Das übrige Geräth besteht aus schlechten oder gefirnißtem Holze, aus Cocos und Bambus. Goldene und silberne Gefäße trift man selten an. -- Ihre Eimer, womit sie Wasser schö- pfen, sind sehr artig aus Bambusrohr gefloch- ten. -- Der Pöbel kocht auf den Märkten seinen Reis in einer brennenden Cocosnuß, die man folglich nur einmal gebrauchen kann. Der Reis wird aber gar, ehe die Nuß völlig verbrennet.
Die gar zu große Hitze in diesem Lande macht, daß sie sehr wenig und mäßig essen. Ein Siamer lebt herrlich, wenn er des Tages ein Pfund Reis, nebst etwas geräucherten und eingesalzenem Fleische hat. Sie wenden unge- mein wenig Sorge auf ihre Nahrungsmittel, und dennoch findet man sie munter und unbe- sorgt. Mit den Einsalzen will es auch bey ih- nen nicht recht fort, weil das Fleisch in den heissen Ländern nicht gerne Salz annimmt. Sie lieben aber das Fleisch mehr, wenn es ein- gepökelt ist. Stinkende Fische, Heuschrecken, Ratzen, Eydexen und dergleichen Thiere, sind Leckerbissen für sie.
Ungeachtet die Siamer ungemein mäßig le- ben, so leben sie doch nicht länger, und sind den Krankheiten nicht weniger unterworfen als wir. Die gemeinsten Zufälle sind der Durchfall und die rothe Ruhr, Krankheiten, die für sie sehr gefährlich sind. Es wüthen auch zuweilen hitzi- ge Fieber unter ihnen, welche Verrückungen im
Kopfe
Das uͤbrige Geraͤth beſteht aus ſchlechten oder gefirnißtem Holze, aus Cocos und Bambus. Goldene und ſilberne Gefaͤße trift man ſelten an. — Ihre Eimer, womit ſie Waſſer ſchoͤ- pfen, ſind ſehr artig aus Bambusrohr gefloch- ten. — Der Poͤbel kocht auf den Maͤrkten ſeinen Reis in einer brennenden Cocosnuß, die man folglich nur einmal gebrauchen kann. Der Reis wird aber gar, ehe die Nuß voͤllig verbrennet.
Die gar zu große Hitze in dieſem Lande macht, daß ſie ſehr wenig und maͤßig eſſen. Ein Siamer lebt herrlich, wenn er des Tages ein Pfund Reis, nebſt etwas geraͤucherten und eingeſalzenem Fleiſche hat. Sie wenden unge- mein wenig Sorge auf ihre Nahrungsmittel, und dennoch findet man ſie munter und unbe- ſorgt. Mit den Einſalzen will es auch bey ih- nen nicht recht fort, weil das Fleiſch in den heiſſen Laͤndern nicht gerne Salz annimmt. Sie lieben aber das Fleiſch mehr, wenn es ein- gepoͤkelt iſt. Stinkende Fiſche, Heuſchrecken, Ratzen, Eydexen und dergleichen Thiere, ſind Leckerbiſſen fuͤr ſie.
Ungeachtet die Siamer ungemein maͤßig le- ben, ſo leben ſie doch nicht laͤnger, und ſind den Krankheiten nicht weniger unterworfen als wir. Die gemeinſten Zufaͤlle ſind der Durchfall und die rothe Ruhr, Krankheiten, die fuͤr ſie ſehr gefaͤhrlich ſind. Es wuͤthen auch zuweilen hitzi- ge Fieber unter ihnen, welche Verruͤckungen im
Kopfe
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Das uͤbrige Geraͤth beſteht aus ſchlechten oder
gefirnißtem Holze, aus Cocos und Bambus.
Goldene und ſilberne Gefaͤße trift man ſelten
an. — Ihre Eimer, womit ſie Waſſer ſchoͤ-
pfen, ſind ſehr artig aus Bambusrohr gefloch-
ten. — Der Poͤbel kocht auf den Maͤrkten
ſeinen Reis in einer brennenden Cocosnuß, die
man folglich nur einmal gebrauchen kann.
Der Reis wird aber gar, ehe die Nuß voͤllig
verbrennet.
Die gar zu große Hitze in dieſem Lande
macht, daß ſie ſehr wenig und maͤßig eſſen.
Ein Siamer lebt herrlich, wenn er des Tages
ein Pfund Reis, nebſt etwas geraͤucherten und
eingeſalzenem Fleiſche hat. Sie wenden unge-
mein wenig Sorge auf ihre Nahrungsmittel,
und dennoch findet man ſie munter und unbe-
ſorgt. Mit den Einſalzen will es auch bey ih-
nen nicht recht fort, weil das Fleiſch in den
heiſſen Laͤndern nicht gerne Salz annimmt.
Sie lieben aber das Fleiſch mehr, wenn es ein-
gepoͤkelt iſt. Stinkende Fiſche, Heuſchrecken,
Ratzen, Eydexen und dergleichen Thiere, ſind
Leckerbiſſen fuͤr ſie.
Ungeachtet die Siamer ungemein maͤßig le-
ben, ſo leben ſie doch nicht laͤnger, und ſind den
Krankheiten nicht weniger unterworfen als wir.
Die gemeinſten Zufaͤlle ſind der Durchfall und
die rothe Ruhr, Krankheiten, die fuͤr ſie ſehr
gefaͤhrlich ſind. Es wuͤthen auch zuweilen hitzi-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/314>, abgerufen am 22.11.2024.
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