vielverschlungene Steinverzierungen wirklich der künst- lichsten Drechslerarbeit gleichkommen. Auf der einen Seite der Kapelle sind fünf Reihen kleine Portrait- Figuren über einander angebracht. Die Rangord- nung ist folgende: Unten Aebtissinnen; auf ihnen Bischöffe; über diesen Könige; dann Heilige, und ganz oben Engel. Quant a moi, qui ne suis encore ni saint, ni ange, souffrez, que je vous quitte pour mon diner.
Llangollen, den 15ten
Wenn ich die Ehre hätte der ewige Jude zu seyn, (und Geld muß dieser doch wenigstens ad libitum haben) so würde ich ohne Zweifel einen großen Theil meiner Unsterblichkeit auf der Landstraße zubringen, und dies namentlich in England. His so delight- fall für Jemand der fühlt und denkt wie ich. Fürs erste stört und genirt mich keine menschliche Seele; ich bin, wo ich gut bezahle, überall der Erste (den herrschsüchtigen Menschenkindern immer ein angeneh- mes Gefühl) und habe nur mit freundlichen Gesich- tern, und Leuten zu verkehren, die voll Eifer sind, mir zu dienen. Fortwährende Bewegung, ohne Ue- bermüdung, erhält den Körper gesund, und die stete Veränderung in schöner freier Natur, hat dieselbe stärkende Wirkung auf den Geist. Dazu, gestehe ich, geht es mir zum Theil wie dem Doctor Johnson, der behauptete: das größte menschliche Glück sey, in einer guten englischen Postchaise mit einem schö-
vielverſchlungene Steinverzierungen wirklich der künſt- lichſten Drechslerarbeit gleichkommen. Auf der einen Seite der Kapelle ſind fünf Reihen kleine Portrait- Figuren über einander angebracht. Die Rangord- nung iſt folgende: Unten Aebtiſſinnen; auf ihnen Biſchöffe; über dieſen Könige; dann Heilige, und ganz oben Engel. Quant à moi, qui ne suis encore ni saint, ni ange, souffrez, que je vous quitte pour mon diner.
Llangollen, den 15ten
Wenn ich die Ehre hätte der ewige Jude zu ſeyn, (und Geld muß dieſer doch wenigſtens ad libitum haben) ſo würde ich ohne Zweifel einen großen Theil meiner Unſterblichkeit auf der Landſtraße zubringen, und dies namentlich in England. His so delight- fall für Jemand der fühlt und denkt wie ich. Fürs erſte ſtört und genirt mich keine menſchliche Seele; ich bin, wo ich gut bezahle, überall der Erſte (den herrſchſüchtigen Menſchenkindern immer ein angeneh- mes Gefühl) und habe nur mit freundlichen Geſich- tern, und Leuten zu verkehren, die voll Eifer ſind, mir zu dienen. Fortwährende Bewegung, ohne Ue- bermüdung, erhält den Körper geſund, und die ſtete Veränderung in ſchöner freier Natur, hat dieſelbe ſtärkende Wirkung auf den Geiſt. Dazu, geſtehe ich, geht es mir zum Theil wie dem Doctor Johnſon, der behauptete: das größte menſchliche Glück ſey, in einer guten engliſchen Poſtchaiſe mit einem ſchö-
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vielverſchlungene Steinverzierungen wirklich der künſt-
lichſten Drechslerarbeit gleichkommen. Auf der einen
Seite der Kapelle ſind fünf Reihen kleine Portrait-
Figuren über einander angebracht. Die Rangord-
nung iſt folgende: Unten Aebtiſſinnen; auf ihnen
Biſchöffe; über dieſen Könige; dann Heilige, und
ganz oben Engel. Quant à moi, qui ne suis encore
ni saint, ni ange, souffrez, que je vous quitte pour
mon diner.
Llangollen, den 15ten
Wenn ich die Ehre hätte der ewige Jude zu ſeyn,
(und Geld muß dieſer doch wenigſtens ad libitum
haben) ſo würde ich ohne Zweifel einen großen Theil
meiner Unſterblichkeit auf der Landſtraße zubringen,
und dies namentlich in England. His so delight-
fall für Jemand der fühlt und denkt wie ich. Fürs
erſte ſtört und genirt mich keine menſchliche Seele;
ich bin, wo ich gut bezahle, überall der Erſte (den
herrſchſüchtigen Menſchenkindern immer ein angeneh-
mes Gefühl) und habe nur mit freundlichen Geſich-
tern, und Leuten zu verkehren, die voll Eifer ſind,
mir zu dienen. Fortwährende Bewegung, ohne Ue-
bermüdung, erhält den Körper geſund, und die ſtete
Veränderung in ſchöner freier Natur, hat dieſelbe
ſtärkende Wirkung auf den Geiſt. Dazu, geſtehe ich,
geht es mir zum Theil wie dem Doctor Johnſon,
der behauptete: das größte menſchliche Glück ſey,
in einer guten engliſchen Poſtchaiſe mit einem ſchö-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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