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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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und ein in jeder Hinsicht liebenswerthes Mädchen
faßte -- von dieser Verbindung die Erfüllung aller
seiner sehnlichsten Wünsche mit Zuversicht erwartend.
Doch die dunkeln Schicksalsmächte hatten es anders
beschlossen!

Während der junge Lynch mehr Schwierigkeiten
fand, das Herz seiner neuen Geliebten zu rühren,
als er bisher anzutreffen gewohnt gewesen war, sah
sich sein Vater zu einer nicht länger aufzuschieben-
den Handelsreise nach Cadix genöthigt, denn der
Adel Gallway's hatte, gleich dem anderer bedeuten-
der Seestädte des Mittelalters, von jeher, den Han-
del im Großen, als kein eines Edelmann's unwür-
diges Geschäft betrachtet. Gallway war aber da-
mals so mächtig und weitbekannt, daß die Chronik
erzählt, ein arabischer Kaufmann, der aus dem
Orient lange nach diesen Küsten gehandelt, habe einst
um Auskunft gebeten, in welchem Theile von Gall-
way Irland läge?

Nachdem James Lynch, für die Zeit seiner Abwe-
senheit, das Ruder des Staats in sichere Hände ge-
legt, und alles zur weiten Reise bereitet, segnete er
mit überwallendem Vaterherzen seinen Sohn, wünschte
seinem jetzigen Streben das beste Gedeihen -- und
segelte wohlgemuth seiner Bestimmung zu. Ueberall
krönte der beste Erfolg jede seiner Unternehmungen.
Einen großen Theil trugen hierzu die freundschaft-
lichen Dienste eines spanischen Kaufmann's, mit Na-
men Gomez bei, welcher dadurch in dem edlen Her-
zen des Maire's von Gallway die lebhafteste Dank-

und ein in jeder Hinſicht liebenswerthes Mädchen
faßte — von dieſer Verbindung die Erfüllung aller
ſeiner ſehnlichſten Wünſche mit Zuverſicht erwartend.
Doch die dunkeln Schickſalsmächte hatten es anders
beſchloſſen!

Während der junge Lynch mehr Schwierigkeiten
fand, das Herz ſeiner neuen Geliebten zu rühren,
als er bisher anzutreffen gewohnt geweſen war, ſah
ſich ſein Vater zu einer nicht länger aufzuſchieben-
den Handelsreiſe nach Cadix genöthigt, denn der
Adel Gallway’s hatte, gleich dem anderer bedeuten-
der Seeſtädte des Mittelalters, von jeher, den Han-
del im Großen, als kein eines Edelmann’s unwür-
diges Geſchäft betrachtet. Gallway war aber da-
mals ſo mächtig und weitbekannt, daß die Chronik
erzählt, ein arabiſcher Kaufmann, der aus dem
Orient lange nach dieſen Küſten gehandelt, habe einſt
um Auskunft gebeten, in welchem Theile von Gall-
way Irland läge?

Nachdem James Lynch, für die Zeit ſeiner Abwe-
ſenheit, das Ruder des Staats in ſichere Hände ge-
legt, und alles zur weiten Reiſe bereitet, ſegnete er
mit überwallendem Vaterherzen ſeinen Sohn, wünſchte
ſeinem jetzigen Streben das beſte Gedeihen — und
ſegelte wohlgemuth ſeiner Beſtimmung zu. Ueberall
krönte der beſte Erfolg jede ſeiner Unternehmungen.
Einen großen Theil trugen hierzu die freundſchaft-
lichen Dienſte eines ſpaniſchen Kaufmann’s, mit Na-
men Gomez bei, welcher dadurch in dem edlen Her-
zen des Maire’s von Gallway die lebhafteſte Dank-

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[270/0294] und ein in jeder Hinſicht liebenswerthes Mädchen faßte — von dieſer Verbindung die Erfüllung aller ſeiner ſehnlichſten Wünſche mit Zuverſicht erwartend. Doch die dunkeln Schickſalsmächte hatten es anders beſchloſſen! Während der junge Lynch mehr Schwierigkeiten fand, das Herz ſeiner neuen Geliebten zu rühren, als er bisher anzutreffen gewohnt geweſen war, ſah ſich ſein Vater zu einer nicht länger aufzuſchieben- den Handelsreiſe nach Cadix genöthigt, denn der Adel Gallway’s hatte, gleich dem anderer bedeuten- der Seeſtädte des Mittelalters, von jeher, den Han- del im Großen, als kein eines Edelmann’s unwür- diges Geſchäft betrachtet. Gallway war aber da- mals ſo mächtig und weitbekannt, daß die Chronik erzählt, ein arabiſcher Kaufmann, der aus dem Orient lange nach dieſen Küſten gehandelt, habe einſt um Auskunft gebeten, in welchem Theile von Gall- way Irland läge? Nachdem James Lynch, für die Zeit ſeiner Abwe- ſenheit, das Ruder des Staats in ſichere Hände ge- legt, und alles zur weiten Reiſe bereitet, ſegnete er mit überwallendem Vaterherzen ſeinen Sohn, wünſchte ſeinem jetzigen Streben das beſte Gedeihen — und ſegelte wohlgemuth ſeiner Beſtimmung zu. Ueberall krönte der beſte Erfolg jede ſeiner Unternehmungen. Einen großen Theil trugen hierzu die freundſchaft- lichen Dienſte eines ſpaniſchen Kaufmann’s, mit Na- men Gomez bei, welcher dadurch in dem edlen Her- zen des Maire’s von Gallway die lebhafteſte Dank-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/294>, abgerufen am 27.04.2024.