mit Gold brodirt. Gemeiniglich findet man auf den Mützen die Worte: la allah illa allah, Mohammed rassul allah, oder auch einen andern Spruch aus dem Koran. Dieß ist noch nicht die ganze Last, die ein Araber auf dem Kopfe tragen muß, sondern er windet um die Menge Mützen ein großes feines Nesseltuch. Dieß hat an beyden Enden schöne seidne und wohl gar goldene Franzen, die man zwischen den Schultern auf dem Rücken herunter hengen läßt. Es würde sehr unbequem seyn diese große Last beständig auf dem Kopfe zu tragen. Die Araber setzen deswegen in ihren Häusern, oder bey guten Freunden bisweilen alles, bis auf ein oder zwey von den untersten Mützen bey sich nieder, und beym Weggehen setzen sie ihren Tur- ban so bequem wieder auf den Kopf, als wir unsre Peruquen. Aber niemand kann vor ei- nem Großen anständig ohne Turban erscheinen, und diejenigen, welche gern einen Gelehrten af- fectiren wollen, pflegen einen besondern großen Turban zu haben.
Die Schuhe der Araber mittlern Standes bestehen, so wie der gemeinen Araber ihre, nur aus einer Sohle, mit einem oder ein paar Rie- men über den Fuß, und einem über den Hacken. Die Araber tragen bisweilen in ihren Häusern die in allen morgenländischen Ländern gebräuch- lichen hölzernen Pantoffeln. -- In Natolien, wo es so kalt ist, daß man nicht mit bloßen Fü- ßen gehen kann, winden die armen Einwohner
große
mit Gold brodirt. Gemeiniglich findet man auf den Muͤtzen die Worte: la allah illa allah, Mohammed raſſul allah, oder auch einen andern Spruch aus dem Koran. Dieß iſt noch nicht die ganze Laſt, die ein Araber auf dem Kopfe tragen muß, ſondern er windet um die Menge Muͤtzen ein großes feines Neſſeltuch. Dieß hat an beyden Enden ſchoͤne ſeidne und wohl gar goldene Franzen, die man zwiſchen den Schultern auf dem Ruͤcken herunter hengen laͤßt. Es wuͤrde ſehr unbequem ſeyn dieſe große Laſt beſtaͤndig auf dem Kopfe zu tragen. Die Araber ſetzen deswegen in ihren Haͤuſern, oder bey guten Freunden bisweilen alles, bis auf ein oder zwey von den unterſten Muͤtzen bey ſich nieder, und beym Weggehen ſetzen ſie ihren Tur- ban ſo bequem wieder auf den Kopf, als wir unſre Peruquen. Aber niemand kann vor ei- nem Großen anſtaͤndig ohne Turban erſcheinen, und diejenigen, welche gern einen Gelehrten af- fectiren wollen, pflegen einen beſondern großen Turban zu haben.
Die Schuhe der Araber mittlern Standes beſtehen, ſo wie der gemeinen Araber ihre, nur aus einer Sohle, mit einem oder ein paar Rie- men uͤber den Fuß, und einem uͤber den Hacken. Die Araber tragen bisweilen in ihren Haͤuſern die in allen morgenlaͤndiſchen Laͤndern gebraͤuch- lichen hoͤlzernen Pantoffeln. — In Natolien, wo es ſo kalt iſt, daß man nicht mit bloßen Fuͤ- ßen gehen kann, winden die armen Einwohner
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mit Gold brodirt. Gemeiniglich findet man
auf den Muͤtzen die Worte: la allah illa allah,
Mohammed raſſul allah, oder auch einen andern
Spruch aus dem Koran. Dieß iſt noch nicht
die ganze Laſt, die ein Araber auf dem Kopfe
tragen muß, ſondern er windet um die Menge
Muͤtzen ein großes feines Neſſeltuch. Dieß
hat an beyden Enden ſchoͤne ſeidne und wohl
gar goldene Franzen, die man zwiſchen den
Schultern auf dem Ruͤcken herunter hengen
laͤßt. Es wuͤrde ſehr unbequem ſeyn dieſe große
Laſt beſtaͤndig auf dem Kopfe zu tragen. Die
Araber ſetzen deswegen in ihren Haͤuſern, oder
bey guten Freunden bisweilen alles, bis auf ein
oder zwey von den unterſten Muͤtzen bey ſich
nieder, und beym Weggehen ſetzen ſie ihren Tur-
ban ſo bequem wieder auf den Kopf, als wir
unſre Peruquen. Aber niemand kann vor ei-
nem Großen anſtaͤndig ohne Turban erſcheinen,
und diejenigen, welche gern einen Gelehrten af-
fectiren wollen, pflegen einen beſondern großen
Turban zu haben.
Die Schuhe der Araber mittlern Standes
beſtehen, ſo wie der gemeinen Araber ihre, nur
aus einer Sohle, mit einem oder ein paar Rie-
men uͤber den Fuß, und einem uͤber den Hacken.
Die Araber tragen bisweilen in ihren Haͤuſern
die in allen morgenlaͤndiſchen Laͤndern gebraͤuch-
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ßen gehen kann, winden die armen Einwohner
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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