Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

Procent, wenn man den Werth von zwey hun-
dert Derhem, das ist ohngefähr drey Mark
besitzt. Wenn sich dasjenige, was drüber geht,
auf vierzig Derhem beläuft; so ist das übrige
der Zehnte und so weiter von vierzig zu vierzig.
Die Früchte, auf guten Boden, geben zehn von
hundert, und auf mittelmäßigen Boden, fünf
von hundert. Von Schaafen, Ochsen u. s. f.
giebt man auch den Zehnten".

Diese Zehnten können zum Unterhalt der
Armen, der Gefangenen, zu Erbauung der
Moskeen, Carwansereyen, Schulen, Brücken,
öffentlichen Brunnen und andern Dingen ge-
braucht werden. -- Man hat auch noch andre
Güter, welche einen noch viel stärkern Tribut
geben, welches man den doppelten Zehnten
nennt, weil er den dritten Theil des Kapitals
beträgt. In diese Klasse rechnet man erstlich,
die Beute, welche den Ungläubigen im Kriege
abgenommen worden. Zweytens, die Einkünfte
aus den Bergwerken, es sey an Erz oder herr-
lichen Steinen. Drittens, alles was man auf
dem Boden des Meers fischet. Viertens,
schlecht erworbenes Gut. Man ist nicht ver-
bunden, wenn man davon den fünften Theil
den Armen giebt, das Uebrige wieder herauszu-
geben. Fünftens, alles, was man in einem
ungläubigen Lande findet.

Ein andres Stück des mohammedanischen
Gesetzes besteht in den Wallfahrten nach Mecca.
Mohammed hat es in seinen Sprüchen aufs

nach-

Procent, wenn man den Werth von zwey hun-
dert Derhem, das iſt ohngefaͤhr drey Mark
beſitzt. Wenn ſich dasjenige, was druͤber geht,
auf vierzig Derhem belaͤuft; ſo iſt das uͤbrige
der Zehnte und ſo weiter von vierzig zu vierzig.
Die Fruͤchte, auf guten Boden, geben zehn von
hundert, und auf mittelmaͤßigen Boden, fuͤnf
von hundert. Von Schaafen, Ochſen u. ſ. f.
giebt man auch den Zehnten„.

Dieſe Zehnten koͤnnen zum Unterhalt der
Armen, der Gefangenen, zu Erbauung der
Moſkeen, Carwanſereyen, Schulen, Bruͤcken,
oͤffentlichen Brunnen und andern Dingen ge-
braucht werden. — Man hat auch noch andre
Guͤter, welche einen noch viel ſtaͤrkern Tribut
geben, welches man den doppelten Zehnten
nennt, weil er den dritten Theil des Kapitals
betraͤgt. In dieſe Klaſſe rechnet man erſtlich,
die Beute, welche den Unglaͤubigen im Kriege
abgenommen worden. Zweytens, die Einkuͤnfte
aus den Bergwerken, es ſey an Erz oder herr-
lichen Steinen. Drittens, alles was man auf
dem Boden des Meers fiſchet. Viertens,
ſchlecht erworbenes Gut. Man iſt nicht ver-
bunden, wenn man davon den fuͤnften Theil
den Armen giebt, das Uebrige wieder herauszu-
geben. Fuͤnftens, alles, was man in einem
unglaͤubigen Lande findet.

Ein andres Stuͤck des mohammedaniſchen
Geſetzes beſteht in den Wallfahrten nach Mecca.
Mohammed hat es in ſeinen Spruͤchen aufs

nach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0199" n="173"/>
Procent, wenn man den Werth von zwey hun-<lb/>
dert <hi rendition="#fr">Derhem,</hi> das i&#x017F;t ohngefa&#x0364;hr drey Mark<lb/>
be&#x017F;itzt. Wenn &#x017F;ich dasjenige, was dru&#x0364;ber geht,<lb/>
auf vierzig Derhem bela&#x0364;uft; &#x017F;o i&#x017F;t das u&#x0364;brige<lb/>
der Zehnte und &#x017F;o weiter von vierzig zu vierzig.<lb/>
Die Fru&#x0364;chte, auf guten Boden, geben zehn von<lb/>
hundert, und auf mittelma&#x0364;ßigen Boden, fu&#x0364;nf<lb/>
von hundert. Von Schaafen, Och&#x017F;en u. &#x017F;. f.<lb/>
giebt man auch den Zehnten&#x201E;.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Zehnten ko&#x0364;nnen zum Unterhalt der<lb/>
Armen, der Gefangenen, zu Erbauung der<lb/>
Mo&#x017F;keen, Carwan&#x017F;ereyen, Schulen, Bru&#x0364;cken,<lb/>
o&#x0364;ffentlichen Brunnen und andern Dingen ge-<lb/>
braucht werden. &#x2014; Man hat auch noch andre<lb/>
Gu&#x0364;ter, welche einen noch viel &#x017F;ta&#x0364;rkern Tribut<lb/>
geben, welches man den doppelten Zehnten<lb/>
nennt, weil er den dritten Theil des Kapitals<lb/>
betra&#x0364;gt. In die&#x017F;e Kla&#x017F;&#x017F;e rechnet man er&#x017F;tlich,<lb/>
die Beute, welche den Ungla&#x0364;ubigen im Kriege<lb/>
abgenommen worden. Zweytens, die Einku&#x0364;nfte<lb/>
aus den Bergwerken, es &#x017F;ey an Erz oder herr-<lb/>
lichen Steinen. Drittens, alles was man auf<lb/>
dem Boden des Meers fi&#x017F;chet. Viertens,<lb/>
&#x017F;chlecht erworbenes Gut. Man i&#x017F;t nicht ver-<lb/>
bunden, wenn man davon den fu&#x0364;nften Theil<lb/>
den Armen giebt, das Uebrige wieder herauszu-<lb/>
geben. Fu&#x0364;nftens, alles, was man in einem<lb/>
ungla&#x0364;ubigen Lande findet.</p><lb/>
          <p>Ein andres Stu&#x0364;ck des mohammedani&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;etzes be&#x017F;teht in den Wallfahrten nach Mecca.<lb/>
Mohammed hat es in &#x017F;einen Spru&#x0364;chen aufs<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0199] Procent, wenn man den Werth von zwey hun- dert Derhem, das iſt ohngefaͤhr drey Mark beſitzt. Wenn ſich dasjenige, was druͤber geht, auf vierzig Derhem belaͤuft; ſo iſt das uͤbrige der Zehnte und ſo weiter von vierzig zu vierzig. Die Fruͤchte, auf guten Boden, geben zehn von hundert, und auf mittelmaͤßigen Boden, fuͤnf von hundert. Von Schaafen, Ochſen u. ſ. f. giebt man auch den Zehnten„. Dieſe Zehnten koͤnnen zum Unterhalt der Armen, der Gefangenen, zu Erbauung der Moſkeen, Carwanſereyen, Schulen, Bruͤcken, oͤffentlichen Brunnen und andern Dingen ge- braucht werden. — Man hat auch noch andre Guͤter, welche einen noch viel ſtaͤrkern Tribut geben, welches man den doppelten Zehnten nennt, weil er den dritten Theil des Kapitals betraͤgt. In dieſe Klaſſe rechnet man erſtlich, die Beute, welche den Unglaͤubigen im Kriege abgenommen worden. Zweytens, die Einkuͤnfte aus den Bergwerken, es ſey an Erz oder herr- lichen Steinen. Drittens, alles was man auf dem Boden des Meers fiſchet. Viertens, ſchlecht erworbenes Gut. Man iſt nicht ver- bunden, wenn man davon den fuͤnften Theil den Armen giebt, das Uebrige wieder herauszu- geben. Fuͤnftens, alles, was man in einem unglaͤubigen Lande findet. Ein andres Stuͤck des mohammedaniſchen Geſetzes beſteht in den Wallfahrten nach Mecca. Mohammed hat es in ſeinen Spruͤchen aufs nach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/199
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/199>, abgerufen am 18.05.2024.