nimmt eine eigne Maschine, deren stets mehrere an dem großen Kamine stehen, einen oder beide seiner Füße auf, und der Hut auf dem Kopfe vollendet das reizend behagliche Bild.
Dies letztere wird dem nach alter Art Erzogenen am schwersten nachzuahmen, der sich immer eines kleinstädtischen Schauers nicht erwehren kann, wenn er Abends in den hellerleuchteten Salon des Clubs tritt, wo Herzöge, Ambassadeurs und Lords zierlich angezogen an den Spieltischen sitzen, und er nun, um es den Fashionables nachzumachen, den Hut auf- behaltend, an eine Whist-Parthie treten, diesem oder jenem zunicken, und dann gelegentlich eine Zeitung ergreifen, sich in einen Sopha damit niederfallen las- sen, und nur nach einiger Zeit den, ihn obendrein vielleicht noch abscheulich inkommodirenden Hut, non- chalamment neben sich werfen, oder, wenn er nur wenige Minuten bleibt, gar nicht ablegen soll.
Die Sitte des halben Niederlegens statt Sitzens, gelegentlich auch der Länge nach auf den Teppich zu den Füßen der Damen, ein Bein über das andre so zu legen, daß man den einen Fuß in der Hand hält, die Hände im Ausschnitte der Westenärmel tra- gen u. s. w., dies alles sind Dinge, die bereits in die größten Gesellschaften und ausgesuchtesten Cirkel übergegangen sind; es ist daher wohl möglich, daß das Hutaufbehalten gleichfalls zu dieser Ehre gelangt, um so mehr, da auch die Pariser Gesellschaft jetzt (das umgekehrte Verhältniß gegen sonst aufstellt, näm-
nimmt eine eigne Maſchine, deren ſtets mehrere an dem großen Kamine ſtehen, einen oder beide ſeiner Füße auf, und der Hut auf dem Kopfe vollendet das reizend behagliche Bild.
Dies letztere wird dem nach alter Art Erzogenen am ſchwerſten nachzuahmen, der ſich immer eines kleinſtädtiſchen Schauers nicht erwehren kann, wenn er Abends in den hellerleuchteten Salon des Clubs tritt, wo Herzöge, Ambaſſadeurs und Lords zierlich angezogen an den Spieltiſchen ſitzen, und er nun, um es den Faſhionables nachzumachen, den Hut auf- behaltend, an eine Whiſt-Parthie treten, dieſem oder jenem zunicken, und dann gelegentlich eine Zeitung ergreifen, ſich in einen Sopha damit niederfallen laſ- ſen, und nur nach einiger Zeit den, ihn obendrein vielleicht noch abſcheulich inkommodirenden Hut, non- chalamment neben ſich werfen, oder, wenn er nur wenige Minuten bleibt, gar nicht ablegen ſoll.
Die Sitte des halben Niederlegens ſtatt Sitzens, gelegentlich auch der Länge nach auf den Teppich zu den Füßen der Damen, ein Bein über das andre ſo zu legen, daß man den einen Fuß in der Hand hält, die Hände im Ausſchnitte der Weſtenärmel tra- gen u. ſ. w., dies alles ſind Dinge, die bereits in die größten Geſellſchaften und ausgeſuchteſten Cirkel übergegangen ſind; es iſt daher wohl möglich, daß das Hutaufbehalten gleichfalls zu dieſer Ehre gelangt, um ſo mehr, da auch die Pariſer Geſellſchaft jetzt (das umgekehrte Verhältniß gegen ſonſt aufſtellt, näm-
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nimmt eine eigne Maſchine, deren ſtets mehrere an
dem großen Kamine ſtehen, einen oder beide ſeiner
Füße auf, und der Hut auf dem Kopfe vollendet das
reizend behagliche Bild.
Dies letztere wird dem nach alter Art Erzogenen
am ſchwerſten nachzuahmen, der ſich immer eines
kleinſtädtiſchen Schauers nicht erwehren kann, wenn
er Abends in den hellerleuchteten Salon des Clubs
tritt, wo Herzöge, Ambaſſadeurs und Lords zierlich
angezogen an den Spieltiſchen ſitzen, und er nun,
um es den Faſhionables nachzumachen, den Hut auf-
behaltend, an eine Whiſt-Parthie treten, dieſem oder
jenem zunicken, und dann gelegentlich eine Zeitung
ergreifen, ſich in einen Sopha damit niederfallen laſ-
ſen, und nur nach einiger Zeit den, ihn obendrein
vielleicht noch abſcheulich inkommodirenden Hut, non-
chalamment neben ſich werfen, oder, wenn er nur
wenige Minuten bleibt, gar nicht ablegen ſoll.
Die Sitte des halben Niederlegens ſtatt Sitzens,
gelegentlich auch der Länge nach auf den Teppich zu
den Füßen der Damen, ein Bein über das andre ſo
zu legen, daß man den einen Fuß in der Hand hält,
die Hände im Ausſchnitte der Weſtenärmel tra-
gen u. ſ. w., dies alles ſind Dinge, die bereits in
die größten Geſellſchaften und ausgeſuchteſten Cirkel
übergegangen ſind; es iſt daher wohl möglich, daß
das Hutaufbehalten gleichfalls zu dieſer Ehre gelangt,
um ſo mehr, da auch die Pariſer Geſellſchaft jetzt
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/149>, abgerufen am 22.11.2024.
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