das Logis kommt, wo der Boden gewöhnlich mit Teppichen belegt ist. Die Schuhe sind von grünem Chagrin oder auch wohl von einer an- dern Farbe. Die Sohlen solcher Schuhe sind sehr dünne, und nicht dicker als ein Karten- blatt, dabey aber sind sie von dem schönsten Le- der. Einige Schuhe bestehen oben aus Leder; einige hingegen aus gestrickter Baumwolle. Diese letzte Art ist nicht nur stärker, sondern sie passen auch sehr gut, und der Fuß kann nicht darinn hin und her glitschen. Beym Anziehen derselben muß man ein gewisses Instrument haben; sonst kann man sehr bequem darinn ge- hen und laufen. -- Die armen Leute machen die Sohlen aus Cameelleder, weil dieses viel dauerhafter als anderes Leder ist. Indessen hat es doch die große Unbequemlichkeit, daß es sehr weich ist, und das Wasser, wie ein Schwamm, an sich zieht. Die Landleute ma- chen ihre Schuhsohlen aus Lumpen und Stü- cken Leinwand, die sie auf eine artige Weise in Ordnung zu bringen wissen.
Der Turban -- den sie in ihrer Sprache Dulbend nennen -- macht das schönste Stück ihrer Kleidung aus. Er ist so schwer, daß man sich in der That darüber wundern muß, wie sie eine solche Last auf dem Kopfe tragen können. -- Sie wiegen manchmal zwölf bis funfzehn Pfund; die leichtesten aber etwa halb so viel. Diese Turbans bestehen unten aus grober Lein- wand, welche ordentlicher Weise die Form
macht.
das Logis kommt, wo der Boden gewoͤhnlich mit Teppichen belegt iſt. Die Schuhe ſind von gruͤnem Chagrin oder auch wohl von einer an- dern Farbe. Die Sohlen ſolcher Schuhe ſind ſehr duͤnne, und nicht dicker als ein Karten- blatt, dabey aber ſind ſie von dem ſchoͤnſten Le- der. Einige Schuhe beſtehen oben aus Leder; einige hingegen aus geſtrickter Baumwolle. Dieſe letzte Art iſt nicht nur ſtaͤrker, ſondern ſie paſſen auch ſehr gut, und der Fuß kann nicht darinn hin und her glitſchen. Beym Anziehen derſelben muß man ein gewiſſes Inſtrument haben; ſonſt kann man ſehr bequem darinn ge- hen und laufen. — Die armen Leute machen die Sohlen aus Cameelleder, weil dieſes viel dauerhafter als anderes Leder iſt. Indeſſen hat es doch die große Unbequemlichkeit, daß es ſehr weich iſt, und das Waſſer, wie ein Schwamm, an ſich zieht. Die Landleute ma- chen ihre Schuhſohlen aus Lumpen und Stuͤ- cken Leinwand, die ſie auf eine artige Weiſe in Ordnung zu bringen wiſſen.
Der Turban — den ſie in ihrer Sprache Dulbend nennen — macht das ſchoͤnſte Stuͤck ihrer Kleidung aus. Er iſt ſo ſchwer, daß man ſich in der That daruͤber wundern muß, wie ſie eine ſolche Laſt auf dem Kopfe tragen koͤnnen. — Sie wiegen manchmal zwoͤlf bis funfzehn Pfund; die leichteſten aber etwa halb ſo viel. Dieſe Turbans beſtehen unten aus grober Lein- wand, welche ordentlicher Weiſe die Form
macht.
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das Logis kommt, wo der Boden gewoͤhnlich
mit Teppichen belegt iſt. Die Schuhe ſind von
gruͤnem Chagrin oder auch wohl von einer an-
dern Farbe. Die Sohlen ſolcher Schuhe ſind
ſehr duͤnne, und nicht dicker als ein Karten-
blatt, dabey aber ſind ſie von dem ſchoͤnſten Le-
der. Einige Schuhe beſtehen oben aus Leder;
einige hingegen aus geſtrickter Baumwolle.
Dieſe letzte Art iſt nicht nur ſtaͤrker, ſondern
ſie paſſen auch ſehr gut, und der Fuß kann nicht
darinn hin und her glitſchen. Beym Anziehen
derſelben muß man ein gewiſſes Inſtrument
haben; ſonſt kann man ſehr bequem darinn ge-
hen und laufen. — Die armen Leute machen
die Sohlen aus Cameelleder, weil dieſes viel
dauerhafter als anderes Leder iſt. Indeſſen
hat es doch die große Unbequemlichkeit, daß es
ſehr weich iſt, und das Waſſer, wie ein
Schwamm, an ſich zieht. Die Landleute ma-
chen ihre Schuhſohlen aus Lumpen und Stuͤ-
cken Leinwand, die ſie auf eine artige Weiſe in
Ordnung zu bringen wiſſen.
Der Turban — den ſie in ihrer Sprache
Dulbend nennen — macht das ſchoͤnſte Stuͤck
ihrer Kleidung aus. Er iſt ſo ſchwer, daß man
ſich in der That daruͤber wundern muß, wie ſie
eine ſolche Laſt auf dem Kopfe tragen koͤnnen. —
Sie wiegen manchmal zwoͤlf bis funfzehn
Pfund; die leichteſten aber etwa halb ſo viel.
Dieſe Turbans beſtehen unten aus grober Lein-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/54>, abgerufen am 24.11.2024.
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