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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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Handschrift entlehnt. Seine Begriffe, die er
von der Gottheit hat, sind die vernünftigsten,
welche man ohne die Offenbarung erhalten
kann.

Die Chineser hegen noch bis auf den jetzi-
gen Tag für das Andenken dieses Philosophen
die größeste Hochachtung und Ehrerbietigkeit.
Man richtete ihm, nach seinem Tode, auf dem
Platze, wo er seine Schüler zusammen kom-
men ließ, ein sehr prächtiges Grabmal auf.
Nach der Zeit aber ist dieser Ort mit einer
Mauer eingefaßt worden, und sieht gegenwär-
tig einer kleinen Stadt nicht unähnlich. Man
sieht noch jetzt in einer jeden Stadt ein öffent-
liches Gebäude, in welchem sich jährlich die
Mandarinen und Gelehrten an gewissen Tagen
versammeln und dem Confucius gewisse Arten
von Verehrung erweisen, welches mit den
Opfern ziemlich einerley ist. Die Ehrerbietung
geht so weit, daß eine vornehme obrigkeitliche
Person, wenn sie vor seinem Ehrentempel vor-
bey getragen wird, allemal von dem Tragses-
sel absteigt. Wer ein Mandarin werden oder
ein anders öffentliches Amt haben will, muß,
den Lehrsätzen des Confucius gemäß, vorher
die Doctorwürde annehmen. -- Seine Nach-
kommen stehen noch bis auf den heutigen Tag
in besonderer Hochachtung, und genießen vor
andern, und in gewissen Stücken selbst vor den
Prinzen von Geblüt, große Vorzüge, indem

sie

Handſchrift entlehnt. Seine Begriffe, die er
von der Gottheit hat, ſind die vernuͤnftigſten,
welche man ohne die Offenbarung erhalten
kann.

Die Chineſer hegen noch bis auf den jetzi-
gen Tag fuͤr das Andenken dieſes Philoſophen
die groͤßeſte Hochachtung und Ehrerbietigkeit.
Man richtete ihm, nach ſeinem Tode, auf dem
Platze, wo er ſeine Schuͤler zuſammen kom-
men ließ, ein ſehr praͤchtiges Grabmal auf.
Nach der Zeit aber iſt dieſer Ort mit einer
Mauer eingefaßt worden, und ſieht gegenwaͤr-
tig einer kleinen Stadt nicht unaͤhnlich. Man
ſieht noch jetzt in einer jeden Stadt ein oͤffent-
liches Gebaͤude, in welchem ſich jaͤhrlich die
Mandarinen und Gelehrten an gewiſſen Tagen
verſammeln und dem Confucius gewiſſe Arten
von Verehrung erweiſen, welches mit den
Opfern ziemlich einerley iſt. Die Ehrerbietung
geht ſo weit, daß eine vornehme obrigkeitliche
Perſon, wenn ſie vor ſeinem Ehrentempel vor-
bey getragen wird, allemal von dem Tragſeſ-
ſel abſteigt. Wer ein Mandarin werden oder
ein anders oͤffentliches Amt haben will, muß,
den Lehrſaͤtzen des Confucius gemaͤß, vorher
die Doctorwuͤrde annehmen. — Seine Nach-
kommen ſtehen noch bis auf den heutigen Tag
in beſonderer Hochachtung, und genießen vor
andern, und in gewiſſen Stuͤcken ſelbſt vor den
Prinzen von Gebluͤt, große Vorzuͤge, indem

ſie
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[286/0306] Handſchrift entlehnt. Seine Begriffe, die er von der Gottheit hat, ſind die vernuͤnftigſten, welche man ohne die Offenbarung erhalten kann. Die Chineſer hegen noch bis auf den jetzi- gen Tag fuͤr das Andenken dieſes Philoſophen die groͤßeſte Hochachtung und Ehrerbietigkeit. Man richtete ihm, nach ſeinem Tode, auf dem Platze, wo er ſeine Schuͤler zuſammen kom- men ließ, ein ſehr praͤchtiges Grabmal auf. Nach der Zeit aber iſt dieſer Ort mit einer Mauer eingefaßt worden, und ſieht gegenwaͤr- tig einer kleinen Stadt nicht unaͤhnlich. Man ſieht noch jetzt in einer jeden Stadt ein oͤffent- liches Gebaͤude, in welchem ſich jaͤhrlich die Mandarinen und Gelehrten an gewiſſen Tagen verſammeln und dem Confucius gewiſſe Arten von Verehrung erweiſen, welches mit den Opfern ziemlich einerley iſt. Die Ehrerbietung geht ſo weit, daß eine vornehme obrigkeitliche Perſon, wenn ſie vor ſeinem Ehrentempel vor- bey getragen wird, allemal von dem Tragſeſ- ſel abſteigt. Wer ein Mandarin werden oder ein anders oͤffentliches Amt haben will, muß, den Lehrſaͤtzen des Confucius gemaͤß, vorher die Doctorwuͤrde annehmen. — Seine Nach- kommen ſtehen noch bis auf den heutigen Tag in beſonderer Hochachtung, und genießen vor andern, und in gewiſſen Stuͤcken ſelbſt vor den Prinzen von Gebluͤt, große Vorzuͤge, indem ſie

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/306>, abgerufen am 09.11.2024.