Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

größesten Appetit, ja bisweilen lieber als Wai-
zenbrodt, welches sie zu leicht finden.

Die Araber haben verschiedene Manieren,
ihr Brodt zu backen. Wenn der Ofen, worin
sie ihr Durra backen wollen, heiß genug ist; so
wird der Teig oder vielmehr Kuchen, inwendig
an die Seiten des Ofen geklappet, ohne daß
die Kohlen herausgenommen werden, und dann
macht man den Ofen zu. Dieß Brodt wird
schon wieder aus dem Ofen genommen, ehe es
für einen Europäer kaum halb ausgebacken seyn
würde, und ganz warm gegessen. Die Araber
in der Wüste bedienen sich einer eisernen Platte,
um ihre Brodtkuchen zu backen, oder sie legen
einen runden Klumpen Teig in heiße Kohlen
von Holz oder Kameelmist, bedecken ihn ganz
damit, bis das Brodt ihrer Meynung nach, gar
ist: alsdenn schlagen sie die Asche davon ab,
und essen es ganz warm. -- Die Araber in
den Städten, haben fast eben solche Backöfen,
als wir. Diesen fehlt es auch nicht an Wai-
zenbrodt. Es hat die Figur und Größe unsrer
Pfannkuchen, und ist selten genug gebacken.
Die übrige Nahrung der Morgenländer, besteht
vornemlich in Reis, Milch, Butter, Cheimat
oder dicken Milchrahm, und allerhand Garten-
früchten. Es fehlt ihnen auch nicht an Fleisch-
speisen. Diese werden aber in den heißen Län-
dern nur wenig genoßen, weil alles Fleisch da-
selbst für ungesund gehalten wird. Sie kochen

ihr

groͤßeſten Appetit, ja bisweilen lieber als Wai-
zenbrodt, welches ſie zu leicht finden.

Die Araber haben verſchiedene Manieren,
ihr Brodt zu backen. Wenn der Ofen, worin
ſie ihr Durra backen wollen, heiß genug iſt; ſo
wird der Teig oder vielmehr Kuchen, inwendig
an die Seiten des Ofen geklappet, ohne daß
die Kohlen herausgenommen werden, und dann
macht man den Ofen zu. Dieß Brodt wird
ſchon wieder aus dem Ofen genommen, ehe es
fuͤr einen Europaͤer kaum halb ausgebacken ſeyn
wuͤrde, und ganz warm gegeſſen. Die Araber
in der Wuͤſte bedienen ſich einer eiſernen Platte,
um ihre Brodtkuchen zu backen, oder ſie legen
einen runden Klumpen Teig in heiße Kohlen
von Holz oder Kameelmiſt, bedecken ihn ganz
damit, bis das Brodt ihrer Meynung nach, gar
iſt: alsdenn ſchlagen ſie die Aſche davon ab,
und eſſen es ganz warm. — Die Araber in
den Staͤdten, haben faſt eben ſolche Backoͤfen,
als wir. Dieſen fehlt es auch nicht an Wai-
zenbrodt. Es hat die Figur und Groͤße unſrer
Pfannkuchen, und iſt ſelten genug gebacken.
Die uͤbrige Nahrung der Morgenlaͤnder, beſteht
vornemlich in Reis, Milch, Butter, Cheimat
oder dicken Milchrahm, und allerhand Garten-
fruͤchten. Es fehlt ihnen auch nicht an Fleiſch-
ſpeiſen. Dieſe werden aber in den heißen Laͤn-
dern nur wenig genoßen, weil alles Fleiſch da-
ſelbſt fuͤr ungeſund gehalten wird. Sie kochen

ihr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0222" n="196"/>
gro&#x0364;ße&#x017F;ten Appetit, ja bisweilen lieber als Wai-<lb/>
zenbrodt, welches &#x017F;ie zu leicht finden.</p><lb/>
          <p>Die Araber haben ver&#x017F;chiedene Manieren,<lb/>
ihr Brodt zu backen. Wenn der Ofen, worin<lb/>
&#x017F;ie ihr Durra backen wollen, heiß genug i&#x017F;t; &#x017F;o<lb/>
wird der Teig oder vielmehr Kuchen, inwendig<lb/>
an die Seiten des Ofen geklappet, ohne daß<lb/>
die Kohlen herausgenommen werden, und dann<lb/>
macht man den Ofen zu. Dieß Brodt wird<lb/>
&#x017F;chon wieder aus dem Ofen genommen, ehe es<lb/>
fu&#x0364;r einen Europa&#x0364;er kaum halb ausgebacken &#x017F;eyn<lb/>
wu&#x0364;rde, und ganz warm gege&#x017F;&#x017F;en. Die Araber<lb/>
in der Wu&#x0364;&#x017F;te bedienen &#x017F;ich einer ei&#x017F;ernen Platte,<lb/>
um ihre Brodtkuchen zu backen, oder &#x017F;ie legen<lb/>
einen runden Klumpen Teig in heiße Kohlen<lb/>
von Holz oder Kameelmi&#x017F;t, bedecken ihn ganz<lb/>
damit, bis das Brodt ihrer Meynung nach, gar<lb/>
i&#x017F;t: alsdenn &#x017F;chlagen &#x017F;ie die A&#x017F;che davon ab,<lb/>
und e&#x017F;&#x017F;en es ganz warm. &#x2014; Die Araber in<lb/>
den Sta&#x0364;dten, haben fa&#x017F;t eben &#x017F;olche Backo&#x0364;fen,<lb/>
als wir. Die&#x017F;en fehlt es auch nicht an Wai-<lb/>
zenbrodt. Es hat die Figur und Gro&#x0364;ße un&#x017F;rer<lb/>
Pfannkuchen, und i&#x017F;t &#x017F;elten genug gebacken.<lb/>
Die u&#x0364;brige Nahrung der Morgenla&#x0364;nder, be&#x017F;teht<lb/>
vornemlich in Reis, Milch, Butter, Cheimat<lb/>
oder dicken Milchrahm, und allerhand Garten-<lb/>
fru&#x0364;chten. Es fehlt ihnen auch nicht an Flei&#x017F;ch-<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;en. Die&#x017F;e werden aber in den heißen La&#x0364;n-<lb/>
dern nur wenig genoßen, weil alles Flei&#x017F;ch da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r unge&#x017F;und gehalten wird. Sie kochen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0222] groͤßeſten Appetit, ja bisweilen lieber als Wai- zenbrodt, welches ſie zu leicht finden. Die Araber haben verſchiedene Manieren, ihr Brodt zu backen. Wenn der Ofen, worin ſie ihr Durra backen wollen, heiß genug iſt; ſo wird der Teig oder vielmehr Kuchen, inwendig an die Seiten des Ofen geklappet, ohne daß die Kohlen herausgenommen werden, und dann macht man den Ofen zu. Dieß Brodt wird ſchon wieder aus dem Ofen genommen, ehe es fuͤr einen Europaͤer kaum halb ausgebacken ſeyn wuͤrde, und ganz warm gegeſſen. Die Araber in der Wuͤſte bedienen ſich einer eiſernen Platte, um ihre Brodtkuchen zu backen, oder ſie legen einen runden Klumpen Teig in heiße Kohlen von Holz oder Kameelmiſt, bedecken ihn ganz damit, bis das Brodt ihrer Meynung nach, gar iſt: alsdenn ſchlagen ſie die Aſche davon ab, und eſſen es ganz warm. — Die Araber in den Staͤdten, haben faſt eben ſolche Backoͤfen, als wir. Dieſen fehlt es auch nicht an Wai- zenbrodt. Es hat die Figur und Groͤße unſrer Pfannkuchen, und iſt ſelten genug gebacken. Die uͤbrige Nahrung der Morgenlaͤnder, beſteht vornemlich in Reis, Milch, Butter, Cheimat oder dicken Milchrahm, und allerhand Garten- fruͤchten. Es fehlt ihnen auch nicht an Fleiſch- ſpeiſen. Dieſe werden aber in den heißen Laͤn- dern nur wenig genoßen, weil alles Fleiſch da- ſelbſt fuͤr ungeſund gehalten wird. Sie kochen ihr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/222
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/222>, abgerufen am 18.05.2024.