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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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die gedankenschwangere Stille und süßschauerige Ein-
samkeit der Nacht. Um 10 Uhr erreichte ich das Ziel
meiner heutigen Reise, Avoca Inn, wo man, mit be-
scheidnen Ansprüchen, recht leidliche Bewirthung, und
sehr freundliche Bedienung findet. Ich traf abermals
einen Touristen aus London im Speisezimmer, dies-
mal ein lustiger und interessanter junger Mann, der
in seinem Entzücken über die reizende Gegend völlig
mit mir harmonirte, und mit dem ich daher noch eine
Stunde beim Abendthee sehr angenehm verplauderte,
ehe ich mich hinsetzte, um Dir zu schreiben. Aber
nun gute Nacht, denn auf Bergreisen muß man früh
aufstehen, und daher nicht allzuspät das Bett auf-
suchen.



Gestern ritt ich 8 deutsche Meilen, heute 9 --
und meine Brust befindet sich eben nicht schlechter
dabei. Aber Vergnügen thut viel, und ich sah so
viel verschiedene Gegenstände, daß mir die paar Tage
wie so viel Wochen vorkommen.

Ich hatte gut geschlafen, obgleich das zerbrochene
Fenster meiner Kammer nur mit einem Kopfkissen
zugestopft war. Dem ärmlichen Nachtlager folgte
ein besseres Frühstück, und auch mein Pferd fand ich
vortrefflich abgewartet. Ich reise, wie die Araber,
Gallop oder Schritt, dies fatiguirt am wenigsten,

die gedankenſchwangere Stille und ſüßſchauerige Ein-
ſamkeit der Nacht. Um 10 Uhr erreichte ich das Ziel
meiner heutigen Reiſe, Avoca Inn, wo man, mit be-
ſcheidnen Anſprüchen, recht leidliche Bewirthung, und
ſehr freundliche Bedienung findet. Ich traf abermals
einen Touriſten aus London im Speiſezimmer, dies-
mal ein luſtiger und intereſſanter junger Mann, der
in ſeinem Entzücken über die reizende Gegend völlig
mit mir harmonirte, und mit dem ich daher noch eine
Stunde beim Abendthee ſehr angenehm verplauderte,
ehe ich mich hinſetzte, um Dir zu ſchreiben. Aber
nun gute Nacht, denn auf Bergreiſen muß man früh
aufſtehen, und daher nicht allzuſpät das Bett auf-
ſuchen.



Geſtern ritt ich 8 deutſche Meilen, heute 9 —
und meine Bruſt befindet ſich eben nicht ſchlechter
dabei. Aber Vergnügen thut viel, und ich ſah ſo
viel verſchiedene Gegenſtände, daß mir die paar Tage
wie ſo viel Wochen vorkommen.

Ich hatte gut geſchlafen, obgleich das zerbrochene
Fenſter meiner Kammer nur mit einem Kopfkiſſen
zugeſtopft war. Dem ärmlichen Nachtlager folgte
ein beſſeres Frühſtück, und auch mein Pferd fand ich
vortrefflich abgewartet. Ich reiſe, wie die Araber,
Gallop oder Schritt, dies fatiguirt am wenigſten,

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[182/0206] die gedankenſchwangere Stille und ſüßſchauerige Ein- ſamkeit der Nacht. Um 10 Uhr erreichte ich das Ziel meiner heutigen Reiſe, Avoca Inn, wo man, mit be- ſcheidnen Anſprüchen, recht leidliche Bewirthung, und ſehr freundliche Bedienung findet. Ich traf abermals einen Touriſten aus London im Speiſezimmer, dies- mal ein luſtiger und intereſſanter junger Mann, der in ſeinem Entzücken über die reizende Gegend völlig mit mir harmonirte, und mit dem ich daher noch eine Stunde beim Abendthee ſehr angenehm verplauderte, ehe ich mich hinſetzte, um Dir zu ſchreiben. Aber nun gute Nacht, denn auf Bergreiſen muß man früh aufſtehen, und daher nicht allzuſpät das Bett auf- ſuchen. Roundwood, den 23ſten. Geſtern ritt ich 8 deutſche Meilen, heute 9 — und meine Bruſt befindet ſich eben nicht ſchlechter dabei. Aber Vergnügen thut viel, und ich ſah ſo viel verſchiedene Gegenſtände, daß mir die paar Tage wie ſo viel Wochen vorkommen. Ich hatte gut geſchlafen, obgleich das zerbrochene Fenſter meiner Kammer nur mit einem Kopfkiſſen zugeſtopft war. Dem ärmlichen Nachtlager folgte ein beſſeres Frühſtück, und auch mein Pferd fand ich vortrefflich abgewartet. Ich reiſe, wie die Araber, Gallop oder Schritt, dies fatiguirt am wenigſten,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/206>, abgerufen am 23.11.2024.