Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

sten Gottheiten, welche diese Secte verehrt,
werden Amida und Xaca genannt. Diese
stehen bey den übrigen Secten in so großer
Hochachtung, daß man ihnen göttliche Vereh-
rung erweißt, weil durchgängig geglaubt wird,
daß alles zeitliche und ewige Wohl von ihnen
abhange: denn die meisten statuiren einen künf-
tigen Zustand der Glückseeligkeit oder des Elen-
des. Zwar können sie sich von diesem glückli-
chen oder unglücklichen Zustande nach dem zeit-
lichen Tode keine Vorstellungen machen: die
meisten aber halten doch dafür, daß dieser Zu-
stand in der Wanderung der Seele aus einem
Körper in den andern bestehe, und diese Wech-
selung, so wie die Welt, ewig dauern werde.
Die Bonzen bringen ihnen indessen, sowohl in
Predigten als im gewöhnlichen Umgange einen
gräßlichen Begriff von den Strafen der Gott-
losen bey.

Es wird, zu mehrer Aufhellung des Begrifs
der Japaner in Religionssachen, nicht unschick-
lich seyn, hier die fabelhaften Erzählungen, wo-
mit sie sich von den beyden Gottheiten, dem
Amida und Xaca, herumtragen, kürzlich an-
zuführen. Amida soll, nach ihren Berichten
vor vielen tausend Jahren berühmt gewesen,
und vor zweytausend Jahren gelebt haben.
Mit einem ausserordentlich strengen Lebenswan-
del, den er sich freywillig unterzogen, soll er
das Amt eines Predigers verbunden, und viele
Predigten vor dem Volke gehalten und Wun-

derwerke

ſten Gottheiten, welche dieſe Secte verehrt,
werden Amida und Xaca genannt. Dieſe
ſtehen bey den uͤbrigen Secten in ſo großer
Hochachtung, daß man ihnen goͤttliche Vereh-
rung erweißt, weil durchgaͤngig geglaubt wird,
daß alles zeitliche und ewige Wohl von ihnen
abhange: denn die meiſten ſtatuiren einen kuͤnf-
tigen Zuſtand der Gluͤckſeeligkeit oder des Elen-
des. Zwar koͤnnen ſie ſich von dieſem gluͤckli-
chen oder ungluͤcklichen Zuſtande nach dem zeit-
lichen Tode keine Vorſtellungen machen: die
meiſten aber halten doch dafuͤr, daß dieſer Zu-
ſtand in der Wanderung der Seele aus einem
Koͤrper in den andern beſtehe, und dieſe Wech-
ſelung, ſo wie die Welt, ewig dauern werde.
Die Bonzen bringen ihnen indeſſen, ſowohl in
Predigten als im gewoͤhnlichen Umgange einen
graͤßlichen Begriff von den Strafen der Gott-
loſen bey.

Es wird, zu mehrer Aufhellung des Begrifs
der Japaner in Religionsſachen, nicht unſchick-
lich ſeyn, hier die fabelhaften Erzaͤhlungen, wo-
mit ſie ſich von den beyden Gottheiten, dem
Amida und Xaca, herumtragen, kuͤrzlich an-
zufuͤhren. Amida ſoll, nach ihren Berichten
vor vielen tauſend Jahren beruͤhmt geweſen,
und vor zweytauſend Jahren gelebt haben.
Mit einem auſſerordentlich ſtrengen Lebenswan-
del, den er ſich freywillig unterzogen, ſoll er
das Amt eines Predigers verbunden, und viele
Predigten vor dem Volke gehalten und Wun-

derwerke
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0036" n="10"/>
&#x017F;ten Gottheiten, welche die&#x017F;e Secte verehrt,<lb/>
werden <hi rendition="#fr">Amida</hi> und <hi rendition="#fr">Xaca</hi> genannt. Die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;tehen bey den u&#x0364;brigen Secten in &#x017F;o großer<lb/>
Hochachtung, daß man ihnen go&#x0364;ttliche Vereh-<lb/>
rung erweißt, weil durchga&#x0364;ngig geglaubt wird,<lb/>
daß alles zeitliche und ewige Wohl von ihnen<lb/>
abhange: denn die mei&#x017F;ten &#x017F;tatuiren einen ku&#x0364;nf-<lb/>
tigen Zu&#x017F;tand der Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit oder des Elen-<lb/>
des. Zwar ko&#x0364;nnen &#x017F;ie &#x017F;ich von die&#x017F;em glu&#x0364;ckli-<lb/>
chen oder unglu&#x0364;cklichen Zu&#x017F;tande nach dem zeit-<lb/>
lichen Tode keine Vor&#x017F;tellungen machen: die<lb/>
mei&#x017F;ten aber halten doch dafu&#x0364;r, daß die&#x017F;er Zu-<lb/>
&#x017F;tand in der Wanderung der Seele aus einem<lb/>
Ko&#x0364;rper in den andern be&#x017F;tehe, und die&#x017F;e Wech-<lb/>
&#x017F;elung, &#x017F;o wie die Welt, ewig dauern werde.<lb/>
Die <hi rendition="#fr">Bonzen</hi> bringen ihnen inde&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;owohl in<lb/>
Predigten als im gewo&#x0364;hnlichen Umgange einen<lb/>
gra&#x0364;ßlichen Begriff von den Strafen der Gott-<lb/>
lo&#x017F;en bey.</p><lb/>
          <p>Es wird, zu mehrer Aufhellung des Begrifs<lb/>
der Japaner in Religions&#x017F;achen, nicht un&#x017F;chick-<lb/>
lich &#x017F;eyn, hier die fabelhaften Erza&#x0364;hlungen, wo-<lb/>
mit &#x017F;ie &#x017F;ich von den beyden Gottheiten, dem<lb/><hi rendition="#fr">Amida</hi> und <hi rendition="#fr">Xaca,</hi> herumtragen, ku&#x0364;rzlich an-<lb/>
zufu&#x0364;hren. <hi rendition="#fr">Amida</hi> &#x017F;oll, nach ihren Berichten<lb/>
vor vielen tau&#x017F;end Jahren beru&#x0364;hmt gewe&#x017F;en,<lb/>
und vor zweytau&#x017F;end Jahren gelebt haben.<lb/>
Mit einem au&#x017F;&#x017F;erordentlich &#x017F;trengen Lebenswan-<lb/>
del, den er &#x017F;ich freywillig unterzogen, &#x017F;oll er<lb/>
das Amt eines Predigers verbunden, und viele<lb/>
Predigten vor dem Volke gehalten und Wun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">derwerke</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0036] ſten Gottheiten, welche dieſe Secte verehrt, werden Amida und Xaca genannt. Dieſe ſtehen bey den uͤbrigen Secten in ſo großer Hochachtung, daß man ihnen goͤttliche Vereh- rung erweißt, weil durchgaͤngig geglaubt wird, daß alles zeitliche und ewige Wohl von ihnen abhange: denn die meiſten ſtatuiren einen kuͤnf- tigen Zuſtand der Gluͤckſeeligkeit oder des Elen- des. Zwar koͤnnen ſie ſich von dieſem gluͤckli- chen oder ungluͤcklichen Zuſtande nach dem zeit- lichen Tode keine Vorſtellungen machen: die meiſten aber halten doch dafuͤr, daß dieſer Zu- ſtand in der Wanderung der Seele aus einem Koͤrper in den andern beſtehe, und dieſe Wech- ſelung, ſo wie die Welt, ewig dauern werde. Die Bonzen bringen ihnen indeſſen, ſowohl in Predigten als im gewoͤhnlichen Umgange einen graͤßlichen Begriff von den Strafen der Gott- loſen bey. Es wird, zu mehrer Aufhellung des Begrifs der Japaner in Religionsſachen, nicht unſchick- lich ſeyn, hier die fabelhaften Erzaͤhlungen, wo- mit ſie ſich von den beyden Gottheiten, dem Amida und Xaca, herumtragen, kuͤrzlich an- zufuͤhren. Amida ſoll, nach ihren Berichten vor vielen tauſend Jahren beruͤhmt geweſen, und vor zweytauſend Jahren gelebt haben. Mit einem auſſerordentlich ſtrengen Lebenswan- del, den er ſich freywillig unterzogen, ſoll er das Amt eines Predigers verbunden, und viele Predigten vor dem Volke gehalten und Wun- derwerke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/36
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/36>, abgerufen am 18.12.2024.