Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

das ihn sehr wohlschmeckend macht. Es soll
aber auch sehr viel Geschicklichkeit dazu erfodert
werden, ihn so weit zu bringen. -- Allge-
meiner als der Kaffee, ist der Gebrauch des
Thees. Man sollte denken, daß dieß warme
Getränke in einem so heissen Lande sehr schädlich
sey. Allein die Europäer versichern, daß die
Gesundheit bey dem Genuß desselben im min-
desten nicht geschwächt werde. -- Sie trin-
ken nicht gerne mit einem andern, und haupt-
sächlich mit einem Fremden, aus ein, und eben
demselben Gefäße; und wenn sie es thun, so
pflegen sie das Geschirr, woraus getrunken wird,
nicht an den Mund zu setzen, sondern sie gießen
es sich in den Hals. Und auf die Weise kann
sich eine ansehnliche Trinkgesellschaft mit einem
Gefäße behelfen. Sie nehmen aber doch, wenn
sie wohin gehen, aus Vorsicht ihre Wasserkrü-
ge mit. Des Morgens gegen acht oder neun
Uhr pflegen sie zu essen, desgleichen des Nach-
mittags gegen vier oder fünf Uhr. Während
der starken Sonnenhitze sind sie ganz unthätig,
und schlafen entweder auf Kots, d. i. Betten,
oder auf Bechanahs, welches dicke mit Kopf-
küssen versehene Matratzen sind, die sie in die
Quere von einem Ende des Zimmers bis zum
andern, in einer Mannslänge ausbreiten, wor-
auf eine ansehnliche Anzahl von Menschen schla-
fen kann. Sie haben allezeit ein kleines Küs-
sen bey sich, das sie auf den Magen legen, um
ihn gegen die umgebenden Ausdünstungen in

Sicher-
B b

das ihn ſehr wohlſchmeckend macht. Es ſoll
aber auch ſehr viel Geſchicklichkeit dazu erfodert
werden, ihn ſo weit zu bringen. — Allge-
meiner als der Kaffee, iſt der Gebrauch des
Thees. Man ſollte denken, daß dieß warme
Getraͤnke in einem ſo heiſſen Lande ſehr ſchaͤdlich
ſey. Allein die Europaͤer verſichern, daß die
Geſundheit bey dem Genuß deſſelben im min-
deſten nicht geſchwaͤcht werde. — Sie trin-
ken nicht gerne mit einem andern, und haupt-
ſaͤchlich mit einem Fremden, aus ein, und eben
demſelben Gefaͤße; und wenn ſie es thun, ſo
pflegen ſie das Geſchirr, woraus getrunken wird,
nicht an den Mund zu ſetzen, ſondern ſie gießen
es ſich in den Hals. Und auf die Weiſe kann
ſich eine anſehnliche Trinkgeſellſchaft mit einem
Gefaͤße behelfen. Sie nehmen aber doch, wenn
ſie wohin gehen, aus Vorſicht ihre Waſſerkruͤ-
ge mit. Des Morgens gegen acht oder neun
Uhr pflegen ſie zu eſſen, desgleichen des Nach-
mittags gegen vier oder fuͤnf Uhr. Waͤhrend
der ſtarken Sonnenhitze ſind ſie ganz unthaͤtig,
und ſchlafen entweder auf Kots, d. i. Betten,
oder auf Bechanahs, welches dicke mit Kopf-
kuͤſſen verſehene Matratzen ſind, die ſie in die
Quere von einem Ende des Zimmers bis zum
andern, in einer Mannslaͤnge ausbreiten, wor-
auf eine anſehnliche Anzahl von Menſchen ſchla-
fen kann. Sie haben allezeit ein kleines Kuͤſ-
ſen bey ſich, das ſie auf den Magen legen, um
ihn gegen die umgebenden Ausduͤnſtungen in

Sicher-
B b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0411" n="385"/>
das ihn &#x017F;ehr wohl&#x017F;chmeckend macht. Es &#x017F;oll<lb/>
aber auch &#x017F;ehr viel Ge&#x017F;chicklichkeit dazu erfodert<lb/>
werden, ihn &#x017F;o weit zu bringen. &#x2014; Allge-<lb/>
meiner als der Kaffee, i&#x017F;t der Gebrauch des<lb/>
Thees. Man &#x017F;ollte denken, daß dieß warme<lb/>
Getra&#x0364;nke in einem &#x017F;o hei&#x017F;&#x017F;en Lande &#x017F;ehr &#x017F;cha&#x0364;dlich<lb/>
&#x017F;ey. Allein die Europa&#x0364;er ver&#x017F;ichern, daß die<lb/>
Ge&#x017F;undheit bey dem Genuß de&#x017F;&#x017F;elben im min-<lb/>
de&#x017F;ten nicht ge&#x017F;chwa&#x0364;cht werde. &#x2014; Sie trin-<lb/>
ken nicht gerne mit einem andern, und haupt-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;chlich mit einem Fremden, aus ein, und eben<lb/>
dem&#x017F;elben Gefa&#x0364;ße; und wenn &#x017F;ie es thun, &#x017F;o<lb/>
pflegen &#x017F;ie das Ge&#x017F;chirr, woraus getrunken wird,<lb/>
nicht an den Mund zu &#x017F;etzen, &#x017F;ondern &#x017F;ie gießen<lb/>
es &#x017F;ich in den Hals. Und auf die Wei&#x017F;e kann<lb/>
&#x017F;ich eine an&#x017F;ehnliche Trinkge&#x017F;ell&#x017F;chaft mit einem<lb/>
Gefa&#x0364;ße behelfen. Sie nehmen aber doch, wenn<lb/>
&#x017F;ie wohin gehen, aus Vor&#x017F;icht ihre Wa&#x017F;&#x017F;erkru&#x0364;-<lb/>
ge mit. Des Morgens gegen acht oder neun<lb/>
Uhr pflegen &#x017F;ie zu e&#x017F;&#x017F;en, desgleichen des Nach-<lb/>
mittags gegen vier oder fu&#x0364;nf Uhr. Wa&#x0364;hrend<lb/>
der &#x017F;tarken Sonnenhitze &#x017F;ind &#x017F;ie ganz untha&#x0364;tig,<lb/>
und &#x017F;chlafen entweder auf Kots, d. i. Betten,<lb/>
oder auf Bechanahs, welches dicke mit Kopf-<lb/>
ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;ehene Matratzen &#x017F;ind, die &#x017F;ie in die<lb/>
Quere von einem Ende des Zimmers bis zum<lb/>
andern, in einer Mannsla&#x0364;nge ausbreiten, wor-<lb/>
auf eine an&#x017F;ehnliche Anzahl von Men&#x017F;chen &#x017F;chla-<lb/>
fen kann. Sie haben allezeit ein kleines Ku&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en bey &#x017F;ich, das &#x017F;ie auf den Magen legen, um<lb/>
ihn gegen die umgebenden Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b</fw><fw place="bottom" type="catch">Sicher-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0411] das ihn ſehr wohlſchmeckend macht. Es ſoll aber auch ſehr viel Geſchicklichkeit dazu erfodert werden, ihn ſo weit zu bringen. — Allge- meiner als der Kaffee, iſt der Gebrauch des Thees. Man ſollte denken, daß dieß warme Getraͤnke in einem ſo heiſſen Lande ſehr ſchaͤdlich ſey. Allein die Europaͤer verſichern, daß die Geſundheit bey dem Genuß deſſelben im min- deſten nicht geſchwaͤcht werde. — Sie trin- ken nicht gerne mit einem andern, und haupt- ſaͤchlich mit einem Fremden, aus ein, und eben demſelben Gefaͤße; und wenn ſie es thun, ſo pflegen ſie das Geſchirr, woraus getrunken wird, nicht an den Mund zu ſetzen, ſondern ſie gießen es ſich in den Hals. Und auf die Weiſe kann ſich eine anſehnliche Trinkgeſellſchaft mit einem Gefaͤße behelfen. Sie nehmen aber doch, wenn ſie wohin gehen, aus Vorſicht ihre Waſſerkruͤ- ge mit. Des Morgens gegen acht oder neun Uhr pflegen ſie zu eſſen, desgleichen des Nach- mittags gegen vier oder fuͤnf Uhr. Waͤhrend der ſtarken Sonnenhitze ſind ſie ganz unthaͤtig, und ſchlafen entweder auf Kots, d. i. Betten, oder auf Bechanahs, welches dicke mit Kopf- kuͤſſen verſehene Matratzen ſind, die ſie in die Quere von einem Ende des Zimmers bis zum andern, in einer Mannslaͤnge ausbreiten, wor- auf eine anſehnliche Anzahl von Menſchen ſchla- fen kann. Sie haben allezeit ein kleines Kuͤſ- ſen bey ſich, das ſie auf den Magen legen, um ihn gegen die umgebenden Ausduͤnſtungen in Sicher- B b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/411
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/411>, abgerufen am 26.06.2024.