[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.gen placirt. *) Diejenigen genießen die meiste ben *) Beym Martini Histor. sinic. libro 10. temp.
II. findet man eine auffallende Geschichte von der Keuschheit und Zucht einer Beyschläferinn, worinn sich der Kayser Kang-hi, wegen ihrer Schönheit, ihres Witzes so sehr verliebt hatte, daß er sie aus der letzten Klasse in die erste hat versetzen wollen. Die bescheidene Weigerung dieser Forderung, die sowohl dem Kayser als sei- ner rechtmäßigen Gemahlinn gefiel, soll diese gewesen seyn: Aus einigen eurer alten Gemähl- de hab ich gelernt, daß gute Kayser sonst niemand als die treuesten Minister um ihre Person gelassen; ich habe aber auch gelernt, daß nichtswürdige Kayser sich ein Verguügen daraus gemacht haben, eine solche Race von Weibern um sich zu haben, welche sie zu den schändlichsten La- stern reitzen. Ihr wollt mich itzt über eure kayserli- che Gemahlinn erhöhen! Nehmet euch aber, ich bitte euch darum, in Acht, daß dieser Schritt euch nicht in die Zahl böser Kayser versetze. Ich für meine Person, ob ich gleich stolz darauf bin euch bestens empfohlen worden zu seyn, und von wahrer Liebe und Hochachtung gegen euch angefachet bin, kann es nicht zugeben, daß ihr die Anzahl schlechter Kayser, und ich die Anzahl schlechter Weiber vermehre. Ihr habt eine Kayserinn, die alle Tugenden besitzt, und eurer ganz würdig ist. Dieser allein ge- bührt es, stets um euch zu seyn, nicht aber ei- ner solchen Person, wie ich, die ich weiter nichts als eine Dienerinn von beyden bin! -- gen placirt. *) Diejenigen genießen die meiſte ben *) Beym Martini Hiſtor. ſinic. libro 10. temp.
II. findet man eine auffallende Geſchichte von der Keuſchheit und Zucht einer Beyſchlaͤferinn, worinn ſich der Kayſer Kang-hi, wegen ihrer Schoͤnheit, ihres Witzes ſo ſehr verliebt hatte, daß er ſie aus der letzten Klaſſe in die erſte hat verſetzen wollen. Die beſcheidene Weigerung dieſer Forderung, die ſowohl dem Kayſer als ſei- ner rechtmaͤßigen Gemahlinn gefiel, ſoll dieſe geweſen ſeyn: Aus einigen eurer alten Gemaͤhl- de hab ich gelernt, daß gute Kayſer ſonſt niemand als die treueſten Miniſter um ihre Perſon gelaſſen; ich habe aber auch gelernt, daß nichtswuͤrdige Kayſer ſich ein Verguuͤgen daraus gemacht haben, eine ſolche Race von Weibern um ſich zu haben, welche ſie zu den ſchaͤndlichſten La- ſtern reitzen. Ihr wollt mich itzt uͤber eure kayſerli- che Gemahlinn erhoͤhen! Nehmet euch aber, ich bitte euch darum, in Acht, daß dieſer Schritt euch nicht in die Zahl boͤſer Kayſer verſetze. Ich fuͤr meine Perſon, ob ich gleich ſtolz darauf bin euch beſtens empfohlen worden zu ſeyn, und von wahrer Liebe und Hochachtung gegen euch angefachet bin, kann es nicht zugeben, daß ihr die Anzahl ſchlechter Kayſer, und ich die Anzahl ſchlechter Weiber vermehre. Ihr habt eine Kayſerinn, die alle Tugenden beſitzt, und eurer ganz wuͤrdig iſt. Dieſer allein ge- buͤhrt es, ſtets um euch zu ſeyn, nicht aber ei- ner ſolchen Perſon, wie ich, die ich weiter nichts als eine Dienerinn von beyden bin! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0282" n="262"/> gen placirt. <note place="foot" n="*)">Beym <hi rendition="#fr">Martini</hi> <hi rendition="#aq">Hiſtor. ſinic. libro 10. temp.<lb/> II.</hi> findet man eine auffallende Geſchichte von<lb/> der Keuſchheit und Zucht einer Beyſchlaͤferinn,<lb/> worinn ſich der Kayſer Kang-hi, wegen ihrer<lb/> Schoͤnheit, ihres Witzes ſo ſehr verliebt hatte,<lb/> daß er ſie aus der letzten Klaſſe in die erſte hat<lb/> verſetzen wollen. Die beſcheidene Weigerung<lb/> dieſer Forderung, die ſowohl dem Kayſer als ſei-<lb/> ner rechtmaͤßigen Gemahlinn gefiel, ſoll dieſe<lb/> geweſen ſeyn: Aus einigen eurer alten Gemaͤhl-<lb/> de hab ich gelernt, daß gute Kayſer ſonſt niemand<lb/> als die treueſten Miniſter um ihre Perſon gelaſſen;<lb/> ich habe aber auch gelernt, daß <hi rendition="#fr">nichtswuͤrdige<lb/> Kayſer ſich ein Verguuͤgen daraus gemacht<lb/> haben, eine ſolche Race von Weibern um<lb/> ſich zu haben,</hi> welche ſie zu den ſchaͤndlichſten La-<lb/> ſtern reitzen. Ihr wollt mich itzt uͤber eure kayſerli-<lb/> che Gemahlinn erhoͤhen! Nehmet euch aber,<lb/> ich bitte euch darum, in Acht, daß dieſer Schritt<lb/> euch nicht in die Zahl boͤſer Kayſer verſetze. Ich<lb/> fuͤr meine Perſon, ob ich gleich ſtolz darauf<lb/> bin euch beſtens empfohlen worden zu ſeyn,<lb/> und von wahrer Liebe und Hochachtung gegen<lb/> euch angefachet bin, kann es nicht zugeben, daß<lb/> ihr die Anzahl ſchlechter Kayſer, und ich die<lb/> Anzahl ſchlechter Weiber vermehre. Ihr<lb/> habt eine Kayſerinn, die alle Tugenden beſitzt,<lb/> und eurer ganz wuͤrdig iſt. Dieſer allein ge-<lb/> buͤhrt es, ſtets um euch zu ſeyn, nicht aber ei-<lb/> ner ſolchen Perſon, wie ich, die ich weiter nichts<lb/> als eine Dienerinn von beyden bin! —</note> Diejenigen genießen die meiſte<lb/> Achtung, welche dem Kayſer die meiſten Kin-<lb/> der gebaͤhren, wenn ſie gleich weit weniger ſind<lb/> als die rechtmaͤßige Kayſerinn. Indeſſen ha-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [262/0282]
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Achtung, welche dem Kayſer die meiſten Kin-
der gebaͤhren, wenn ſie gleich weit weniger ſind
als die rechtmaͤßige Kayſerinn. Indeſſen ha-
ben
*) Beym Martini Hiſtor. ſinic. libro 10. temp.
II. findet man eine auffallende Geſchichte von
der Keuſchheit und Zucht einer Beyſchlaͤferinn,
worinn ſich der Kayſer Kang-hi, wegen ihrer
Schoͤnheit, ihres Witzes ſo ſehr verliebt hatte,
daß er ſie aus der letzten Klaſſe in die erſte hat
verſetzen wollen. Die beſcheidene Weigerung
dieſer Forderung, die ſowohl dem Kayſer als ſei-
ner rechtmaͤßigen Gemahlinn gefiel, ſoll dieſe
geweſen ſeyn: Aus einigen eurer alten Gemaͤhl-
de hab ich gelernt, daß gute Kayſer ſonſt niemand
als die treueſten Miniſter um ihre Perſon gelaſſen;
ich habe aber auch gelernt, daß nichtswuͤrdige
Kayſer ſich ein Verguuͤgen daraus gemacht
haben, eine ſolche Race von Weibern um
ſich zu haben, welche ſie zu den ſchaͤndlichſten La-
ſtern reitzen. Ihr wollt mich itzt uͤber eure kayſerli-
che Gemahlinn erhoͤhen! Nehmet euch aber,
ich bitte euch darum, in Acht, daß dieſer Schritt
euch nicht in die Zahl boͤſer Kayſer verſetze. Ich
fuͤr meine Perſon, ob ich gleich ſtolz darauf
bin euch beſtens empfohlen worden zu ſeyn,
und von wahrer Liebe und Hochachtung gegen
euch angefachet bin, kann es nicht zugeben, daß
ihr die Anzahl ſchlechter Kayſer, und ich die
Anzahl ſchlechter Weiber vermehre. Ihr
habt eine Kayſerinn, die alle Tugenden beſitzt,
und eurer ganz wuͤrdig iſt. Dieſer allein ge-
buͤhrt es, ſtets um euch zu ſeyn, nicht aber ei-
ner ſolchen Perſon, wie ich, die ich weiter nichts
als eine Dienerinn von beyden bin! —
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