Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

wie bereits gesagt, zu Jeddo, mitten unter einem
zahlreichen Hofstaate, welcher aus den Vornehm-
sten des Reichs besteht. Einige sind unmittel-
bar dem Dienste seiner Person gewidmet; andre
kommen nur von Zeit zu Zeit, ihm die Aufwar-
tung zu machen; ein unveränderliches Gesetz
aber verbindet alle, sich wenigstens sechs Mona-
the im Jahr in der Hauptstadt aufzuhalten.
Ehe sie in Jeddo ankommen, wird ihr Gepäcke
von Kayserlichen Commissarien untersucht, diese
aber haben den schärfsten Befehl, keine Gewehre
in die Stadt einzulassen. Der Kayser sorgt
mit aller Mühe dafür, sie in der Unterwürfig-
keit zu erhalten. Um sie zu schwächen, zerglie-
dert er ihre Güter, ja er selbst schmiedet die
Heyrathen aller, die an seinem Hofe sind.
Die Weiber, die nun auf die Weise von seiner
Hand kommen, genießen eines großen Vorzugs.
Man bauet ihnen Palläste, richtet ihr Haus-
wesen ein, und giebt ihnen eine Menge Frauen-
zimmer zu ihrer Bedienung. Diese Mädchen,
welche gemeiniglich aus den besten Familien sind,
müssen eine gewisse Anzahl von Jahren bey ih-
nen dienen, und werden hernach, ihrem Stande
gemäß, verheyrathet.

Der Cubo hält eine Leibwache von unge-
fähr sechs tausend Mann. Außer dieser unter-
hält er zu Friedenszeiten zwanzig tausend Mann
Reuterey, und hundert tausend Mann Infan-
teristen. Zu Kriegeszeiten muß jeder Fürst und
jeder Edelmann insbesondere zu Felde gehen,

und
F 2

wie bereits geſagt, zu Jeddo, mitten unter einem
zahlreichen Hofſtaate, welcher aus den Vornehm-
ſten des Reichs beſteht. Einige ſind unmittel-
bar dem Dienſte ſeiner Perſon gewidmet; andre
kommen nur von Zeit zu Zeit, ihm die Aufwar-
tung zu machen; ein unveraͤnderliches Geſetz
aber verbindet alle, ſich wenigſtens ſechs Mona-
the im Jahr in der Hauptſtadt aufzuhalten.
Ehe ſie in Jeddo ankommen, wird ihr Gepaͤcke
von Kayſerlichen Commiſſarien unterſucht, dieſe
aber haben den ſchaͤrfſten Befehl, keine Gewehre
in die Stadt einzulaſſen. Der Kayſer ſorgt
mit aller Muͤhe dafuͤr, ſie in der Unterwuͤrfig-
keit zu erhalten. Um ſie zu ſchwaͤchen, zerglie-
dert er ihre Guͤter, ja er ſelbſt ſchmiedet die
Heyrathen aller, die an ſeinem Hofe ſind.
Die Weiber, die nun auf die Weiſe von ſeiner
Hand kommen, genießen eines großen Vorzugs.
Man bauet ihnen Pallaͤſte, richtet ihr Haus-
weſen ein, und giebt ihnen eine Menge Frauen-
zimmer zu ihrer Bedienung. Dieſe Maͤdchen,
welche gemeiniglich aus den beſten Familien ſind,
muͤſſen eine gewiſſe Anzahl von Jahren bey ih-
nen dienen, und werden hernach, ihrem Stande
gemaͤß, verheyrathet.

Der Cubo haͤlt eine Leibwache von unge-
faͤhr ſechs tauſend Mann. Außer dieſer unter-
haͤlt er zu Friedenszeiten zwanzig tauſend Mann
Reuterey, und hundert tauſend Mann Infan-
teriſten. Zu Kriegeszeiten muß jeder Fuͤrſt und
jeder Edelmann insbeſondere zu Felde gehen,

und
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="83"/>
wie bereits ge&#x017F;agt, zu Jeddo, mitten unter einem<lb/>
zahlreichen Hof&#x017F;taate, welcher aus den Vornehm-<lb/>
&#x017F;ten des Reichs be&#x017F;teht. Einige &#x017F;ind unmittel-<lb/>
bar dem Dien&#x017F;te &#x017F;einer Per&#x017F;on gewidmet; andre<lb/>
kommen nur von Zeit zu Zeit, ihm die Aufwar-<lb/>
tung zu machen; ein unvera&#x0364;nderliches Ge&#x017F;etz<lb/>
aber verbindet alle, &#x017F;ich wenig&#x017F;tens &#x017F;echs Mona-<lb/>
the im Jahr in der Haupt&#x017F;tadt aufzuhalten.<lb/>
Ehe &#x017F;ie in Jeddo ankommen, wird ihr Gepa&#x0364;cke<lb/>
von Kay&#x017F;erlichen Commi&#x017F;&#x017F;arien unter&#x017F;ucht, die&#x017F;e<lb/>
aber haben den &#x017F;cha&#x0364;rf&#x017F;ten Befehl, keine Gewehre<lb/>
in die Stadt einzula&#x017F;&#x017F;en. Der Kay&#x017F;er &#x017F;orgt<lb/>
mit aller Mu&#x0364;he dafu&#x0364;r, &#x017F;ie in der Unterwu&#x0364;rfig-<lb/>
keit zu erhalten. Um &#x017F;ie zu &#x017F;chwa&#x0364;chen, zerglie-<lb/>
dert er ihre Gu&#x0364;ter, ja er &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chmiedet die<lb/>
Heyrathen aller, die an &#x017F;einem Hofe &#x017F;ind.<lb/>
Die Weiber, die nun auf die Wei&#x017F;e von &#x017F;einer<lb/>
Hand kommen, genießen eines großen Vorzugs.<lb/>
Man bauet ihnen Palla&#x0364;&#x017F;te, richtet ihr Haus-<lb/>
we&#x017F;en ein, und giebt ihnen eine Menge Frauen-<lb/>
zimmer zu ihrer Bedienung. Die&#x017F;e Ma&#x0364;dchen,<lb/>
welche gemeiniglich aus den be&#x017F;ten Familien &#x017F;ind,<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl von Jahren bey ih-<lb/>
nen dienen, und werden hernach, ihrem Stande<lb/>
gema&#x0364;ß, verheyrathet.</p><lb/>
          <p>Der Cubo ha&#x0364;lt eine <hi rendition="#fr">Leibwache</hi> von unge-<lb/>
fa&#x0364;hr &#x017F;echs tau&#x017F;end Mann. Außer die&#x017F;er unter-<lb/>
ha&#x0364;lt er zu Friedenszeiten zwanzig tau&#x017F;end Mann<lb/>
Reuterey, und hundert tau&#x017F;end Mann Infan-<lb/>
teri&#x017F;ten. Zu Kriegeszeiten muß jeder Fu&#x0364;r&#x017F;t und<lb/>
jeder Edelmann insbe&#x017F;ondere zu Felde gehen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0109] wie bereits geſagt, zu Jeddo, mitten unter einem zahlreichen Hofſtaate, welcher aus den Vornehm- ſten des Reichs beſteht. Einige ſind unmittel- bar dem Dienſte ſeiner Perſon gewidmet; andre kommen nur von Zeit zu Zeit, ihm die Aufwar- tung zu machen; ein unveraͤnderliches Geſetz aber verbindet alle, ſich wenigſtens ſechs Mona- the im Jahr in der Hauptſtadt aufzuhalten. Ehe ſie in Jeddo ankommen, wird ihr Gepaͤcke von Kayſerlichen Commiſſarien unterſucht, dieſe aber haben den ſchaͤrfſten Befehl, keine Gewehre in die Stadt einzulaſſen. Der Kayſer ſorgt mit aller Muͤhe dafuͤr, ſie in der Unterwuͤrfig- keit zu erhalten. Um ſie zu ſchwaͤchen, zerglie- dert er ihre Guͤter, ja er ſelbſt ſchmiedet die Heyrathen aller, die an ſeinem Hofe ſind. Die Weiber, die nun auf die Weiſe von ſeiner Hand kommen, genießen eines großen Vorzugs. Man bauet ihnen Pallaͤſte, richtet ihr Haus- weſen ein, und giebt ihnen eine Menge Frauen- zimmer zu ihrer Bedienung. Dieſe Maͤdchen, welche gemeiniglich aus den beſten Familien ſind, muͤſſen eine gewiſſe Anzahl von Jahren bey ih- nen dienen, und werden hernach, ihrem Stande gemaͤß, verheyrathet. Der Cubo haͤlt eine Leibwache von unge- faͤhr ſechs tauſend Mann. Außer dieſer unter- haͤlt er zu Friedenszeiten zwanzig tauſend Mann Reuterey, und hundert tauſend Mann Infan- teriſten. Zu Kriegeszeiten muß jeder Fuͤrſt und jeder Edelmann insbeſondere zu Felde gehen, und F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/109
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/109>, abgerufen am 23.11.2024.