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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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erste Eindruck. Uebrigens befinde ich mich, im besten
Gasthofe der Hauptstadt, weniger comfortable, als in
dem kleinen Städtchen Bangor. Bei aller Größe
scheint das Haus still und verlassen, während ich
mich erinnere, dort, nur während der Zeit meines
Essens, 43 Wagen ankommen gesehen zu haben, die
alle abgewiesen werden mußten. Der Zufluß der
Fremden ist auf den Hauptstraßen in England so
groß, daß Kellner in den Gasthöfen nicht für Geld
gemiethet werden, sondern selbst für ihren Platz
dem Wirth bis zu 300 Pfd. Sterl. jährlich zahlen
müssen. Dennoch ersetzen ihnen die Trinkgelder diese
bedeutende Auslage reichlich. In Irland tritt dage-
gen die Continentalsitte wieder ein. Sobald ich mich
ein wenig erfrischt hatte, machte ich eine Promenade
durch die Stadt, während der ich bei zwei ziemlich
geschmacklosen Monumenten vorbei kam. Das eine
stellt Wilhelm von Oranien im römischen Costume
zu Pferde vor; mißgestaltet ist Roß und Reiter.
Das Pferd hat ein Gebiß im Mund und Hauptge-
stell am Kopf, aber keine Andeutung der Zügel dar-
an, obgleich die Hand des Königs grade so ausge-
streckt ist, als ob sie sie bahnenmäßig hielte. Soll
dies bedeuten, daß Wilhelm keine Zügel brauchte,
um John Bull zu reiten? Das andere Monument
ist eine colossale Statue Nelsons, auf einer hohen
Säule stehend, und in moderne Uniform gekleidet.
Hinter ihm hängt ein Tau, das einem Schweife ähn-
licher sieht; dabei ist die Stellung ohne Adel, und
die Figur zu hoch, um deutlich zu seyn. Später kam

erſte Eindruck. Uebrigens befinde ich mich, im beſten
Gaſthofe der Hauptſtadt, weniger comfortable, als in
dem kleinen Städtchen Bangor. Bei aller Größe
ſcheint das Haus ſtill und verlaſſen, während ich
mich erinnere, dort, nur während der Zeit meines
Eſſens, 43 Wagen ankommen geſehen zu haben, die
alle abgewieſen werden mußten. Der Zufluß der
Fremden iſt auf den Hauptſtraßen in England ſo
groß, daß Kellner in den Gaſthöfen nicht für Geld
gemiethet werden, ſondern ſelbſt für ihren Platz
dem Wirth bis zu 300 Pfd. Sterl. jährlich zahlen
müſſen. Dennoch erſetzen ihnen die Trinkgelder dieſe
bedeutende Auslage reichlich. In Irland tritt dage-
gen die Continentalſitte wieder ein. Sobald ich mich
ein wenig erfriſcht hatte, machte ich eine Promenade
durch die Stadt, während der ich bei zwei ziemlich
geſchmackloſen Monumenten vorbei kam. Das eine
ſtellt Wilhelm von Oranien im römiſchen Coſtume
zu Pferde vor; mißgeſtaltet iſt Roß und Reiter.
Das Pferd hat ein Gebiß im Mund und Hauptge-
ſtell am Kopf, aber keine Andeutung der Zügel dar-
an, obgleich die Hand des Königs grade ſo ausge-
ſtreckt iſt, als ob ſie ſie bahnenmäßig hielte. Soll
dies bedeuten, daß Wilhelm keine Zügel brauchte,
um John Bull zu reiten? Das andere Monument
iſt eine coloſſale Statue Nelſons, auf einer hohen
Säule ſtehend, und in moderne Uniform gekleidet.
Hinter ihm hängt ein Tau, das einem Schweife ähn-
licher ſieht; dabei iſt die Stellung ohne Adel, und
die Figur zu hoch, um deutlich zu ſeyn. Später kam

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[155/0179] erſte Eindruck. Uebrigens befinde ich mich, im beſten Gaſthofe der Hauptſtadt, weniger comfortable, als in dem kleinen Städtchen Bangor. Bei aller Größe ſcheint das Haus ſtill und verlaſſen, während ich mich erinnere, dort, nur während der Zeit meines Eſſens, 43 Wagen ankommen geſehen zu haben, die alle abgewieſen werden mußten. Der Zufluß der Fremden iſt auf den Hauptſtraßen in England ſo groß, daß Kellner in den Gaſthöfen nicht für Geld gemiethet werden, ſondern ſelbſt für ihren Platz dem Wirth bis zu 300 Pfd. Sterl. jährlich zahlen müſſen. Dennoch erſetzen ihnen die Trinkgelder dieſe bedeutende Auslage reichlich. In Irland tritt dage- gen die Continentalſitte wieder ein. Sobald ich mich ein wenig erfriſcht hatte, machte ich eine Promenade durch die Stadt, während der ich bei zwei ziemlich geſchmackloſen Monumenten vorbei kam. Das eine ſtellt Wilhelm von Oranien im römiſchen Coſtume zu Pferde vor; mißgeſtaltet iſt Roß und Reiter. Das Pferd hat ein Gebiß im Mund und Hauptge- ſtell am Kopf, aber keine Andeutung der Zügel dar- an, obgleich die Hand des Königs grade ſo ausge- ſtreckt iſt, als ob ſie ſie bahnenmäßig hielte. Soll dies bedeuten, daß Wilhelm keine Zügel brauchte, um John Bull zu reiten? Das andere Monument iſt eine coloſſale Statue Nelſons, auf einer hohen Säule ſtehend, und in moderne Uniform gekleidet. Hinter ihm hängt ein Tau, das einem Schweife ähn- licher ſieht; dabei iſt die Stellung ohne Adel, und die Figur zu hoch, um deutlich zu ſeyn. Später kam

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/179>, abgerufen am 25.11.2024.