gegeben. Die größeste Verfolgung aber muß- ten die Christen erdulden unter der Regierung des Torogunsana. Dieser Fürst wird ein- müthig, von den Schriftstellern, als ein Mann von barbarischer Grausamkeit und vie- hischen Leidenschaften vorgestellt. Charlevoix erzählt vieles von seinen Grausamkeiten. Wir wollen ihn hier einen Augenblick erzählen laßen. "Torogunsana, sagt er, fand ein großes Vergnügen darinn, zarte Jungfern, und Frauen vornehmer und angesehener Männer ganz na- ckend an öffentlichen Orten aufstellen, und den Henkern Preis geben zu laßen. Diese warfen sie, wenn sie ihre viehische Brunst gestillt hatten, ins Feuer oder schlugen ihnen den Kopf ab. Andere wurden auf Befehl dieses unmenschli- chen Tyrannen gekreuzigt, und viele Tage lang erschrecklich gemartert: man sägte nemlich die- sen armen Leuten mit ausgezackten Stöcken die Beine entzwey, hielt ihnen mit Schwefel gefüll- te Röhre, welche man nachher anzündete, vor die Nase, und ließ sie den Dampf davon einhau- chen. Noch andere wurden in verborgene dü- stere Gruben geworfen, die voll von Schlangen und stinkenden Materien waren, oder man hieng sie über dergleichen Gruben bey den Beinen auf. Mehrere Beyspiele von Grausamkeiten anzu- führen -- halten wir für überflüßig: wir selbst können es nicht ohne Grausen beschreiben!
Seit dem Jahre 1622 ist die christliche Religion aus dem Reiche verbannt, und im
Jahre
gegeben. Die groͤßeſte Verfolgung aber muß- ten die Chriſten erdulden unter der Regierung des Torogunſana. Dieſer Fuͤrſt wird ein- muͤthig, von den Schriftſtellern, als ein Mann von barbariſcher Grauſamkeit und vie- hiſchen Leidenſchaften vorgeſtellt. Charlevoix erzaͤhlt vieles von ſeinen Grauſamkeiten. Wir wollen ihn hier einen Augenblick erzaͤhlen laßen. „Torogunſana, ſagt er, fand ein großes Vergnuͤgen darinn, zarte Jungfern, und Frauen vornehmer und angeſehener Maͤnner ganz na- ckend an oͤffentlichen Orten aufſtellen, und den Henkern Preis geben zu laßen. Dieſe warfen ſie, wenn ſie ihre viehiſche Brunſt geſtillt hatten, ins Feuer oder ſchlugen ihnen den Kopf ab. Andere wurden auf Befehl dieſes unmenſchli- chen Tyrannen gekreuzigt, und viele Tage lang erſchrecklich gemartert: man ſaͤgte nemlich die- ſen armen Leuten mit ausgezackten Stoͤcken die Beine entzwey, hielt ihnen mit Schwefel gefuͤll- te Roͤhre, welche man nachher anzuͤndete, vor die Naſe, und ließ ſie den Dampf davon einhau- chen. Noch andere wurden in verborgene duͤ- ſtere Gruben geworfen, die voll von Schlangen und ſtinkenden Materien waren, oder man hieng ſie uͤber dergleichen Gruben bey den Beinen auf. Mehrere Beyſpiele von Grauſamkeiten anzu- fuͤhren — halten wir fuͤr uͤberfluͤßig: wir ſelbſt koͤnnen es nicht ohne Grauſen beſchreiben!
Seit dem Jahre 1622 iſt die chriſtliche Religion aus dem Reiche verbannt, und im
Jahre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0064"n="38"/>
gegeben. Die groͤßeſte Verfolgung aber muß-<lb/>
ten die Chriſten erdulden unter der Regierung<lb/>
des <hirendition="#fr">Torogunſana.</hi> Dieſer Fuͤrſt wird ein-<lb/>
muͤthig, von den Schriftſtellern, als ein<lb/>
Mann von barbariſcher Grauſamkeit und vie-<lb/>
hiſchen Leidenſchaften vorgeſtellt. <hirendition="#fr">Charlevoix</hi><lb/>
erzaͤhlt vieles von ſeinen Grauſamkeiten. Wir<lb/>
wollen ihn hier einen Augenblick erzaͤhlen laßen.<lb/>„<hirendition="#fr">Torogunſana,</hi>ſagt er, fand ein großes<lb/>
Vergnuͤgen darinn, zarte Jungfern, und Frauen<lb/>
vornehmer und angeſehener Maͤnner ganz na-<lb/>
ckend an oͤffentlichen Orten aufſtellen, und den<lb/>
Henkern Preis geben zu laßen. Dieſe warfen<lb/>ſie, wenn ſie ihre viehiſche Brunſt geſtillt hatten,<lb/>
ins Feuer oder ſchlugen ihnen den Kopf ab.<lb/>
Andere wurden auf Befehl dieſes unmenſchli-<lb/>
chen Tyrannen gekreuzigt, und viele Tage lang<lb/>
erſchrecklich gemartert: man ſaͤgte nemlich die-<lb/>ſen armen Leuten mit ausgezackten Stoͤcken die<lb/>
Beine entzwey, hielt ihnen mit Schwefel gefuͤll-<lb/>
te Roͤhre, welche man nachher anzuͤndete, vor<lb/>
die Naſe, und ließ ſie den Dampf davon einhau-<lb/>
chen. Noch andere wurden in verborgene duͤ-<lb/>ſtere Gruben geworfen, die voll von Schlangen<lb/>
und ſtinkenden Materien waren, oder man hieng<lb/>ſie uͤber dergleichen Gruben bey den Beinen auf.<lb/>
Mehrere Beyſpiele von Grauſamkeiten anzu-<lb/>
fuͤhren — halten wir fuͤr uͤberfluͤßig: wir ſelbſt<lb/>
koͤnnen es nicht ohne Grauſen beſchreiben!</p><lb/><p>Seit dem Jahre 1622 iſt die chriſtliche<lb/>
Religion aus dem Reiche verbannt, und im<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jahre</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[38/0064]
gegeben. Die groͤßeſte Verfolgung aber muß-
ten die Chriſten erdulden unter der Regierung
des Torogunſana. Dieſer Fuͤrſt wird ein-
muͤthig, von den Schriftſtellern, als ein
Mann von barbariſcher Grauſamkeit und vie-
hiſchen Leidenſchaften vorgeſtellt. Charlevoix
erzaͤhlt vieles von ſeinen Grauſamkeiten. Wir
wollen ihn hier einen Augenblick erzaͤhlen laßen.
„Torogunſana, ſagt er, fand ein großes
Vergnuͤgen darinn, zarte Jungfern, und Frauen
vornehmer und angeſehener Maͤnner ganz na-
ckend an oͤffentlichen Orten aufſtellen, und den
Henkern Preis geben zu laßen. Dieſe warfen
ſie, wenn ſie ihre viehiſche Brunſt geſtillt hatten,
ins Feuer oder ſchlugen ihnen den Kopf ab.
Andere wurden auf Befehl dieſes unmenſchli-
chen Tyrannen gekreuzigt, und viele Tage lang
erſchrecklich gemartert: man ſaͤgte nemlich die-
ſen armen Leuten mit ausgezackten Stoͤcken die
Beine entzwey, hielt ihnen mit Schwefel gefuͤll-
te Roͤhre, welche man nachher anzuͤndete, vor
die Naſe, und ließ ſie den Dampf davon einhau-
chen. Noch andere wurden in verborgene duͤ-
ſtere Gruben geworfen, die voll von Schlangen
und ſtinkenden Materien waren, oder man hieng
ſie uͤber dergleichen Gruben bey den Beinen auf.
Mehrere Beyſpiele von Grauſamkeiten anzu-
fuͤhren — halten wir fuͤr uͤberfluͤßig: wir ſelbſt
koͤnnen es nicht ohne Grauſen beſchreiben!
Seit dem Jahre 1622 iſt die chriſtliche
Religion aus dem Reiche verbannt, und im
Jahre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/64>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.