Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

schaft aushalten; denn so kann man mit
Recht unsern Auffenthalt in Desima nen-
nen. Sie stehen deswegen unendlich har-
te Begegnungen, von einer fremden und
heydnischen Nation aus: begeben sich
der Feyrung des Gottesdienstes und der
Sonntage und Festtage: sie enthalten
sich des öffentlichen Betens und Singens:
sie enthalten sich in Gegenwart der Lan-
deseinwohner des Zeichen des Kreuzes
und des Namens Jesu und überhaupt
aller Merkmale des Christenthums, und
erdulden endlich alle beleidigende Begeg-
nungen dieser stolzen Ungläubigen nieder-
trächtig und gelassen, welches für ein
edles Gemüth die verdrießlichste Sache
von der Welt ist.

Die Catholischen Missionair und Schrift-
steller haben zu diesen, freylich nur allzu wah-
ren Vorwürfen, noch eine große Menge anderer
hinzugefügt, die aber doch blos Neid und Ab-
gunst gezeugt haben. Einige der catholischen
Schriftsteller melden, daß sich die Holländer,
um nur in Japan geduldet zu werden, nicht
gescheut hätten, das Bild unsers Heilandes mit
Füßen zu treten. Noch andre dieser Herren
haben in ihren Relationen ausgestreut, daß die
Holländer, wie sie bey der harten Verfolgung
in Japan wären befragt worden: ob sie Chri-
sten wären? geantwortet hätten: Nein, son-
dern sie wären Holländer.
Was den ersten

Vorwurf

ſchaft aushalten; denn ſo kann man mit
Recht unſern Auffenthalt in Deſima nen-
nen. Sie ſtehen deswegen unendlich har-
te Begegnungen, von einer fremden und
heydniſchen Nation aus: begeben ſich
der Feyrung des Gottesdienſtes und der
Sonntage und Feſttage: ſie enthalten
ſich des oͤffentlichen Betens und Singens:
ſie enthalten ſich in Gegenwart der Lan-
deseinwohner des Zeichen des Kreuzes
und des Namens Jeſu und uͤberhaupt
aller Merkmale des Chriſtenthums, und
erdulden endlich alle beleidigende Begeg-
nungen dieſer ſtolzen Unglaͤubigen nieder-
traͤchtig und gelaſſen, welches fuͤr ein
edles Gemuͤth die verdrießlichſte Sache
von der Welt iſt.

Die Catholiſchen Miſſionair und Schrift-
ſteller haben zu dieſen, freylich nur allzu wah-
ren Vorwuͤrfen, noch eine große Menge anderer
hinzugefuͤgt, die aber doch blos Neid und Ab-
gunſt gezeugt haben. Einige der catholiſchen
Schriftſteller melden, daß ſich die Hollaͤnder,
um nur in Japan geduldet zu werden, nicht
geſcheut haͤtten, das Bild unſers Heilandes mit
Fuͤßen zu treten. Noch andre dieſer Herren
haben in ihren Relationen ausgeſtreut, daß die
Hollaͤnder, wie ſie bey der harten Verfolgung
in Japan waͤren befragt worden: ob ſie Chri-
ſten waͤren? geantwortet haͤtten: Nein, ſon-
dern ſie waͤren Hollaͤnder.
Was den erſten

Vorwurf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0135" n="109"/> <hi rendition="#fr">&#x017F;chaft aushalten; denn &#x017F;o kann man mit<lb/>
Recht un&#x017F;ern Auffenthalt in De&#x017F;ima nen-<lb/>
nen. Sie &#x017F;tehen deswegen unendlich har-<lb/>
te Begegnungen, von einer fremden und<lb/>
heydni&#x017F;chen Nation aus: begeben &#x017F;ich<lb/>
der Feyrung des Gottesdien&#x017F;tes und der<lb/>
Sonntage und Fe&#x017F;ttage: &#x017F;ie enthalten<lb/>
&#x017F;ich des o&#x0364;ffentlichen Betens und Singens:<lb/>
&#x017F;ie enthalten &#x017F;ich in Gegenwart der Lan-<lb/>
deseinwohner des Zeichen des Kreuzes<lb/>
und des Namens Je&#x017F;u und u&#x0364;berhaupt<lb/>
aller Merkmale des Chri&#x017F;tenthums, und<lb/>
erdulden endlich alle beleidigende Begeg-<lb/>
nungen die&#x017F;er &#x017F;tolzen Ungla&#x0364;ubigen nieder-<lb/>
tra&#x0364;chtig und gela&#x017F;&#x017F;en, welches fu&#x0364;r ein<lb/>
edles Gemu&#x0364;th die verdrießlich&#x017F;te Sache<lb/>
von der Welt i&#x017F;t.</hi> </p><lb/>
          <p>Die Catholi&#x017F;chen Mi&#x017F;&#x017F;ionair und Schrift-<lb/>
&#x017F;teller haben zu die&#x017F;en, freylich nur allzu wah-<lb/>
ren Vorwu&#x0364;rfen, noch eine große Menge anderer<lb/>
hinzugefu&#x0364;gt, die aber doch blos Neid und Ab-<lb/>
gun&#x017F;t gezeugt haben. Einige der catholi&#x017F;chen<lb/>
Schrift&#x017F;teller melden, daß &#x017F;ich die Holla&#x0364;nder,<lb/>
um nur in Japan geduldet zu werden, nicht<lb/>
ge&#x017F;cheut ha&#x0364;tten, das Bild un&#x017F;ers Heilandes mit<lb/>
Fu&#x0364;ßen zu treten. Noch andre die&#x017F;er Herren<lb/>
haben in ihren Relationen ausge&#x017F;treut, daß die<lb/>
Holla&#x0364;nder, wie &#x017F;ie bey der harten Verfolgung<lb/>
in Japan wa&#x0364;ren befragt worden: ob &#x017F;ie Chri-<lb/>
&#x017F;ten wa&#x0364;ren? geantwortet ha&#x0364;tten: <hi rendition="#fr">Nein, &#x017F;on-<lb/>
dern &#x017F;ie wa&#x0364;ren Holla&#x0364;nder.</hi> Was den er&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vorwurf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0135] ſchaft aushalten; denn ſo kann man mit Recht unſern Auffenthalt in Deſima nen- nen. Sie ſtehen deswegen unendlich har- te Begegnungen, von einer fremden und heydniſchen Nation aus: begeben ſich der Feyrung des Gottesdienſtes und der Sonntage und Feſttage: ſie enthalten ſich des oͤffentlichen Betens und Singens: ſie enthalten ſich in Gegenwart der Lan- deseinwohner des Zeichen des Kreuzes und des Namens Jeſu und uͤberhaupt aller Merkmale des Chriſtenthums, und erdulden endlich alle beleidigende Begeg- nungen dieſer ſtolzen Unglaͤubigen nieder- traͤchtig und gelaſſen, welches fuͤr ein edles Gemuͤth die verdrießlichſte Sache von der Welt iſt. Die Catholiſchen Miſſionair und Schrift- ſteller haben zu dieſen, freylich nur allzu wah- ren Vorwuͤrfen, noch eine große Menge anderer hinzugefuͤgt, die aber doch blos Neid und Ab- gunſt gezeugt haben. Einige der catholiſchen Schriftſteller melden, daß ſich die Hollaͤnder, um nur in Japan geduldet zu werden, nicht geſcheut haͤtten, das Bild unſers Heilandes mit Fuͤßen zu treten. Noch andre dieſer Herren haben in ihren Relationen ausgeſtreut, daß die Hollaͤnder, wie ſie bey der harten Verfolgung in Japan waͤren befragt worden: ob ſie Chri- ſten waͤren? geantwortet haͤtten: Nein, ſon- dern ſie waͤren Hollaͤnder. Was den erſten Vorwurf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/135
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/135>, abgerufen am 22.11.2024.