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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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se Menge Israeliten. Sie treiben daselbst, so
wie in andern Morgenländern allerhand Hand-
thierungen, und scheinen in diesem Puncte mehr
Freyheit zu haben, als ihre Brüder in Europa,
wo sie oft von den Zünften verhindert werden,
ihr Brod durch ihre Handarbeit ehrlich zu ver-
dienen. Weil sie aber wegen des Kopfsteuers
ein Zeichen tragen müßen, woran man sie er-
kennen kann, weil sie auch nicht nur von dem
türkischen, sondern auch von dem christlichen
Pöbel sehr verachtet werden; so sind sie die zag-
haftesten Unterthanen des Sultans. Die Ara-
ber nennen sie nicht anders als Jehudi, und
der türkische Pöbel -- und nach ihrem Bey-
spiel auch sehr oft die Christen -- nennen sie
Tschefaud, ein Name der noch weit verächtlicher
ist, als Dsjaur. Indessen findet man unter
ihnen auch große Kaufleute und Wechsler, die,
ihres Geldes wegen, bey der türkischen Regie-
rung sehr wohl gelitten sind, und daher Gele-
genheit haben, ihre Mitbrüder zu rächen, wenn
sie beleidigt werden sollten.

Man kann wohl nicht behaupten, daß die
Mohammedaner, im Ganzen genommen, die
fremden Religionsverwandten für unrein hal-
ten. Indessen essen sie doch nicht gerne mit Ju-
den und Heiden; und ein scheinheiliger arabischer
Geistlicher, nicht gerne mit Christen. Weil
sich aber die Christen gleich willig zeigen, mit ih-
nen zu essen; so ist vermuthlich dieß eine der
vornehmsten Ursachen, warum sie zu ihnen ein

weit
J 2

ſe Menge Iſraeliten. Sie treiben daſelbſt, ſo
wie in andern Morgenlaͤndern allerhand Hand-
thierungen, und ſcheinen in dieſem Puncte mehr
Freyheit zu haben, als ihre Bruͤder in Europa,
wo ſie oft von den Zuͤnften verhindert werden,
ihr Brod durch ihre Handarbeit ehrlich zu ver-
dienen. Weil ſie aber wegen des Kopfſteuers
ein Zeichen tragen muͤßen, woran man ſie er-
kennen kann, weil ſie auch nicht nur von dem
tuͤrkiſchen, ſondern auch von dem chriſtlichen
Poͤbel ſehr verachtet werden; ſo ſind ſie die zag-
hafteſten Unterthanen des Sultans. Die Ara-
ber nennen ſie nicht anders als Jehudi, und
der tuͤrkiſche Poͤbel — und nach ihrem Bey-
ſpiel auch ſehr oft die Chriſten — nennen ſie
Tschefûd, ein Name der noch weit veraͤchtlicher
iſt, als Dsjaur. Indeſſen findet man unter
ihnen auch große Kaufleute und Wechsler, die,
ihres Geldes wegen, bey der tuͤrkiſchen Regie-
rung ſehr wohl gelitten ſind, und daher Gele-
genheit haben, ihre Mitbruͤder zu raͤchen, wenn
ſie beleidigt werden ſollten.

Man kann wohl nicht behaupten, daß die
Mohammedaner, im Ganzen genommen, die
fremden Religionsverwandten fuͤr unrein hal-
ten. Indeſſen eſſen ſie doch nicht gerne mit Ju-
den und Heiden; und ein ſcheinheiliger arabiſcher
Geiſtlicher, nicht gerne mit Chriſten. Weil
ſich aber die Chriſten gleich willig zeigen, mit ih-
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J 2
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[131/0157] ſe Menge Iſraeliten. Sie treiben daſelbſt, ſo wie in andern Morgenlaͤndern allerhand Hand- thierungen, und ſcheinen in dieſem Puncte mehr Freyheit zu haben, als ihre Bruͤder in Europa, wo ſie oft von den Zuͤnften verhindert werden, ihr Brod durch ihre Handarbeit ehrlich zu ver- dienen. Weil ſie aber wegen des Kopfſteuers ein Zeichen tragen muͤßen, woran man ſie er- kennen kann, weil ſie auch nicht nur von dem tuͤrkiſchen, ſondern auch von dem chriſtlichen Poͤbel ſehr verachtet werden; ſo ſind ſie die zag- hafteſten Unterthanen des Sultans. Die Ara- ber nennen ſie nicht anders als Jehudi, und der tuͤrkiſche Poͤbel — und nach ihrem Bey- ſpiel auch ſehr oft die Chriſten — nennen ſie Tschefûd, ein Name der noch weit veraͤchtlicher iſt, als Dsjaur. Indeſſen findet man unter ihnen auch große Kaufleute und Wechsler, die, ihres Geldes wegen, bey der tuͤrkiſchen Regie- rung ſehr wohl gelitten ſind, und daher Gele- genheit haben, ihre Mitbruͤder zu raͤchen, wenn ſie beleidigt werden ſollten. Man kann wohl nicht behaupten, daß die Mohammedaner, im Ganzen genommen, die fremden Religionsverwandten fuͤr unrein hal- ten. Indeſſen eſſen ſie doch nicht gerne mit Ju- den und Heiden; und ein ſcheinheiliger arabiſcher Geiſtlicher, nicht gerne mit Chriſten. Weil ſich aber die Chriſten gleich willig zeigen, mit ih- nen zu eſſen; ſo iſt vermuthlich dieß eine der vornehmſten Urſachen, warum ſie zu ihnen ein weit J 2

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/157>, abgerufen am 23.11.2024.