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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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haft ergreift er seinen mörderischen Prügel und wehrt
sich, selbst gegen den Teufel, seiner Haut. Ein fürch-
terlicher Kampf beginnt, und -- wer hätte es für
möglich gehalten! Punch, mehrmal seinem Ende nahe,
bleibt endlich glücklich Sieger, spießt den schwarzen
Teufel auf seinen Stock, hält ihn hoch in die Höhe,
und mit ihm jauchzend herumwirbelnd, singt er herz-
licher lachend als je:

Vivat, Punch, aus ist die Noth,
Juchhe! der Teufel ist todt.

Ich überlasse Dir alle philosophischen Betrachtun-
gen, deren sich nicht wenige an Punchs Lebenslauf
anknüpfen lassen; interessant möchte besonders die
Untersuchung seyn, wie dieses sich täglich wiederho-
lende, beliebte Volksschauspiel seit so vielen Jahren
auf die Moralität des gemeinen Mannes hier einge-
wirkt haben mag? *) --

Zum Schluß skizzire ich am Rand für die tragische
Gerechtigkeit noch ein zweites Portrait Punch'ns, wie

*) Dies erinnert mich an die alte Anekdote, wo Jemand auf
dem St. Markusplatz zu Venedig Pulcinella auf ähnliche
Art agiren sah, als ein Pfäfflein daherkam, um eine ex-
temporirte Abendpredigt zu halten. Es wollte sich aber
nur ein sehr geringer Cirkel um ihn versammeln, weil
Alles dem Possenreißer seine Aufmerksamkeit schenkte. "Ah
birbanti!"
schrie endlich der entrüstete Prediger mit Sten-
torstimme, indem er sein kleines Crucifix hoch emporhielt,
"lasciate quel c ...., venite qua, ecco il vero Pulci-
nella!"

haft ergreift er ſeinen mörderiſchen Prügel und wehrt
ſich, ſelbſt gegen den Teufel, ſeiner Haut. Ein fürch-
terlicher Kampf beginnt, und — wer hätte es für
möglich gehalten! Punch, mehrmal ſeinem Ende nahe,
bleibt endlich glücklich Sieger, ſpießt den ſchwarzen
Teufel auf ſeinen Stock, hält ihn hoch in die Höhe,
und mit ihm jauchzend herumwirbelnd, ſingt er herz-
licher lachend als je:

Vivat, Punch, aus iſt die Noth,
Juchhe! der Teufel iſt todt.

Ich überlaſſe Dir alle philoſophiſchen Betrachtun-
gen, deren ſich nicht wenige an Punchs Lebenslauf
anknüpfen laſſen; intereſſant möchte beſonders die
Unterſuchung ſeyn, wie dieſes ſich täglich wiederho-
lende, beliebte Volksſchauſpiel ſeit ſo vielen Jahren
auf die Moralität des gemeinen Mannes hier einge-
wirkt haben mag? *)

Zum Schluß ſkizzire ich am Rand für die tragiſche
Gerechtigkeit noch ein zweites Portrait Punch’ns, wie

*) Dies erinnert mich an die alte Anekdote, wo Jemand auf
dem St. Markusplatz zu Venedig Pulcinella auf aͤhnliche
Art agiren ſah, als ein Pfaͤfflein daherkam, um eine ex-
temporirte Abendpredigt zu halten. Es wollte ſich aber
nur ein ſehr geringer Cirkel um ihn verſammeln, weil
Alles dem Poſſenreißer ſeine Aufmerkſamkeit ſchenkte. „Ah
birbanti!“
ſchrie endlich der entruͤſtete Prediger mit Sten-
torſtimme, indem er ſein kleines Crucifix hoch emporhielt,
„lasciate quel c ...., venite qua, ecco il vero Pulci-
nella!“
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[152/0196] haft ergreift er ſeinen mörderiſchen Prügel und wehrt ſich, ſelbſt gegen den Teufel, ſeiner Haut. Ein fürch- terlicher Kampf beginnt, und — wer hätte es für möglich gehalten! Punch, mehrmal ſeinem Ende nahe, bleibt endlich glücklich Sieger, ſpießt den ſchwarzen Teufel auf ſeinen Stock, hält ihn hoch in die Höhe, und mit ihm jauchzend herumwirbelnd, ſingt er herz- licher lachend als je: Vivat, Punch, aus iſt die Noth, Juchhe! der Teufel iſt todt. Ich überlaſſe Dir alle philoſophiſchen Betrachtun- gen, deren ſich nicht wenige an Punchs Lebenslauf anknüpfen laſſen; intereſſant möchte beſonders die Unterſuchung ſeyn, wie dieſes ſich täglich wiederho- lende, beliebte Volksſchauſpiel ſeit ſo vielen Jahren auf die Moralität des gemeinen Mannes hier einge- wirkt haben mag? *) — Zum Schluß ſkizzire ich am Rand für die tragiſche Gerechtigkeit noch ein zweites Portrait Punch’ns, wie *) Dies erinnert mich an die alte Anekdote, wo Jemand auf dem St. Markusplatz zu Venedig Pulcinella auf aͤhnliche Art agiren ſah, als ein Pfaͤfflein daherkam, um eine ex- temporirte Abendpredigt zu halten. Es wollte ſich aber nur ein ſehr geringer Cirkel um ihn verſammeln, weil Alles dem Poſſenreißer ſeine Aufmerkſamkeit ſchenkte. „Ah birbanti!“ ſchrie endlich der entruͤſtete Prediger mit Sten- torſtimme, indem er ſein kleines Crucifix hoch emporhielt, „lasciate quel c ...., venite qua, ecco il vero Pulci- nella!“

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/196>, abgerufen am 21.11.2024.