Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

Bild:
<< vorherige Seite

mit ihm vergnügen, hernach geht's aber stramm ins Geschirr."

Sie führte Indra in ein dunkles, unfreundliches Loch, aber mit einem weißen, spitzenumsäumten Himmelbett.

"Im Schrank sind deine Abendkleider. Du brauchst sie aber noch nicht zu tragen." -- Indra trat schnell aus dem Zimmer auf Boris zu. "Wo bin ich hier?" -- "In einem angesehenen Hause, mein Kind", rief die blaue Dame. -- "Sie müssen sich an die Landessitten gewöhnen, Fräulein Indra", sagte Boris leise. "Wenn Sie sich nach Tisch etwas ausgeruht haben, zeige ich Ihnen die Stadt. Dann werden Sie erst sehen, wie schön es hier ist." -- Indra fragte nach Briefen, aber es konnten ja noch keine da sein. Dann setzte sie sich hin und schrieb einen zweiten langen Brief an ihre Mutter, mit allen Wundern ihrer Reise und allen Zweifeln, ob ihr neuer Aufenthalt auch geeignet für sie sei. Sie bat um umgehende, eventuell telegraphische Antwort. Die selbstsichere Indra fühlte plötzlich einen heißen Wunsch nach dem Rat und der Hilfe ihrer Mutter. Bei Tisch erschienen

mit ihm vergnügen, hernach geht’s aber stramm ins Geschirr.“

Sie führte Indra in ein dunkles, unfreundliches Loch, aber mit einem weißen, spitzenumsäumten Himmelbett.

„Im Schrank sind deine Abendkleider. Du brauchst sie aber noch nicht zu tragen.“ — Indra trat schnell aus dem Zimmer auf Boris zu. „Wo bin ich hier?“ — „In einem angesehenen Hause, mein Kind“, rief die blaue Dame. — „Sie müssen sich an die Landessitten gewöhnen, Fräulein Indra“, sagte Boris leise. „Wenn Sie sich nach Tisch etwas ausgeruht haben, zeige ich Ihnen die Stadt. Dann werden Sie erst sehen, wie schön es hier ist.“ — Indra fragte nach Briefen, aber es konnten ja noch keine da sein. Dann setzte sie sich hin und schrieb einen zweiten langen Brief an ihre Mutter, mit allen Wundern ihrer Reise und allen Zweifeln, ob ihr neuer Aufenthalt auch geeignet für sie sei. Sie bat um umgehende, eventuell telegraphische Antwort. Die selbstsichere Indra fühlte plötzlich einen heißen Wunsch nach dem Rat und der Hilfe ihrer Mutter. Bei Tisch erschienen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="50"/>
mit ihm vergnügen, hernach geht&#x2019;s aber stramm ins Geschirr.&#x201C;</p>
        <p>Sie führte Indra in ein dunkles, unfreundliches Loch, aber mit einem weißen, spitzenumsäumten Himmelbett.</p>
        <p>&#x201E;Im Schrank sind deine Abendkleider. Du brauchst sie aber noch nicht zu tragen.&#x201C; &#x2014; Indra trat schnell aus dem Zimmer auf Boris zu. &#x201E;Wo bin ich hier?&#x201C; &#x2014; &#x201E;In einem angesehenen Hause, mein Kind&#x201C;, rief die blaue Dame. &#x2014; &#x201E;Sie müssen sich an die Landessitten gewöhnen, Fräulein Indra&#x201C;, sagte Boris leise. &#x201E;Wenn Sie sich nach Tisch etwas ausgeruht haben, zeige ich Ihnen die Stadt. Dann werden Sie erst sehen, wie schön es hier ist.&#x201C; &#x2014; Indra fragte nach Briefen, aber es konnten ja noch keine da sein. Dann setzte sie sich hin und schrieb einen zweiten langen Brief an ihre Mutter, mit allen Wundern ihrer Reise und allen Zweifeln, ob ihr neuer Aufenthalt auch geeignet für sie sei. Sie bat um umgehende, eventuell telegraphische Antwort. Die selbstsichere Indra fühlte plötzlich einen heißen Wunsch nach dem Rat und der Hilfe ihrer Mutter. Bei Tisch erschienen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0049] mit ihm vergnügen, hernach geht’s aber stramm ins Geschirr.“ Sie führte Indra in ein dunkles, unfreundliches Loch, aber mit einem weißen, spitzenumsäumten Himmelbett. „Im Schrank sind deine Abendkleider. Du brauchst sie aber noch nicht zu tragen.“ — Indra trat schnell aus dem Zimmer auf Boris zu. „Wo bin ich hier?“ — „In einem angesehenen Hause, mein Kind“, rief die blaue Dame. — „Sie müssen sich an die Landessitten gewöhnen, Fräulein Indra“, sagte Boris leise. „Wenn Sie sich nach Tisch etwas ausgeruht haben, zeige ich Ihnen die Stadt. Dann werden Sie erst sehen, wie schön es hier ist.“ — Indra fragte nach Briefen, aber es konnten ja noch keine da sein. Dann setzte sie sich hin und schrieb einen zweiten langen Brief an ihre Mutter, mit allen Wundern ihrer Reise und allen Zweifeln, ob ihr neuer Aufenthalt auch geeignet für sie sei. Sie bat um umgehende, eventuell telegraphische Antwort. Die selbstsichere Indra fühlte plötzlich einen heißen Wunsch nach dem Rat und der Hilfe ihrer Mutter. Bei Tisch erschienen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/49
Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/49>, abgerufen am 21.11.2024.