lich, wenn das Theater in Ordnung wäre, noch ei- nes zweiten Orpheus, um auch das englische Publi- kum zu zähmen.
Weit besser war die Vorstellung in Coventgarden, wo Charles Kemble, einer der ersten englischen Schau- spieler, die Rolle Karls II. vortrefflich gab. Kemble ist ein Mann von der besten Erziehung, der immer in sehr guter Gesellschaft gelebt hat, und war daher auch im Stande, den Monarchen königlich darzu- stellen, d. h. hier nur, ganz mit aller der Aisance, welche gewöhnlich den von jeher Hochstehenden eigen ist. Er weiß dem Leichtsinne Karls II. eine liebenswürdige Seite zu geben, ohne doch je, selbst im größten Aban- don, den schwer nachzuahmenden Typus angeborner höchster Würde zu verlieren. Dabei war das Costume, wie aus dem Rahmen alter Gemälde geschnitten, bis auf die größten Kleinigkeiten, was von allen an- dern Mitspielern eben so genau beobachtet wurde, weßhalb Kemble, auch als Regisseur, sehr zu loben ist.
Ich muß jedoch sagen, daß in dem nächsten Stücke, wo Friedrich der Große die Hauptrolle spielte, nicht dieselbe Genauigkeit und Kenntniß fremden Co- stümes herrschte, und sowohl der König als seine Suite ihre Garderobe von der Harlekinspantomime geborgt zu haben schienen. Zieten unter andern mel- dete sich in einer hohen Grenadiermütze, und Seyd- litz erschien mit langen Locken a la Murat, und eben so viel Orden, als jener königliche Comödiant trug,
lich, wenn das Theater in Ordnung wäre, noch ei- nes zweiten Orpheus, um auch das engliſche Publi- kum zu zähmen.
Weit beſſer war die Vorſtellung in Coventgarden, wo Charles Kemble, einer der erſten engliſchen Schau- ſpieler, die Rolle Karls II. vortrefflich gab. Kemble iſt ein Mann von der beſten Erziehung, der immer in ſehr guter Geſellſchaft gelebt hat, und war daher auch im Stande, den Monarchen königlich darzu- ſtellen, d. h. hier nur, ganz mit aller der Aiſance, welche gewöhnlich den von jeher Hochſtehenden eigen iſt. Er weiß dem Leichtſinne Karls II. eine liebenswürdige Seite zu geben, ohne doch je, ſelbſt im größten Aban- don, den ſchwer nachzuahmenden Typus angeborner höchſter Würde zu verlieren. Dabei war das Coſtume, wie aus dem Rahmen alter Gemälde geſchnitten, bis auf die größten Kleinigkeiten, was von allen an- dern Mitſpielern eben ſo genau beobachtet wurde, weßhalb Kemble, auch als Regiſſeur, ſehr zu loben iſt.
Ich muß jedoch ſagen, daß in dem nächſten Stücke, wo Friedrich der Große die Hauptrolle ſpielte, nicht dieſelbe Genauigkeit und Kenntniß fremden Co- ſtümes herrſchte, und ſowohl der König als ſeine Suite ihre Garderobe von der Harlekinspantomime geborgt zu haben ſchienen. Zieten unter andern mel- dete ſich in einer hohen Grenadiermütze, und Seyd- litz erſchien mit langen Locken à la Murat, und eben ſo viel Orden, als jener königliche Comödiant trug,
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lich, wenn das Theater in Ordnung wäre, noch ei-
nes zweiten Orpheus, um auch das engliſche Publi-
kum zu zähmen.
Weit beſſer war die Vorſtellung in Coventgarden,
wo Charles Kemble, einer der erſten engliſchen Schau-
ſpieler, die Rolle Karls II. vortrefflich gab. Kemble
iſt ein Mann von der beſten Erziehung, der immer
in ſehr guter Geſellſchaft gelebt hat, und war daher
auch im Stande, den Monarchen königlich darzu-
ſtellen, d. h. hier nur, ganz mit aller der Aiſance, welche
gewöhnlich den von jeher Hochſtehenden eigen iſt. Er
weiß dem Leichtſinne Karls II. eine liebenswürdige
Seite zu geben, ohne doch je, ſelbſt im größten Aban-
don, den ſchwer nachzuahmenden Typus angeborner
höchſter Würde zu verlieren. Dabei war das Coſtume,
wie aus dem Rahmen alter Gemälde geſchnitten,
bis auf die größten Kleinigkeiten, was von allen an-
dern Mitſpielern eben ſo genau beobachtet wurde,
weßhalb Kemble, auch als Regiſſeur, ſehr zu loben iſt.
Ich muß jedoch ſagen, daß in dem nächſten Stücke,
wo Friedrich der Große die Hauptrolle ſpielte, nicht
dieſelbe Genauigkeit und Kenntniß fremden Co-
ſtümes herrſchte, und ſowohl der König als ſeine
Suite ihre Garderobe von der Harlekinspantomime
geborgt zu haben ſchienen. Zieten unter andern mel-
dete ſich in einer hohen Grenadiermütze, und Seyd-
litz erſchien mit langen Locken à la Murat, und eben
ſo viel Orden, als jener königliche Comödiant trug,
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/202>, abgerufen am 23.11.2024.
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