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Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.

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Rechtschreibung.
man auch Exempel/ daß etliche wider Willenauch offte
wider der-
selben Wil-
len.

und gezwungen/ durch dergleichen Böcke mit
Gewalt weggerissen und dennoch wieder gebracht
wurden/ wenn sie ihren Metzen treuloß gewor-
den sind. Vor wenig Jahren/ nemlich et-
wa zwantzig/ war ein Handwercksmann/ der
sich heimlich mit einer Alten verkuppelt hatte:
aber hernach hat er sich mit einer Junffer be-
hangen/ und auch Hochzeit mit ihr gemacht;
ungeachtet der vorigen Vettel/ ob sie sich schon
mit Dräuworten vernehmen liesse. Wie nun
die erste Nacht des Beylagers heran kam/ bat
er etliche Gäste/ unter welchen auch ein Pfarr-
herr war/ ümb Gottes willen/ daß sie doch bey
ihm verbleiben möchten/ denn es stünde ihm
vom bösen Geiste eine Gefahr für; sintemal er
eingedenck ward der Bedräuung der alten Hu-
ren. Was geschicht? Mitten in der Nacht
kömpt ein solcher Bock gleichesweges zum
Bräutigam hinan margiret und begehret/ daß
er sich auffsetzen solle. Jener aber fängt drauf
häfftig an zu beten/ und kan kaum von den
Gegenwertigen in ihren Armen gehalten wer-
den/ nachdem endlich der Bock mit vielen Ge-
brummen sich verlohren. Die andere folgen-
de Nacht wird eben dieser Bräutigamb gantz
unversehens recht auß dem Bette gerissen/ und
die Braut allein drin gelassen. Vnd wie er zur
Gnüge von dem Gespenste mag tribuliret ge-
worden seyn/ ist er des morgens nicht weit von

der

Rechtſchreibung.
man auch Exempel/ daß etliche wider Willenauch offte
wider der-
ſelben Wil-
len.

und gezwungen/ durch dergleichen Boͤcke mit
Gewalt weggeriſſẽ und deñoch wiedeꝛ gebracht
wurden/ wenn ſie ihren Metzen treuloß gewor-
den ſind. Vor wenig Jahren/ nemlich et-
wa zwantzig/ war ein Handwercksmann/ der
ſich heimlich mit einer Alten verkuppelt hatte:
aber hernach hat er ſich mit einer Junffer be-
hangen/ und auch Hochzeit mit ihr gemacht;
ungeachtet der vorigen Vettel/ ob ſie ſich ſchon
mit Draͤuworten vernehmen lieſſe. Wie nun
die erſte Nacht des Beylagers heran kam/ bat
er etliche Gaͤſte/ unter welchen auch ein Pfarr-
herr war/ uͤmb Gottes willen/ daß ſie doch bey
ihm verbleiben moͤchten/ denn es ſtuͤnde ihm
vom boͤſen Geiſte eine Gefahr fuͤr; ſintemal er
eingedenck ward der Bedraͤuung der alten Hu-
ren. Was geſchicht? Mitten in der Nacht
koͤmpt ein ſolcher Bock gleichesweges zum
Braͤutigam hinan margiret und begehret/ daß
er ſich auffſetzen ſolle. Jener aber faͤngt drauf
haͤfftig an zu beten/ und kan kaum von den
Gegenwertigen in ihren Armen gehalten wer-
den/ nachdem endlich der Bock mit vielen Ge-
brummen ſich verlohren. Die andere folgen-
de Nacht wird eben dieſer Braͤutigamb gantz
unverſehens recht auß dem Bette geriſſen/ und
die Braut allein drin gelaſſen. Vnd wie er zur
Gnuͤge von dem Geſpenſte mag tribuliret ge-
worden ſeyn/ iſt er des morgens nicht weit von

der
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[61/0085] Rechtſchreibung. man auch Exempel/ daß etliche wider Willen und gezwungen/ durch dergleichen Boͤcke mit Gewalt weggeriſſẽ und deñoch wiedeꝛ gebracht wurden/ wenn ſie ihren Metzen treuloß gewor- den ſind. Vor wenig Jahren/ nemlich et- wa zwantzig/ war ein Handwercksmann/ der ſich heimlich mit einer Alten verkuppelt hatte: aber hernach hat er ſich mit einer Junffer be- hangen/ und auch Hochzeit mit ihr gemacht; ungeachtet der vorigen Vettel/ ob ſie ſich ſchon mit Draͤuworten vernehmen lieſſe. Wie nun die erſte Nacht des Beylagers heran kam/ bat er etliche Gaͤſte/ unter welchen auch ein Pfarr- herr war/ uͤmb Gottes willen/ daß ſie doch bey ihm verbleiben moͤchten/ denn es ſtuͤnde ihm vom boͤſen Geiſte eine Gefahr fuͤr; ſintemal er eingedenck ward der Bedraͤuung der alten Hu- ren. Was geſchicht? Mitten in der Nacht koͤmpt ein ſolcher Bock gleichesweges zum Braͤutigam hinan margiret und begehret/ daß er ſich auffſetzen ſolle. Jener aber faͤngt drauf haͤfftig an zu beten/ und kan kaum von den Gegenwertigen in ihren Armen gehalten wer- den/ nachdem endlich der Bock mit vielen Ge- brummen ſich verlohren. Die andere folgen- de Nacht wird eben dieſer Braͤutigamb gantz unverſehens recht auß dem Bette geriſſen/ und die Braut allein drin gelaſſen. Vnd wie er zur Gnuͤge von dem Geſpenſte mag tribuliret ge- worden ſeyn/ iſt er des morgens nicht weit von der auch offte wider der- ſelben Wil- len.

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Zitationshilfe: Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/85>, abgerufen am 24.11.2024.