Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Sir A ... der eine Stelle bei der Bank bekleidet,
zeigte mir diese am heutigen Morgen. Das Lokal
ist schön, und diente ehemals zum Versammlungsort
der beiden Häuser des so sehr zurückgewünschten ir-
ländischen Parlaments. Am sehenswerthesten ist die
Druckerei der Banknoten. Eine prächtige Dampfma-
schine treibt das Ganze, und eine zweite kleinere da-
neben füllt auch die Kessel mit Wasser und die Oefen
mit Kohlen, so daß hier für Menschen beinahe nichts
zu thun übrig bleibt. Im ersten Zimmer wird die
Druckerschwärze bereitet, in den nächsten Sälen er-
halten die Banknoten, mit großer Schnelligkeit, ihre
verschiedenen Ornamente und Zeichen. Nur ein
Mann ist bei jeder Druckmaschine beschäftigt, und
während er die leeren Papiere, Eins nach dem An-
dern, unter den Stempel bringt, markirt sich in ei-
ner verschlossnen Büchse daneben die Quantität der
bedruckten Noten. Im nächsten Saal werden sie
numerirt. Dies geschieht auf einem kleinen Kasten,
und die Maschinerie in diesem Behältniß numerirt
von selbst, wie durch unsichtbare Hände, von 1 --
100,000. Der dabei beschäftigte Arbeiter hat nichts
weiter zu thun, als die hervorkommenden Zahlen
mit Druckerschwärze zu betupfen, und die Noten in
gehörige Ordnung zu legen. Das Uebrige verrichtet
die Maschine allein.

Jede Note, die nach der Ausgabe wieder zur Bank
zurückkehrt, wird sogleich zerrissen, und dann noch


Sir A … der eine Stelle bei der Bank bekleidet,
zeigte mir dieſe am heutigen Morgen. Das Lokal
iſt ſchön, und diente ehemals zum Verſammlungsort
der beiden Häuſer des ſo ſehr zurückgewünſchten ir-
ländiſchen Parlaments. Am ſehenswertheſten iſt die
Druckerei der Banknoten. Eine prächtige Dampfma-
ſchine treibt das Ganze, und eine zweite kleinere da-
neben füllt auch die Keſſel mit Waſſer und die Oefen
mit Kohlen, ſo daß hier für Menſchen beinahe nichts
zu thun übrig bleibt. Im erſten Zimmer wird die
Druckerſchwärze bereitet, in den nächſten Sälen er-
halten die Banknoten, mit großer Schnelligkeit, ihre
verſchiedenen Ornamente und Zeichen. Nur ein
Mann iſt bei jeder Druckmaſchine beſchäftigt, und
während er die leeren Papiere, Eins nach dem An-
dern, unter den Stempel bringt, markirt ſich in ei-
ner verſchloſſnen Büchſe daneben die Quantität der
bedruckten Noten. Im nächſten Saal werden ſie
numerirt. Dies geſchieht auf einem kleinen Kaſten,
und die Maſchinerie in dieſem Behältniß numerirt
von ſelbſt, wie durch unſichtbare Hände, von 1 —
100,000. Der dabei beſchäftigte Arbeiter hat nichts
weiter zu thun, als die hervorkommenden Zahlen
mit Druckerſchwärze zu betupfen, und die Noten in
gehörige Ordnung zu legen. Das Uebrige verrichtet
die Maſchine allein.

Jede Note, die nach der Ausgabe wieder zur Bank
zurückkehrt, wird ſogleich zerriſſen, und dann noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0230" n="208"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 8<hi rendition="#sup">ten.</hi></hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Sir A &#x2026; der eine Stelle bei der Bank bekleidet,<lb/>
zeigte mir die&#x017F;e am heutigen Morgen. Das Lokal<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;chön, und diente ehemals zum Ver&#x017F;ammlungsort<lb/>
der beiden Häu&#x017F;er des &#x017F;o &#x017F;ehr zurückgewün&#x017F;chten ir-<lb/>
ländi&#x017F;chen Parlaments. Am &#x017F;ehenswerthe&#x017F;ten i&#x017F;t die<lb/>
Druckerei der Banknoten. Eine prächtige Dampfma-<lb/>
&#x017F;chine treibt das Ganze, und eine zweite kleinere da-<lb/>
neben füllt auch die Ke&#x017F;&#x017F;el mit Wa&#x017F;&#x017F;er und die Oefen<lb/>
mit Kohlen, &#x017F;o daß hier für Men&#x017F;chen beinahe nichts<lb/>
zu thun übrig bleibt. Im er&#x017F;ten Zimmer wird die<lb/>
Drucker&#x017F;chwärze bereitet, in den näch&#x017F;ten Sälen er-<lb/>
halten die Banknoten, mit großer Schnelligkeit, ihre<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Ornamente und Zeichen. Nur <hi rendition="#g">ein</hi><lb/>
Mann i&#x017F;t bei jeder Druckma&#x017F;chine be&#x017F;chäftigt, und<lb/><choice><sic>wa&#x0307;hrend</sic><corr>während</corr></choice> er die leeren Papiere, Eins nach dem An-<lb/>
dern, unter den Stempel bringt, markirt &#x017F;ich in ei-<lb/>
ner ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;nen Büch&#x017F;e daneben die Quantität der<lb/>
bedruckten Noten. Im näch&#x017F;ten Saal werden &#x017F;ie<lb/>
numerirt. Dies ge&#x017F;chieht auf einem kleinen Ka&#x017F;ten,<lb/>
und die Ma&#x017F;chinerie in die&#x017F;em Behältniß numerirt<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t, wie durch un&#x017F;ichtbare Hände, von 1 &#x2014;<lb/>
100,000. Der dabei be&#x017F;chäftigte Arbeiter hat nichts<lb/>
weiter zu thun, als die hervorkommenden Zahlen<lb/>
mit Drucker&#x017F;chwärze zu betupfen, und die Noten in<lb/>
gehörige Ordnung zu legen. Das Uebrige verrichtet<lb/>
die Ma&#x017F;chine allein.</p><lb/>
          <p>Jede Note, die nach der Ausgabe wieder zur Bank<lb/>
zurückkehrt, wird &#x017F;ogleich zerri&#x017F;&#x017F;en, und dann noch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0230] Den 8ten. Sir A … der eine Stelle bei der Bank bekleidet, zeigte mir dieſe am heutigen Morgen. Das Lokal iſt ſchön, und diente ehemals zum Verſammlungsort der beiden Häuſer des ſo ſehr zurückgewünſchten ir- ländiſchen Parlaments. Am ſehenswertheſten iſt die Druckerei der Banknoten. Eine prächtige Dampfma- ſchine treibt das Ganze, und eine zweite kleinere da- neben füllt auch die Keſſel mit Waſſer und die Oefen mit Kohlen, ſo daß hier für Menſchen beinahe nichts zu thun übrig bleibt. Im erſten Zimmer wird die Druckerſchwärze bereitet, in den nächſten Sälen er- halten die Banknoten, mit großer Schnelligkeit, ihre verſchiedenen Ornamente und Zeichen. Nur ein Mann iſt bei jeder Druckmaſchine beſchäftigt, und während er die leeren Papiere, Eins nach dem An- dern, unter den Stempel bringt, markirt ſich in ei- ner verſchloſſnen Büchſe daneben die Quantität der bedruckten Noten. Im nächſten Saal werden ſie numerirt. Dies geſchieht auf einem kleinen Kaſten, und die Maſchinerie in dieſem Behältniß numerirt von ſelbſt, wie durch unſichtbare Hände, von 1 — 100,000. Der dabei beſchäftigte Arbeiter hat nichts weiter zu thun, als die hervorkommenden Zahlen mit Druckerſchwärze zu betupfen, und die Noten in gehörige Ordnung zu legen. Das Uebrige verrichtet die Maſchine allein. Jede Note, die nach der Ausgabe wieder zur Bank zurückkehrt, wird ſogleich zerriſſen, und dann noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/230
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/230>, abgerufen am 22.11.2024.