wendet er sich noch einmal unbemerkt von den Uebri- gen um, wirst einen sorgsamen Blick auf den mit seiner Tochter beschäftigten Vandryk, und mit den Worten: beim Himmel, er ist's! verläßt er das Haus.
Die Scene verändert sich.
Wir sehen ein reiches Gemach, in welches Graf Assefeldt vom Baron geführt wird. Nach einiger Conversation über den Zustand der Provinz, erwähnt der Baron Vandryks, seiner Verdienste um das Land, und fügt hinzu, daß er dessen Tochter erst heute für seinen Sohn verlangt, überzeugt, daß Van- dryk's Tugend, sein Einfluß, sein Reichthum und die Würde seines Charakters ihn jedem Edelmanne gleich stellen müßten. Man sieht während dieser Aeußerung den jungen Sekretair höhnisch lächeln, der jetzt vortritt, um die Behörden der Stadt anzu- melden. Diese kommen dem Raths-Pensionaire ihre Ehrfurcht zu bezeigen, wobei der Zuschauer zugleich erfährt, daß ihr Chef, jener erwähnte Feind Van- dryk's des jungen Ritters Onkel ist. In dem Rap- port, den dieser nun dem Grafen Assefeldt macht, beschuldigt er Vandryk öffentlich, nur ein raffinirter Ruhestörer zu seyn, der unter der Maske eines Fa- brikherrn das Volk zu verführen suche, appügirt da- bei auf die ganz räthselhafte Unbekanntheit seiner Familie, die gänzliche Ungewißheit, woher er selbst komme, wer er, und was seine Endabsicht sey, und giebt endlich zu verstehen, daß er wohl als Spion im Solde einer fremden Macht stehen könne. Graf
wendet er ſich noch einmal unbemerkt von den Uebri- gen um, wirſt einen ſorgſamen Blick auf den mit ſeiner Tochter beſchäftigten Vandryk, und mit den Worten: beim Himmel, er iſt’s! verläßt er das Haus.
Die Scene verändert ſich.
Wir ſehen ein reiches Gemach, in welches Graf Aſſefeldt vom Baron geführt wird. Nach einiger Converſation über den Zuſtand der Provinz, erwähnt der Baron Vandryks, ſeiner Verdienſte um das Land, und fügt hinzu, daß er deſſen Tochter erſt heute für ſeinen Sohn verlangt, überzeugt, daß Van- dryk’s Tugend, ſein Einfluß, ſein Reichthum und die Würde ſeines Charakters ihn jedem Edelmanne gleich ſtellen müßten. Man ſieht während dieſer Aeußerung den jungen Sekretair höhniſch lächeln, der jetzt vortritt, um die Behörden der Stadt anzu- melden. Dieſe kommen dem Raths-Penſionaire ihre Ehrfurcht zu bezeigen, wobei der Zuſchauer zugleich erfährt, daß ihr Chef, jener erwähnte Feind Van- dryk’s des jungen Ritters Onkel iſt. In dem Rap- port, den dieſer nun dem Grafen Aſſefeldt macht, beſchuldigt er Vandryk öffentlich, nur ein raffinirter Ruheſtörer zu ſeyn, der unter der Maske eines Fa- brikherrn das Volk zu verführen ſuche, appügirt da- bei auf die ganz räthſelhafte Unbekanntheit ſeiner Familie, die gänzliche Ungewißheit, woher er ſelbſt komme, wer er, und was ſeine Endabſicht ſey, und giebt endlich zu verſtehen, daß er wohl als Spion im Solde einer fremden Macht ſtehen könne. Graf
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wendet er ſich noch einmal unbemerkt von den Uebri-
gen um, wirſt einen ſorgſamen Blick auf den mit
ſeiner Tochter beſchäftigten Vandryk, und mit den
Worten: beim Himmel, er iſt’s! verläßt er das Haus.
Die Scene verändert ſich.
Wir ſehen ein reiches Gemach, in welches Graf
Aſſefeldt vom Baron geführt wird. Nach einiger
Converſation über den Zuſtand der Provinz, erwähnt
der Baron Vandryks, ſeiner Verdienſte um das
Land, und fügt hinzu, daß er deſſen Tochter erſt
heute für ſeinen Sohn verlangt, überzeugt, daß Van-
dryk’s Tugend, ſein Einfluß, ſein Reichthum und
die Würde ſeines Charakters ihn jedem Edelmanne
gleich ſtellen müßten. Man ſieht während dieſer
Aeußerung den jungen Sekretair höhniſch lächeln,
der jetzt vortritt, um die Behörden der Stadt anzu-
melden. Dieſe kommen dem Raths-Penſionaire ihre
Ehrfurcht zu bezeigen, wobei der Zuſchauer zugleich
erfährt, daß ihr Chef, jener erwähnte Feind Van-
dryk’s des jungen Ritters Onkel iſt. In dem Rap-
port, den dieſer nun dem Grafen Aſſefeldt macht,
beſchuldigt er Vandryk öffentlich, nur ein raffinirter
Ruheſtörer zu ſeyn, der unter der Maske eines Fa-
brikherrn das Volk zu verführen ſuche, appügirt da-
bei auf die ganz räthſelhafte Unbekanntheit ſeiner
Familie, die gänzliche Ungewißheit, woher er ſelbſt
komme, wer er, und was ſeine Endabſicht ſey, und
giebt endlich zu verſtehen, daß er wohl als Spion
im Solde einer fremden Macht ſtehen könne. Graf
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/386>, abgerufen am 22.11.2024.
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