Labsal, den ich aus meiner Festung holte; ich trunck solchen allda, und stärckte mich dadurch überaus. Hierauf gieng ich nach dem Strand, der Wind war noch starck in der See, und trieb das Wasser noch sehr hoch.
Jch sahe, daß eine Chalouppe recht nach dem Ufer zutrieb, ich holte sogleich mein Angel-Garn, zog meinen Binsen-Rock aus, und nahm die erste wahr. Hier war ein flacher Strand, und also kein schäumendes Wasser. Jch band die Cha- louppe fest, und schleppte solche nach und nach in den Canal von der stehenden See, wol eine halbe Stunde von dem Meere ab. Die Cha- louppe hatte keine Ruder bey sich, jedoch lag vorn ein kurtzes Holtz mit einem Strickgen, welches ich am Lande fest machte. Jch war sehr müde, da ich die Chalouppe vom Lande muste abhalten, nun- mehr aber hatte ich sie verwahret.
Jch gieng nach meiner Festung, machte ein Feuer, wärmte mich, und nahm eine halbe Tasse Spanischen Wein, welches mich wieder zu Kräfften brachte. Wie ich wieder an Strand kam, sah ich viel Fässer, Kisten und Packe an- treiben, davon schon einige fest auf dem Strand waren. Dis war ein Zeichen, daß um diese Gegend ein Schiff in vorigem Sturm ge- blieben seyn müste. Jch hatte mein Beyl geho- let, schlug einige Kisten auf, und fand Hemb- den, Toback und dergl. drinnen, so wie die Matrosen und Soldaten es pflegen mit- zunehmen. Das meiste war inwendig noch tro- cken. Jch plünderte so viel ich konte, und brachte
wol
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Labſal, den ich aus meiner Feſtung holte; ich trunck ſolchen allda, und ſtaͤrckte mich dadurch uͤberaus. Hierauf gieng ich nach dem Strand, der Wind war noch ſtarck in der See, und trieb das Waſſer noch ſehr hoch.
Jch ſahe, daß eine Chalouppe recht nach dem Ufer zutrieb, ich holte ſogleich mein Angel-Garn, zog meinen Binſen-Rock aus, und nahm die erſte wahr. Hier war ein flacher Strand, und alſo kein ſchaͤumendes Waſſer. Jch band die Cha- louppe feſt, und ſchleppte ſolche nach und nach in den Canal von der ſtehenden See, wol eine halbe Stunde von dem Meere ab. Die Cha- louppe hatte keine Ruder bey ſich, jedoch lag vorn ein kurtzes Holtz mit einem Strickgen, welches ich am Lande feſt machte. Jch war ſehr muͤde, da ich die Chalouppe vom Lande muſte abhalten, nun- mehr aber hatte ich ſie verwahret.
Jch gieng nach meiner Feſtung, machte ein Feuer, waͤrmte mich, und nahm eine halbe Taſſe Spaniſchen Wein, welches mich wieder zu Kraͤfften brachte. Wie ich wieder an Strand kam, ſah ich viel Faͤſſer, Kiſten und Packe an- treiben, davon ſchon einige feſt auf dem Strand waren. Dis war ein Zeichen, daß um dieſe Gegend ein Schiff in vorigem Sturm ge- blieben ſeyn muͤſte. Jch hatte mein Beyl geho- let, ſchlug einige Kiſten auf, und fand Hemb- den, Toback und dergl. drinnen, ſo wie die Matroſen und Soldaten es pflegen mit- zunehmen. Das meiſte war inwendig noch tro- cken. Jch pluͤnderte ſo viel ich konte, und brachte
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Labſal, den ich aus meiner Feſtung holte; ich
trunck ſolchen allda, und ſtaͤrckte mich dadurch
uͤberaus. Hierauf gieng ich nach dem Strand,
der Wind war noch ſtarck in der See, und trieb
das Waſſer noch ſehr hoch.
Jch ſahe, daß eine Chalouppe recht nach dem
Ufer zutrieb, ich holte ſogleich mein Angel-Garn,
zog meinen Binſen-Rock aus, und nahm die erſte
wahr. Hier war ein flacher Strand, und alſo
kein ſchaͤumendes Waſſer. Jch band die Cha-
louppe feſt, und ſchleppte ſolche nach und nach
in den Canal von der ſtehenden See, wol eine
halbe Stunde von dem Meere ab. Die Cha-
louppe hatte keine Ruder bey ſich, jedoch lag vorn
ein kurtzes Holtz mit einem Strickgen, welches ich
am Lande feſt machte. Jch war ſehr muͤde, da
ich die Chalouppe vom Lande muſte abhalten, nun-
mehr aber hatte ich ſie verwahret.
Jch gieng nach meiner Feſtung, machte ein
Feuer, waͤrmte mich, und nahm eine halbe
Taſſe Spaniſchen Wein, welches mich wieder
zu Kraͤfften brachte. Wie ich wieder an Strand
kam, ſah ich viel Faͤſſer, Kiſten und Packe an-
treiben, davon ſchon einige feſt auf dem
Strand waren. Dis war ein Zeichen, daß um
dieſe Gegend ein Schiff in vorigem Sturm ge-
blieben ſeyn muͤſte. Jch hatte mein Beyl geho-
let, ſchlug einige Kiſten auf, und fand Hemb-
den, Toback und dergl. drinnen, ſo wie
die Matroſen und Soldaten es pflegen mit-
zunehmen. Das meiſte war inwendig noch tro-
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/167>, abgerufen am 16.07.2024.
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