Siamer in ihrer Sprache auszudrücken, und von zehn Worten, die mit unsern Buchstaben geschrieben, findet sich kaum eins, welches die Leute des Landes erkennen, man mag sich auch noch so viel Mühe geben unsere Rechtschreibung nach ihrer Aussprache einzurichten. Doch ha- ben die Siamer unser R (welches die Chineser nicht haben) unser W, unser H, unser E. welches nie veschlungen wird, *) und das A, welches sie, wie wir, in den Endsylben, und in der Mitte eines Worts, wie ein stum- mes E aussprechen.
Die Siamer haben viele Accente, wie die Chineser. Wenn sie reden; so denkt man, sie sängen. -- Wenn gleich die Accente eigent- lich nur über den Vocalen stehen; so setzen sie doch auch einige, wenn sie Consonanten, die übrigens einerley gelten, mit einander verwech- seln; woraus Loubere nicht ohne Grund muth- maßt, sie hätten anfänglich ohne Lautbuchsta- ben geschrieben, wie die Hebräer.
Die Nomina und Pronomina werden nicht declinirt, und haben keinen Artikel, den Un- terschied des Genius und Casus anzudeuten. Wenn zwey Substantiva auf einander folgen;
so
*) Dieß muß eine sehr üble Wirkung aufs Ohr machen! -- indessen findet man doch in einigen Distrikten Deutschlands Leute, welche das E nie verschlucken, und z. E. sagen: die Genade unseres Herren, u s. w.
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Siamer in ihrer Sprache auszudruͤcken, und von zehn Worten, die mit unſern Buchſtaben geſchrieben, findet ſich kaum eins, welches die Leute des Landes erkennen, man mag ſich auch noch ſo viel Muͤhe geben unſere Rechtſchreibung nach ihrer Ausſprache einzurichten. Doch ha- ben die Siamer unſer R (welches die Chineſer nicht haben) unſer W, unſer H, unſer E. welches nie veſchlungen wird, *) und das A, welches ſie, wie wir, in den Endſylben, und in der Mitte eines Worts, wie ein ſtum- mes E ausſprechen.
Die Siamer haben viele Accente, wie die Chineſer. Wenn ſie reden; ſo denkt man, ſie ſaͤngen. — Wenn gleich die Accente eigent- lich nur uͤber den Vocalen ſtehen; ſo ſetzen ſie doch auch einige, wenn ſie Conſonanten, die uͤbrigens einerley gelten, mit einander verwech- ſeln; woraus Loubere nicht ohne Grund muth- maßt, ſie haͤtten anfaͤnglich ohne Lautbuchſta- ben geſchrieben, wie die Hebraͤer.
Die Nomina und Pronomina werden nicht declinirt, und haben keinen Artikel, den Un- terſchied des Genius und Caſus anzudeuten. Wenn zwey Subſtantiva auf einander folgen;
ſo
*) Dieß muß eine ſehr uͤble Wirkung aufs Ohr machen! — indeſſen findet man doch in einigen Diſtrikten Deutſchlands Leute, welche das E nie verſchlucken, und z. E. ſagen: die Génadé unſérés Hérrén, u ſ. w.
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Siamer in ihrer Sprache auszudruͤcken, und
von zehn Worten, die mit unſern Buchſtaben
geſchrieben, findet ſich kaum eins, welches die
Leute des Landes erkennen, man mag ſich auch
noch ſo viel Muͤhe geben unſere Rechtſchreibung
nach ihrer Ausſprache einzurichten. Doch ha-
ben die Siamer unſer R (welches die Chineſer
nicht haben) unſer W, unſer H, unſer E.
welches nie veſchlungen wird, *) und das
A, welches ſie, wie wir, in den Endſylben,
und in der Mitte eines Worts, wie ein ſtum-
mes E ausſprechen.
Die Siamer haben viele Accente, wie die
Chineſer. Wenn ſie reden; ſo denkt man, ſie
ſaͤngen. — Wenn gleich die Accente eigent-
lich nur uͤber den Vocalen ſtehen; ſo ſetzen ſie
doch auch einige, wenn ſie Conſonanten, die
uͤbrigens einerley gelten, mit einander verwech-
ſeln; woraus Loubere nicht ohne Grund muth-
maßt, ſie haͤtten anfaͤnglich ohne Lautbuchſta-
ben geſchrieben, wie die Hebraͤer.
Die Nomina und Pronomina werden nicht
declinirt, und haben keinen Artikel, den Un-
terſchied des Genius und Caſus anzudeuten.
Wenn zwey Subſtantiva auf einander folgen;
ſo
*) Dieß muß eine ſehr uͤble Wirkung aufs Ohr
machen! — indeſſen findet man doch in einigen
Diſtrikten Deutſchlands Leute, welche das E
nie verſchlucken, und z. E. ſagen: die Génadé
unſérés Hérrén, u ſ. w.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/333>, abgerufen am 25.11.2024.
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