schwärmerei iſt faſt zu wenig darin aus- gedrückt, dagegen eine beinahe ehrlich ſcheinende, und deſto betrügendere Liſt im Auge, aber doch nirgends eine Spur von Grauſamkeit, die man auch dem Pro- tektor wohl nicht vorwerfen kann, da ſelbſt die Hin- richtung des Königs zwar eine grauſame Handlung war, in Cromwells Gemüth aber nur wie eine ihm unumgänglich nothwendige politiſche Operation er- ſchien, keineswegs aber in Freude am Blutvergießen ihren Grund fand. Unter Cromwells Bilde hängt ſein eigner Helm. *) *) plaren, die oͤfter wiederkehrende Schilderung derſelben verzeihen mußt. Immer findet ſich doch eine oder die andere Nuͤance verſchieden.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/281>, abgerufen am 27.11.2024.