march of intellect auf dem Continent noch wandern müssen, ehe die Postillone des Fürsten von Turn und Taxis und die Eilwagenführer des Herrn von Nagler dergleichen Wetten mit den Reisenden unter- nehmen können.
Einige Stunden von Windsor kamen wir durch eine in England seltene Gegend, die blos aus Sand und Kiefern besteht. Hier hat man ein prachtvolles Palais mit Park und Gärten erbaut, die neue Mi- litair-Schule, welche mit allem Luxus einer fürstli- chen Besitzung ausgestattet ist. Die Kiefern erschie- nen mir heimathlich, der Pallast nicht. Während ich noch mit den ersten liebäugelte, car a toute ame bien nee la patrie est chere, erblickten wir einen altersgrauen Fuchs, der mit nachschleppender Ruthe, über das Haidekraut hergallopirt kam. Der wettlu- stige Kutscher sah ihn zuerst, und schrie: "By God a fox, a fox!" It's a dog, behauptete ein Anderer. "I bet You five ponuds to four, it is a fox!" erwiederte der Rossebändiger. "Done!" rief der Zweifler, und mußte gleich darauf zahlen, denn es war wirklich ein nicht mehr zu bezweifelnder Fuchs, wiewohl von seltner Größe. Jetzt erschienen meh- rere verlaufene Jagdhunde, die die Spur verloren hatten, und auch einzelne Rothröcke wurden in dem Kieferdickicht sichtbar. Alles schrie ihnen von der Mail zu, wohin der Fuchs gelaufen, ohne es ihnen jedoch verständlich machen zu können. Die Zeit der Mail ist streng gemessen, und jeder unnöthige Auf-
march of intellect auf dem Continent noch wandern müſſen, ehe die Poſtillone des Fürſten von Turn und Taxis und die Eilwagenführer des Herrn von Nagler dergleichen Wetten mit den Reiſenden unter- nehmen können.
Einige Stunden von Windſor kamen wir durch eine in England ſeltene Gegend, die blos aus Sand und Kiefern beſteht. Hier hat man ein prachtvolles Palais mit Park und Gärten erbaut, die neue Mi- litair-Schule, welche mit allem Luxus einer fürſtli- chen Beſitzung ausgeſtattet iſt. Die Kiefern erſchie- nen mir heimathlich, der Pallaſt nicht. Während ich noch mit den erſten liebäugelte, car à toute âme bien née la patrie est chère, erblickten wir einen altersgrauen Fuchs, der mit nachſchleppender Ruthe, über das Haidekraut hergallopirt kam. Der wettlu- ſtige Kutſcher ſah ihn zuerſt, und ſchrie: „By God a fox, a fox!“ It’s a dog, behauptete ein Anderer. „I bet You five ponuds to four, it is a fox!“ erwiederte der Roſſebändiger. „Done!“ rief der Zweifler, und mußte gleich darauf zahlen, denn es war wirklich ein nicht mehr zu bezweifelnder Fuchs, wiewohl von ſeltner Größe. Jetzt erſchienen meh- rere verlaufene Jagdhunde, die die Spur verloren hatten, und auch einzelne Rothröcke wurden in dem Kieferdickicht ſichtbar. Alles ſchrie ihnen von der Mail zu, wohin der Fuchs gelaufen, ohne es ihnen jedoch verſtändlich machen zu können. Die Zeit der Mail iſt ſtreng gemeſſen, und jeder unnöthige Auf-
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march of intellect auf dem Continent noch wandern
müſſen, ehe die Poſtillone des Fürſten von Turn
und Taxis und die Eilwagenführer des Herrn von
Nagler dergleichen Wetten mit den Reiſenden unter-
nehmen können.
Einige Stunden von Windſor kamen wir durch
eine in England ſeltene Gegend, die blos aus Sand
und Kiefern beſteht. Hier hat man ein prachtvolles
Palais mit Park und Gärten erbaut, die neue Mi-
litair-Schule, welche mit allem Luxus einer fürſtli-
chen Beſitzung ausgeſtattet iſt. Die Kiefern erſchie-
nen mir heimathlich, der Pallaſt nicht. Während ich
noch mit den erſten liebäugelte, car à toute âme
bien née la patrie est chère, erblickten wir einen
altersgrauen Fuchs, der mit nachſchleppender Ruthe,
über das Haidekraut hergallopirt kam. Der wettlu-
ſtige Kutſcher ſah ihn zuerſt, und ſchrie: „By God
a fox, a fox!“ It’s a dog, behauptete ein Anderer.
„I bet You five ponuds to four, it is a fox!“
erwiederte der Roſſebändiger. „Done!“ rief der
Zweifler, und mußte gleich darauf zahlen, denn es
war wirklich ein nicht mehr zu bezweifelnder Fuchs,
wiewohl von ſeltner Größe. Jetzt erſchienen meh-
rere verlaufene Jagdhunde, die die Spur verloren
hatten, und auch einzelne Rothröcke wurden in dem
Kieferdickicht ſichtbar. Alles ſchrie ihnen von der
Mail zu, wohin der Fuchs gelaufen, ohne es ihnen
jedoch verſtändlich machen zu können. Die Zeit der
Mail iſt ſtreng gemeſſen, und jeder unnöthige Auf-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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