Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. VII. Cap.
das Bild der Verschwiegenheit, welches eine
Frau vorbildete, deren Mund von einem Ring,
so durch ihre Lippen gieng, geschlossen wurde,
und legte die vordersten Finger ihrer rechten
Hand nebst dem Ring auf ihre geschlossene Lip-
pen; sie hatte in ihrer lincken Hand einen Siegel-
Ring, und druckte selbigen auf ihren Mund.
Als ich das Bild der Verschwiegenheit mit
grosser Verwunderung ansahe, trat ein Herr
bey uns in den Saal, und grüssete den Garbon.
Nach einem kurtz gehabten Gespräch kam Garbon
zu mir, und sagte: Jch muß den Gouverneur
in wichtigen Sachen sprechen, welches ich
itzo nicht ändern kan.
Er schloß das Poste-
ment
der Verschwiegenheit auf, und nahm
einen halben Bogen Pappier daraus; Er gab
mir solches, und sagte: (daß ichs abschreiben kön-
te.) Auf dem Tisch ist Feder, Dinte und Pap-
pier; Jch will so fort, als ihr es abgeschrie-
ben, wieder bey euch seyn. Dis seyn etliche
von den Sprüchen des
Sarabusa, so die Ver-
schwiegenheir angehen.
Jch bedanckte mich
hievor, und er gieng mit dem Herrn weg, und
schloß die Thür zu. Jch hatte zwar grosse Lust
alle Bilder zu besehen; allein weil ich vermeinte,
Garbon möchte in kurtzem wieder kommen, und
sich nicht lange verweilen, schrieb ich es erst ab,
und hernach urtheilte ich, könte ich die Bilder
gnugsam anschauen.

Fol-
M 5

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap.
das Bild der Verſchwiegenheit, welches eine
Frau vorbildete, deren Mund von einem Ring,
ſo durch ihre Lippen gieng, geſchloſſen wurde,
und legte die vorderſten Finger ihrer rechten
Hand nebſt dem Ring auf ihre geſchloſſene Lip-
pen; ſie hatte in ihrer lincken Hand einen Siegel-
Ring, und druckte ſelbigen auf ihren Mund.
Als ich das Bild der Verſchwiegenheit mit
groſſer Verwunderung anſahe, trat ein Herr
bey uns in den Saal, und gruͤſſete den Garbon.
Nach einem kurtz gehabten Geſpraͤch kam Garbon
zu mir, und ſagte: Jch muß den Gouverneur
in wichtigen Sachen ſprechen, welches ich
itzo nicht aͤndern kan.
Er ſchloß das Poſte-
ment
der Verſchwiegenheit auf, und nahm
einen halben Bogen Pappier daraus; Er gab
mir ſolches, und ſagte: (daß ichs abſchreiben koͤn-
te.) Auf dem Tiſch iſt Feder, Dinte und Pap-
pier; Jch will ſo fort, als ihr es abgeſchrie-
ben, wieder bey euch ſeyn. Dis ſeyn etliche
von den Spruͤchen des
Sarabuſa, ſo die Ver-
ſchwiegenheir angehen.
Jch bedanckte mich
hievor, und er gieng mit dem Herrn weg, und
ſchloß die Thuͤr zu. Jch hatte zwar groſſe Luſt
alle Bilder zu beſehen; allein weil ich vermeinte,
Garbon moͤchte in kurtzem wieder kommen, und
ſich nicht lange verweilen, ſchrieb ich es erſt ab,
und hernach urtheilte ich, koͤnte ich die Bilder
gnugſam anſchauen.

Fol-
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <p><pb facs="#f0219" n="185"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">VII. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
das <hi rendition="#fr">Bild der Ver&#x017F;chwiegenheit,</hi> welches eine<lb/>
Frau vorbildete, deren Mund von einem Ring,<lb/>
&#x017F;o durch ihre Lippen gieng, ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wurde,<lb/>
und legte die vorder&#x017F;ten Finger ihrer rechten<lb/>
Hand neb&#x017F;t dem Ring auf ihre ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Lip-<lb/>
pen; &#x017F;ie hatte in ihrer lincken Hand einen Siegel-<lb/>
Ring, und druckte &#x017F;elbigen auf ihren Mund.<lb/>
Als ich das Bild der <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;chwiegenheit</hi> mit<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Verwunderung an&#x017F;ahe, trat ein Herr<lb/>
bey uns in den Saal, und gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete den <hi rendition="#aq">Garbon.</hi><lb/>
Nach einem kurtz gehabten Ge&#x017F;pra&#x0364;ch kam <hi rendition="#aq">Garbon</hi><lb/>
zu mir, und &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Jch muß den</hi> <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi><lb/><hi rendition="#fr">in wichtigen Sachen &#x017F;prechen, welches ich<lb/>
itzo nicht a&#x0364;ndern kan.</hi> Er &#x017F;chloß das <hi rendition="#aq">Po&#x017F;te-<lb/>
ment</hi> der <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;chwiegenheit</hi> auf, und nahm<lb/>
einen halben Bogen Pappier daraus; Er gab<lb/>
mir &#x017F;olches, und &#x017F;agte: (daß ichs ab&#x017F;chreiben ko&#x0364;n-<lb/>
te.) <hi rendition="#fr">Auf dem Ti&#x017F;ch i&#x017F;t Feder, Dinte und Pap-<lb/>
pier; Jch will &#x017F;o fort, als ihr es abge&#x017F;chrie-<lb/>
ben, wieder bey euch &#x017F;eyn. Dis &#x017F;eyn etliche<lb/>
von den Spru&#x0364;chen des</hi> <hi rendition="#aq">Sarabu&#x017F;a,</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;o die Ver-<lb/>
&#x017F;chwiegenheir angehen.</hi> Jch bedanckte mich<lb/>
hievor, und er gieng mit dem Herrn weg, und<lb/>
&#x017F;chloß die Thu&#x0364;r zu. Jch hatte zwar gro&#x017F;&#x017F;e Lu&#x017F;t<lb/>
alle Bilder zu be&#x017F;ehen; allein weil ich vermeinte,<lb/><hi rendition="#aq">Garbon</hi> mo&#x0364;chte in kurtzem wieder kommen, und<lb/>
&#x017F;ich nicht lange verweilen, &#x017F;chrieb ich es er&#x017F;t ab,<lb/>
und hernach urtheilte ich, ko&#x0364;nte ich die Bilder<lb/>
gnug&#x017F;am an&#x017F;chauen.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">M 5</fw>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Fol-</hi> </fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0219] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap. das Bild der Verſchwiegenheit, welches eine Frau vorbildete, deren Mund von einem Ring, ſo durch ihre Lippen gieng, geſchloſſen wurde, und legte die vorderſten Finger ihrer rechten Hand nebſt dem Ring auf ihre geſchloſſene Lip- pen; ſie hatte in ihrer lincken Hand einen Siegel- Ring, und druckte ſelbigen auf ihren Mund. Als ich das Bild der Verſchwiegenheit mit groſſer Verwunderung anſahe, trat ein Herr bey uns in den Saal, und gruͤſſete den Garbon. Nach einem kurtz gehabten Geſpraͤch kam Garbon zu mir, und ſagte: Jch muß den Gouverneur in wichtigen Sachen ſprechen, welches ich itzo nicht aͤndern kan. Er ſchloß das Poſte- ment der Verſchwiegenheit auf, und nahm einen halben Bogen Pappier daraus; Er gab mir ſolches, und ſagte: (daß ichs abſchreiben koͤn- te.) Auf dem Tiſch iſt Feder, Dinte und Pap- pier; Jch will ſo fort, als ihr es abgeſchrie- ben, wieder bey euch ſeyn. Dis ſeyn etliche von den Spruͤchen des Sarabuſa, ſo die Ver- ſchwiegenheir angehen. Jch bedanckte mich hievor, und er gieng mit dem Herrn weg, und ſchloß die Thuͤr zu. Jch hatte zwar groſſe Luſt alle Bilder zu beſehen; allein weil ich vermeinte, Garbon moͤchte in kurtzem wieder kommen, und ſich nicht lange verweilen, ſchrieb ich es erſt ab, und hernach urtheilte ich, koͤnte ich die Bilder gnugſam anſchauen. Fol- M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/219
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/219>, abgerufen am 27.05.2024.